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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Hochhäuser gegenüber. Ab und zu, wenn der Wind gut steht, weht eine kühle Brise vom Teich rüber, der fast bis zu unseren Füßen reicht. Die Luft riecht schon ein bisschen nach Abend; noch eine halbe Stunde, und der Ofen KL kühlt sich endlich ab. Ich starte unser Spiel mit etwas Einfachem.
    »John Cusack?«
    Der Beifahrer lästert gierig los: »Ging direkt nach dem Volltreffer über die Wupper. Dreht heute romantische Komödien, in denen sich Hundebesitzer im reifen Alter ineinander verlieben.«
    Also etwa schwieriger.
    »Arnold Schwarzenegg ...«
    »... angezählt nach dem Film mit Danny DeVito, in dem er einen schwangeren Mann spielt, ausgeknockt mit Jingle all the Way, diesem unsäglichen Weihnachtsscheiß!«
    »Rocky?«
    Wie jeder Junge unseres Jahrgangs hat auch Nick irgendwann mal ein rohes Ei runtergewürgt, um für einen Moment so wie Rocky zu sein; doch wie bei vielen anderen hielt der so geschlossene Bund mit Mister Balboa nicht allzu lange.
    »Teil III, als Stallone gegen Hulk Hogan kämpft. Da wurde Rocky zur Witzfigur«, rattert Nick voller Abscheu runter.
    »Star Wars?«
    Er muss zögern.
    »Eigentlich würde ich sagen Episode I, der Moment, in dem angedeutet wird, dass Anakin Skywalker unbefleckt empfangen wurde.«
    Kurze Denkpause.
    » Aber eigentlich war Lucas schon mit den Ewoks in der Rückkehr der Jedi-Ritter über die Wupper gegangen.«
    Ich sehe da einen größeren Zusammenhang.
    »Vielleicht auch schon vorher? Star Wars gehört zu den Sachen, die - wenn man mal richtig drüber nachdenkt - nur als Idee gut sind und die sich ohne den Nostalgiefaktor in nichts auflösen.«
    Nick guckt so angewidert, als müsste er Haare aus einem verstopften Waschbecken ziehen. Wenn ihm ein Gedanke gefällt, dann der, dass die Klassiker, wie er sie nennt - also alles, was in seiner Kindheit cool war -, eben doch keine Klassiker sind. Dass die Filme, Spiele und Helden am berühmten Ende des Tages über das reine Ey-weißte-noch-Geschwärme hinaus überhaupt keinen Wert haben. Für ihn undenkbar. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass die alten Sachen fast immer auch besser sind. Deshalb spielt er auch so gerne bei über die Wupper mit: Es gibt ihm die Gelegenheit, ganz genau festzulegen, wann das Neue kam - und damit der Abstieg begann. Sein Gegenangriff lässt nicht lange auf sich warten, und er startet ihn, gar nicht doof, über die erotische Flanke: » Prinzessin Leia im Metallbikini hat also keinen Wert?«
    Augenzwinkern. Ein fieser Trick. Mir bleibt nichts übrig, als zu kapitulieren.
    »Okay, der Punkt geht an dich.«
    So richtig scheint sich Nickybaby aber nicht über den Sieg zu freuen. Zwischen seinen Augenbrauen wirft sich diese Falte auf, in die er seine gesamte Sorge über die Welt von heute packt - ein sicherer Vorbote für einen nahenden Retroanfall. Und dann ist es auch schon so weit. Mit düsterer Miene beginnt er, in seine Biertüte hineinzulamentieren.
    »Gibt es überhaupt wen, der nicht über die Wupper gegangen ist?«
    So leicht darf der Yesterday Man nicht gewinnen!
    »Klar: Eastwood, Bowie, James Last. Alle top bis zum Schluss.«
    Obwohl er eigentlich nicht will, muss Nick grinsen. Doch dann setzt er zur nächsten Strophe in seinem großen Klagelied über die Welt an, die über die Wupper gegangen ist.
    »Nehmen wir mal die Nasa ...«
    Ein bitteres Beispiel, stimmt. Niemand genoss bei uns früher mehr Respekt als die Nasa. Alles, was die Jungs in Houston anpackten, war perfekt, am technischen Limit, ausgereift. Deshalb mussten alle Sachen, die auch nur im Entferntesten mit der Nasa oder mit Raumflug zu tun hatten, angeschafft werden - bis hin zum Astronauten-Kuli, der auch in Schwerelosigkeit oder an der Decke schreiben konnte. Nasa, das war Nerdtum in Vollendung. Eine Traumwelt. von der jeder ein Stückchen abhaben wollte. Deshalb wird es am Ende dieser Mission nochmal ordentlich krachen, nämlich dann, wenn es darum geht, wer den Grid behalten darf - den Space-Shuttle-Laptop! Mitte der Achtziger ging dann der Scheiß los: Challenger - okay, konnte man noch als bedauerlichen Unfall abtun. Dann haben die Ingenieure Meter mit Fuss verwechselt und so die Marssonde Climate Orbiter noch vor der Landung gegrillt. Und spätestens als rauskam, dass die Nasa die einzigen hochauflösenden Filmaufnahmen von der Mondlandung ein paar Jahre lang verbummelt hatte, krepierte die Legende. Der Stoff, aus dem die Helden waren, wurde plötzlich der Stoff, aus dem billige Witze sind. Nicks Stimme senkt

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