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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Sorgen um die feinen Interconnects macht, die in jeder Sekunde brechen könnten. Anschalten. Einklinken ins DCSNet. Mechanisch führt er die gleichen Befehle aus, die er schon tausend Mal ausgeführt hat, auf der Straße, im Flugzeug, in der Wüste und - ich kenne ihn - im Bett neben Sabina. Für die Leute am Nachbartisch könnte es so aussehen, als würde die Maschine ihn bedienen, als wäre er eine Marionette von Skynet. Rastlos hackt er auf die Tasten ein, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken. Auf einmal hört das Klickern auf. Was? Was? Nick starrt wie betäubt erst den Bildschirm, dann mich an. Sein Blick sagt: Überleg dir gut, ob du rüberschauen willst, Kee, denn wenn du es wirklich tust, wird nichts mehr so sein, wie es vorher war. Stumm dreht er den Rechner rüber. Die Zeile ist nicht schwer zu finden, sie fällt direkt ins Auge. Denn sie enthält ein Wort, das in unseren Köpfen längst gespeichert ist.
    SUBSCRIBER : DATACORP
     
     



Endboss
    Constantin Gillies

     
    Natürlich tut der Beifahrer so, als ob er nichts bemerkt hätte. Hat er aber doch, denn um sie zu übersehen, sind die Flecken viel zu groß: zwei rostbraune Punkte, so rund wie Erbsen. Der dritte Punkt ist zu einem Streifen verschmiert, als ob jemand versucht hätte, sich mit einem Finger am Gehäuse des Rechners festzuhalten, und dann mit Gewalt weggerissen wurde. Nick hat den Lichtpunkt seiner Taschenlampe nur beiläufig über die Stelle gleiten lassen, aber das reichte. Seine Hand fing sofort an zu zittern, weil er auch gemerkt hat, was los ist. Ich schaue zu ihm rüber. Doch anstatt mit mir zu reden, beugt er sich noch tiefer runter zum Boden des Cockpits, so, also könnte er sich da vor dem ganzen Chaos verkriechen - vor den plärrenden Funkgeräten, dem Gestank der Dieselgeneratoren, den banalen Gesprächen der Feuerwehrleute, die von einem Bein aufs andere steigen, weil sie endlich nach Hause fahren wollen. Vorsichtig leuchtet Nick den Rest des Rechners ab, der zwischen dem Sitz des Copiloten und dem Kabinenboden festklemmt. Genau, Alter, jetzt bloß nicht nochmal die Stelle mit den Flecken erwischen! Beim Aufschlag muss der Computer durch die halbe Maschine geflogen sein, denn an der Seite ist das massive Gehäuse aufgeplatzt. Wie ein Arzt, der nach dem Puls sucht, legt Nick seinen Finger in den Spalt und friemelt ein paar gelbe Drähte raus. Hauptplatine gebrochen, nichts zu machen.
    »Ein IBM einundfünfzig-zehn«, murmelt er. Es folgt ein gespieltes Lachen.
    »Er ist tot, Jim. Lass mal das Tape suchen.«
    Ich könnte ihm eine reinschlagen. Er weiß genau, woher die Flecken kommen: Es ist Blut. Es ist das Blut unseres Chefs.

#01 T-8: 16:07
    Vor drei Stunden hatte Nick noch mit ihm gesprochen. Da hätten wir eigentlich schon merken müssen, dass etwas nicht stimmt. Denn John, unser Chef, telefoniert so gut wie nie, synchrone Kommunikation ist total unter seiner Würde. Der schickt höchstens eine Nachricht übers Datacorp-Netz oder -besser noch beauftragt irgendeinen seiner Lakaien damit, die Instruktionen zu uns rüberzuschieben. Meint er natürlich nicht böse, er arbeitet eben nur amimäßig effizient. Doch diesmal nicht, diesmal rief John uns an, diesmal war etwas anders. So gegen zehn riss Nick dann bei mir fast die Klingel ab.
    »Notfall - bitte Dienstkleidung!«, krakelte er gut gelaunt in die Gegensprechanlage. Seit Sabina das Kind bekommen hat, kann er überhaupt nicht genug von diesen Alarmeinsätzen kriegen. Als ich runterkam, schubste er mir schon grinsend die Tür seines seelenlosen schwarzen Mittelklasse-Dienstwagens auf.
    »Willkommen, Agent 4125.«
    Da mein Vorrat an geistreichen Retro-Retourkutschen für diese Woche schon aufgebraucht war, ließ ich ihn abblitzen.
    »Dann wollen wir mal hoffen, dass die Mission nicht zu impossible wird. Worum geht's?«
    Nick krempelte sich den Kragen seiner roten Multifunktions-Regenjacke hoch, die jede Funktion erfüllt, bis auf cool aussehen.
    »Major Tom macht's mal wieder spannend«, erklärte er. Im Auto war es schön warm, und die Scheibenwischer surrten friedlich, während sie den prasselnden Nachtregen zur Seite schoben. Tür zu. Nick gab Gas, leider im zweiten Gang, sodass die Kiste fast absoff. Bei uns intern heißt John nur Major Tom, erstens, weil er aussieht wie so ein perfekter amerikanischer Astronaut-Schrägstrich-Top-Gun-Jetpilot, und zweitens, weil er halt über den Dingen schwebt, manchmal sogar ziemlich weit, sodass für uns nur der lästige Kleinkram am

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