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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Bewegungen tastet John nach dem Zündschloss, dreht den Schlüssel rum und knallt am Lenkradhebel den Vorwärtsgang rein. Der riesige Motor reißt den Chevy-Lieferwagen brutal nach vorne, sodass Nick zur Seite kippt und mit seiner Schulter voll gegen meine Rippen stößt. John peitscht den Van vom Motelparkplatz runter, raus auf den dunklen Highway. Achtlos feuert er die Ausdrucke über die mittlere Sitzbank hinweg zu uns nach hinten.
    »You better start right now!«
    Seine Stimme klingt so kalt, als ob er uns erst vor einer Minute kennen gelernt hätte. Nick langt mechanisch zum Himmel, um das Funzellicht über der Rückbank anzuknipsen. Alles ist mit taubengrauem Veloursleder ausgelegt, die billige Mietwagen-Variante. Der Van scheint noch nicht viele Meilen drauf zu haben, alles atmet noch diesen aggressiven Autohaus-Duft aus. Ich schaue zu Nick rüber. In seinen Augen stehen Tränen, kein Wunder, für ihn geht es jetzt ums Ganze. In diesem Moment steht wahrscheinlich einer von Johns Leuten vor dem Haus von Sabinas Mom und wartet auf Befehle. Wie konnten wir uns nur so irren, wie konnten wir übersehen, dass wir die ganze Zeit mit dem Bad Cop im Bett waren? Klar, Menschen zu verstehen ist nicht so unser Ding, überhaupt sind Menschen nicht so unser Ding, aber derart grob daneben zu liegen - das muss uns erst mal einer nachmachen. John hat sich auf die Dunkle Seite geschlagen und plötzlich steht alles Kopf. Und doch macht es Sinn, wenn man erst mal drüber nachdenkt: John hockte uns während der ganzen Zeit bei der Datacorp auf der Pelle, kontrollierte jeden Schritt -und tauchte genau dann auf, wenn es darum ging, uns den Arsch zu retten, so wie bei der Aktion seinerzeit im Atomraketensilo. Klar haben wir uns insgeheim gefragt, woher er wusste, dass uns exakt in dieser Sekunde ein durchgeknallter Datacorp-Sklave seine Pistole an die Stirn halten würde. Doch wir haben nie ein Wort darüber verloren, vermutlich aus Angst davor, unser Extraleben endgültig zu verspielen. Weil es ohne John geheißen hätte: zurück ins ewige Praktikum, verurteilt zum lebenslänglichen Studi-Dasein. Dann lieber an den edlen Major Tom glauben, der so integer und souverän über den Dingen schwebt. Auf einmal passt alles zusammen. Der Hubschrauber in Denver -den haben die guten Jungs bei der Company los geschickt, um zu verhindern, dass diese verrückten Germans ihrem Chef, der außer Kontrolle geraten ist, auch noch helfen. Jetzt ist auch klar, warum Andie gesagt hat »that's good«, als ich ihr erzählte, dass John nach dem Absturz im Krankenhaus gelandet ist. Vielleicht wusste sie zu diesem Zeitpunkt schon was und freute sich, dass der große Maulwurf außer Gefecht gesetzt war. Zoom! Auf der Gegenspur rasen drei schwarze Ford-Limousinen vorbei, wie ein Schwarm Torpedos. Ich schaue zu Nick rüber. Er kneift resigniert den Mund zusammen. Ja, Alter, das war das Empfangskommando des National Reconnaissance Office. Wären wir nur eine Minute länger im Motel geblieben, hätten sie uns noch erwischt. Und wir wären Helden gewesen, Männer, die die amerikanische Raumfahrt vor einer Katastrophe bewahrt haben. Mindestens die Kongressmedaille hätten wir dafür kassiert - oder zumindest die Telefonnummer von der Lady mit der Uzi. Jetzt sind wir nur noch die Komplizen eines Mannes, der die U.S.-Regierung erpressen will.

#44 T-2: 04:26
    Solange es irgendwie ging, haben wir den Rücklichtern der Wagenkolonne hinterher gestarrt. Doch irgendwann wurden sie vom Schwarz geschluckt, egal, wie sehr wir uns auch die Hälse verrenkten. Nick atmete aus, und zum ersten Mal, seit wir uns kennen, klang es, als sei auch das letzte bisschen Hoffnung aus seinem Körper entwichen. Die Rücklichter der Autos, das waren die Positionslichter eines Suchflugzeugs, das eine letzte Runde über unsere einsame Insel geflogen war, ohne unser Signalfeuer zu bemerken. Wir kauern in unserem aschgrauen rollenden Käfig und kippen im Rhythmus der Kurven von links nach rechts. John ist auf die Interstate nach Westen eingebogen. Das kann bedeuten, er will zur Pazifikküste, vielleicht nach Seattle. Wir sind die Strecke schon zigmal gefahren, es gibt keinen schnelleren Weg durch die Rocky Mountains, wenn man sich nicht über die Serpentinen der Pässe quälen will. Die Interstate hier oben ist eine dieser brachialen Schnellstraßen, die heutzutage keiner mehr wagen würde zu bauen: Ohne Rücksicht auf Dörfer oder Flüsse quetscht sich das Asphaltband auf Stelzen durch die

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