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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Mitreisender, wer immer das gewesen sein mag. Oder es gab einen Kampf, und die Kiste war dabei abgestürzt. Andererseits: Immerhin waren die Verletzungen so schlimm, dass sie mit dem Hubschrauber weggebracht werden mussten. Nicht gut, die selbst eingeredete Geschichte vom lapidaren Crash bröckelte. Ein ernsthafter Unfall bedeutete, in der Kabine würde es übel aussehen. Mit so was können Joystick-Helden überhaupt ganz schlecht umgehen. Genau das dachte Nick wahrscheinlich auch gerade, denn er schaltete beim Gehen schlagartig einen Gang runter. Er stapfte langsamer und immer langsamer voran, bis er quasi auf das Wrack zuschlenderte - wie jemand, der sich nicht traut, eine Trauergesellschaft auf dem Bürgersteig zu überholen. Mit gespieltem Interesse inspizierte er die Vorderkante des Flügels, an der der Regen runterlief. Da, wo die Äste beim Crash Farbe und Außenhaut abgehobelt hatten, schaute so ein Zeug aus Metallwaben raus. Obwohl das Flutlicht eigentlich hell genug war, hielt Nick seine Taschenlampe noch zusätzlich davor.
    »Guck mal - Sechsecke. Sieht immer nach Dalli-Dalli-Kulisse . aus, oder? War ja der supercoole Trick, wie RosenthaI da immer in der Luft stehen geblieben ist, oder? Pure Zauberei ... «
    Ganz klar, er suchte einen Vorwand, um nicht in die Kabine reinleuchten zu müssen. Bloß schnell vom Thema ablenken: Sie haben fünfzehn Sekunden Zeit. Dalli-Scheiß-Dalli! Natürlich wusste er, dass sein Zeitspiel nichts brachte, denn früher oder später würden wir in das Wrack reinschauen müssen.

#04 T-8: 14:59
    Jetzt stehen wir also da - neben dem Flugzeugwrack, in dem unser Chef gestorben ist. Jeder andere Schluss wäre reines Wunschdenken. Denn die Blutflecken sind nicht nur auf dem Rechner, sondern überall. Irgendwer muss die halbe Kabine vollgeblutet haben. Mein Kehlkopf krampft sich zusammen, so wie kurz vorm Kotzen -ein ungewohntes Gefühl, wenn man so alt ist, dass man von drei Coronas schon einen Schwips kriegt. Der Beifahrer spielt natürlich weiter den Coolen, schließlich glaubt er, seinen Ruf als abgebrühter Zivi verteidigen zu müssen. Dabei weiß ich genau, dass er auch kein Blut sehen kann und damals allerhöchstens Bettpfannen im Altenheim gewechselt hat. Noch wahrscheinlicher ist, dass seine Kollegen damals nach einer Minute spitzgekriegt haben, was für ein Nerd er ist, und ihn sofort dazu abgestellt haben, alles zu administrieren, wo Strom durchfließt. Der nützliche Computer-Wart - das war schon immer die Rolle seines Lebens. Genug rumgestanden, langsam wird es Zeit, die Sache hier zu Ende zu bringen. Ich atme nochmal tief ein, lehne mich ins Wrack und taste das Innere der Kabine ab. Da liegt nämlich, wofür wir eigentlich hier sind: das Tape. Vorsichtig gleiten die Finger über den Boden. Da ist Teppich, etwas Feuchtes - nicht drüber nachdenken! -, ich spüre Scherben und - Bingo: eine Tüte. Ich quetsche vorsichtig die Finger drunter und ziehe sie raus. Jemand hat das wertvolle Tape tatsächlich einfach in eine schwarze Plastiktüte eingerollt, als ob es eine gefälschte Handyschale vom Polenmarkt wäre oder so, völlig unprofessionell.
    »Und? Hast du's?«, keucht Nick, der - solidarisch wie er ist mit seinem Arm auch ein bisschen im Dunkeln herumfuhrwerkt.
    »Weiß nicht. Gib mal die Taschenlampe.«
    Nick reicht die Maglite rüber. Ich rolle die Tüte vorsichtig ein Stück auf und leuchte schräg von der Seite rein, damit keine Regentropfen reinfallen. Bloß nicht riskieren, dass das Tape noch richtig nass wird. Am Boden der Tüte ist die Datenkassette zu erkennen. Sie steckt in einer Schutzhülle aus halb durchsichtigem Plastik, eierschalenfarbig wie ein billiges Kondom. Keine Kratzer zu erkennen, die Kassette scheint beim Absturz nichts abbekommen zu haben. Ich kann die frohe Botschaft verkünden, auf die wir beide sehnlichst warten.
    »Alles klar. Wir können.«
    »Alright«, jubiliert Nick, während er seinen Kopf aus dem verbeulten Türrahmen des Cockpits rausschlängelt. Aber war das nicht nur der halbe Auftrag? Ich leuchte nochmal in die Kabine.
    »Was ist mit dem Rechner?«
    Widerwillig dreht sich Nick wieder um und beugt sich zum Copilotensitz runter. Der Rechner ist ungefähr so groß wie zwei alte VHS-Videorekorder übereinandergestapelt und sieht auch ein bisschen so aus. Auf der Vorderseite, die jetzt zum Boden zeigt, ist ein Schlitz, wo das Tape reinkommt, daneben sind eine Tastatur und ein winziger Röhrenmonitor eingebaut, vom dem nur noch Scherben

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