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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Lärm und den Wolken von Teenieschweiß, die durch den flachen Schlauch wabern. Außerdem stecken wir seit drei Tagen mehr oder weniger in den gleichen speckigen Jeans, uns gehen schon wieder die TShirts aus, Nick hat Sodbrennen vom Fraß in 3 ELEVEN und wir beide müssten mal dringend zwei Tage am Stück schlafen. So ratlos habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Eigentlich habe ich ihn noch nie ratlos gesehen, wenn es um Technik ging, höchstens »ge-challenged«, wie er in seinem Business-Blabla sagen würde. Grundsätzlich lagen wir ja richtig: Auf dem linken Kanal sind Daten drauf, wie auf einer Kasi für den C64. Nur was sie bedeuten, das konnten wir noch nicht rausfinden. Nick hat die Daten mit jedem halbwegs bekannten Maschinencode verglichen und jedes Entschlüsselungstool in seinem Arsenal drüberlaufen lassen - ohne Erfolg. Sollte es wirklich ein Programm sein, dann kennen wir den dazu passenden Rechner jedenfalls nicht. Wir stehen vor einem großen Haufen Bitmüll. Noch traut sich keiner von uns, laut die Frage zu stellen, dabei ist sie nur logisch: Warum nicht einfach aufgeben? Selbst Nick spielt mit dem Gedanken, das sieht man seinem Gesicht an. Streng genommen haben wir unseren Auftrag ja erfüllt: Wir waren in lrvings Wohnung, haben alles durchsucht, keine Disketten für den Grid gefunden, Ende, aus. Theoretisch könnte ich Andie anrufen, und in fünf oder zehn Stunden säßen wir wieder in einer Maschine nach Hause. Alles wäre gut. Major Tom könnte seinen Vorgesetzten, falls es die überhaupt gibt, mit gutem Gewissen berichten, dass alles versucht wurde. Ich könnte im Dorint sitzen und auf einen Anruf von Andie warten, Nick wäre rechtzeitig zum Abendessen und Rasenmähen bei seiner Sabina. Doch so sehr er auch ein Konzernsoldat geworden sein mag - er könnte jetzt niemals aufgeben. Vor allem, weil ich dabei bin. Wie heißt es bei der Nasa: Failure is not an option, Versagen ist keine Option. Schlösser sind eine Provokation und müssen geknackt werden - und erst recht dieses letzte Schloss, das den Eingang zu Vaters Höhle versperrt, so verlangt es der Codex des Tech Model Railroad Club. Genau deshalb hat uns John, der Fuchs, überhaupt zusammen losgeschickt. Weil er weiß, dass keiner von uns der Loser sein will, der vor dem Rätsel kapituliert hat. Ein smarter Schachzug, Herr Major, denn wir werden wirklich weitermachen, bis die Herren bei der Datacorp zufrieden sind.
    »Lass mal die Location wechseln«, schlägt Nick vor. Wir packen unseren Krempel zusammen und schwanken auf die Hitzemauer hinter dem Ausgang zu.
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    Es tut gut, endlich aus dem Zockbunker rauszukommen, obwohl es draußen schwül wie im Affenhaus ist und auf der Straße pure Anarchie herrscht: Schulter an Schulter schieben sich die Menschen den Bürgersteig runter, immer haarscharf vorbei an den mit Plastikflaschen übersäten Monobloc-Tischen der Imbissbuden. Gesichter rauschen auf uns zu und weichen in letzter Sekunde aus: ein chinesischer Fahrradkurier, eine Gruppe Inder um die Vierzig mit kurzärmeligen hellgelben Hemden (ein Betriebsausflug?), eine wunderschöne Thailänderin mit drei Kindern im Schlepptau (eine Nanny?). Komisch, keine Frau hat hier was Kurzes an. Der Menschenstrom fließt zäh in Richtung Innenstadt, es wird rüder gedrängelt als zuhause auf der Herbstkirmes - jahrelang der Höhepunkt unseres Lebens. Keuchend rempeln wir uns vorwärts, unsere elektronischen Habseligkeiten wie einen rettenden Fallschirm an die Brust gedrückt. Beware of pickpockets - Vorsicht vor Taschendieben, stand auf dem kleinen Schild, das das Hotelmanagement etwas verschämt ans Ende der Rezeptionstheke verbannt hat. In diesem Chaos könnten sie uns die Hosen ausziehen, ohne dass wir was merken würden.
    »Also«, hechelt Nick. Weiter kommt er nicht, weil plötzlich ein Imbisswagen aus dem Katamari Damacy der Körper auftaucht. Wir weichen nach links in den Menschen-Gegenverkehr aus und tauchen frontal in die heiße Dampfwolke der mobilen Küche ein; sie riecht nach Frittierfett, Ingwer und Curry. An einem Stromkasten hängt ein Plakat mit einem kranken Kind drauf. BEWARE OF DENGUE! Na toll, der Schnitt an der Hand brennt noch stärker als heute morgen. Noch mehr Geschubse, Sorry Ma'am, zurück in unsere Spur, zwischendurch immer mal die Straße scannen, ob ein Taxi vorbeikommt, das uns klimatisierten Frieden schenken könnte.
    »Also«, setzt Nick wieder an, als wir ausnahmsweise mal drei Meter freien Asphalt vor uns

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