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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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endgültig. Kein Neustart und kein neues Betriebssystem könnte die Kisten dann retten; sie müssten komplett ausgetauscht werden.«
    »Und was wäre, wenn wir hier über eine weit verbreitete Chip-Baureihe sprechen?«
    Kommt es plötzlich kälter rein? Auf einmal erscheint alles, was wir glauben erlebt zu haben, überhaupt nicht mehr drastisch. Was ist eine eingetretene Tür gegen das, was der Bug anrichten könnte? Die Schaltpläne und Chip-Layouts auf dem Monitor im Silo, das waren Wegweiser zur alles entscheidenden Schwachstelle, zur Achilles-Ferse der Rechnerwelt. Und diese Beweismittel musste Irving natürlich mit allen Mitteln schützen, denn er wusste, dass früher oder später jemand von seinem Geheimnis erfahren würde - und er selbst zum Abschuss freigegeben wäre. Wo also die Daten verstecken? Natürlich nicht auf dem modernen Speicherchip, den jedes Skript-Kiddie in Sekunden knacken kann. Nein, Irving setzte auf Sicherheit durch Seltenheit, arbeitete nur mit antiker Hardware. Er schrieb auf seinem Grid Compass, dem Modell 1101, das sonst nur im Museum steht, und schickte die Daten dann per Telefon an sein treues, aber mittlerweile brutal veraltetes IBM-System. Dabei hat er, typisch Wissenschaftler, einfach auf Statistik vertraut: Wie groß stehen die Chancen, dass ein zweiter Mensch genau diese Antiquitäten noch bedienen kann? Wie wahrscheinlich ist es, dass dieser jemand alle kleinen Rätsel, mit denen er den Weg zu seinem Archiv in der Wüste markiert, entschlüsselt? Verschroben - aber effizient. Selbst der Raketenbunker erscheint nicht mehr paranoid, sondern nur angemessen, bei der Sprengkraft des Bug. Irgendwie muss sich Captain Obvious jetzt auch gerade hinsetzen.
    »Wer herausfindet, wie man den Bug in den Prozessoren ausnutzt, kann alles aus der Ferne eliminieren - Netzrechner, den ganzen Notfallkram im Krankenhaus, Ampeln ...«, spinne ich weiter. Nick schaut düster von unten hoch.
    »... eingebettete Systeme in Autos, Panzern, Flugzeugen«, ergänzt er.
    »Es wäre die ultimative Waffe. Wer den Bug kennt, kann die Welt zum Stillstand bringen.«
    Und dann kommt er doch noch dazu, eine kleine Bombe zu schmeißen.
    »Eine Waffe, die das Leben eines Menschen wert wäre.«
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    Doch sie schlägt nicht so richtig ein, seine Bombe, denn unausgesprochen schwebt dieser Gedanke schon seit Malaysia zwischen Fahrer-und Beifahrersitz. Der Zeitpunkt und die Art, wie Irving das Gebäude final verlassen hat, war zu auffällig, selbst für Nicht -Verschwörungstheoretiker.
    »Du glaubst auch, dass Irvings Tod kein Zufall war?«, frage ich. Nick hockt wie eingefroren da und schweigt.
    »Was denn?«
    Er schaut etwas verlegen nach unten, weil er Angst hat, dass ich ihn auslache, wenn er sagt, was er sagen will. Nick, der alte Spinner und so. Also muss ich es aussprechen: »Implantat -Hacking. Der Herzanfall wurde von außen herbeigeführt.«
    Blitzschnell dreht sich der Beifahrer um und eröffnet das Feuer.
    »Genau! Denk doch mal drüber nach: Irving stirbt in genau der Sekunde, in der er sein großes Geheimnis platzen lassen will. Ist total unwahrscheinlich - und völlig untypisch. Damals im Altenheim, da haben sich die Oldies immer erst nach ihrem letzten großen Auftritt in die ewigen Jagdgründe verabschiedet, nach runden Geburtstagen und so. Niemals vorher!«
    »Aber wie macht man so was? Wie kann man einen Herzschrittmacher von außen lahmlegen?«
    »Da gibt's schon Möglichkeiten. Einige Modelle lassen sich über Funksignale warten, damit der Arzt die Therapie einstellen kann, ohne dass der Patient aufgeschnitten werden muss. Bei den älteren Schrittmachern sind die Funksignale nicht mal verschlüsselt. In dem Fall brauchst du nur ein bisschen Radiozeug für, sagen wir mal. 1000 Dollar - und natürlich das Wissen. Ein paar Jungs haben das schon mal durchgezogen: einfach per Funk einen ausgemusterten Schrittmacher angewiesen, alle Therapiemaßnahmen einzustellen. Beeeeep.«
    Er malt mit der Hand eine Flatline in die Luft.
    »Allerdings hätte der Angreifer dafür Irving ziemlich nah auf die Pelle rücken müssen; die erste Sitzreihe wäre schon zu weit weg gewesen.«
    Wow, ist die Autobahn gerade. Ist bestimmt wieder eine Notlandepiste, eine NLP. Schade, dass ich jetzt nicht den Beifahrer fragen kann, ob's wirklich eine ist, denn dann wäre er total beleidigt, weil ich seinen Vortrag nicht richtig würdige. Die nächste Raststelle huscht vorbei. Auf dem Parkplatz quetschen sich die Laster aneinander

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