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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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II?«
    »Diese Schimmel-Konsole, auf der ich im Büro zocken musste?«
    »Diese klassische Konsole, auf der du zocken durftest.«
    Er scheißt wieder klug, das macht Mut.
    »Und was ist mit der?«
    Er fährt sich mit der Hand durch die fettigen Haare und stammelt los.
    »Also, die funzte ja nicht richtig, und deshalb habe ich mir mal den Code angeschaut ... und äh ... jedenfalls steckte in der Konsole ein RCA-1802-Prozessor, und die Op-Codes in dem Spiel, die sahen genau aus wie das hier.«
    Sein Zeigefinger trommelt auf eine der Zahlenreihen. Halt, halt, halt -Bullshit-Alarm.
    »Alter, du willst sagen, dass ein Multimillionen-Dollar-Satellit, der so groß ist wie ein bekackter Bus, von einem 8-Bit-Chip aus einer Billig-Spielkonsole gesteuert wird?«
    »Exakt!«
    Der Beifahrer verschränkt die Arme trotzig vor der Brust, als wäre er ein Rapper aus den Neunzigern. Er gibt die Trotzpose aber sofort wieder auf, weil er weiter aufgeregt auf das Papier klopfen muss.
    »Sooo unwahrscheinlich ist das nicht: Die Nasa hat in ihre Galileo-Sonde auch 1802-Prozessoren eingebaut - kein Scheiß! Die verbrauchen halt superwenig Strom und außerdem sitzen die Transistoren so weit auseinander, dass ihnen die kosmische Strahlung nichts anhaben kann. Und diese Silizium-Dinosaurier haben wun-der-bar ihren Job gemacht, bis die Sonde 2003 kontrolliert in den Jupiter gecrasht wurde. Ach ja, und die Flugsteuerungssoftware hat die Nasa auf einem IBM programmiert, das passt also auch.«
    Gehen ihm jemals mal die Totschlagargumente aus? Es muss doch irgendwas geben, das gegen diese total hanebüchene Theorie spricht?
    »Aber reichen die paar Byte aus, um so einen Koloss zu steuern?«, gebe ich mal wieder zu denken, »Sind dafür nicht total komplizierte Triangulationen oder was weiß ich nötig?«
    »Ja klar.«
    Nick legt den Kopf schief, als ob er den Gedanken einmal durchs Hirn sickern lassen will.
    »So 'n Satellit ist mit Sensoren vollgestopft. Einer checkt die Position der Sonne, ein Sextant überwacht die Stellung der Sterne, dann gibt's noch einen Radar-Höhenmesser, und sobald die Systeme merken, dass der Satellit von seinem Orbit abweicht, springen kurz die Steuerdüsen an. Werden mit Hydrazin befeuert, ziemlich giftiges Zeug.«
    Leichtes Kopfschütteln.
    »Ja, ja, klar ist das alles kompliziert, aber wir haben ja hier auch nur ein kleines Bröckchen Software, die irgendein Subsystem steuert, das ...«
    Oh Gott, wenn ich nicht dazwischen gehe, labert er weiter bis Seattle.
    »Machs kurz: Kannst du das Programm entziffern und den Fehler rausmachen?«
    Nick wirft die Stirn in Falten und blättert nochmal alle Seiten durch.
    »Hm, denke schon. Ich habe damals im Büro natürlich nicht alle Prozessor-Op-Codes nachgeschlagen, vor allem, weil ein gewisser Herr meinte, dass das ja total überflüssiges Wissen sei und ich das nieeeeee wieder im Leben bräuchte ...«
    Ich könnte kotzen, er könnte kotzen, alles ist wieder im Lot.
    »Ja, blabla, dann fang mal an«, bügele ich ihn ab. Manchmal braucht er einfach eine ordentliche Tasse Shut-the-fuck-up. Vermutlich denkt er über mich in diesem Moment genau dasselbe, jedenfalls biegt sich sein Mundwinkel ein bisschen hoch, als er einen Kuli aus seiner Hosentasche fischt. Dann fängt er an, auf der Rückseite der Ausdrucke wild rumzukrakeln. Soll er mal machen. Ich spüre das eckige Gehäuse meines Telefons in der Hosentasche. Wenn er bis zum Sonnenaufgang den Bug nicht gefunden hat, ist es Zeit, den Joker zu ziehen. Sorry, Sabina.

#45 T-2: 00:45
    Wie viel Meter werden das sein - von hier aus bis zum Bullenwagen? Vielleicht zwanzig, sicher nicht mehr. Wir müssten nur vom Grundstück der Tanke, auf der John geparkt hat, runterrennen, über die menschenleere Straße sprinten und rein in das Restaurant, vor dem der Cop parkt. In ein paar Sekunden könnten wir da sein - falls John den Wagen nicht so verrammelt hat, dass wir nicht rauskommen. Dafür müsste er aber an dem Lieferwagen rumgeschraubt haben, denn alle Ami-Autos kann man von innen entriegeln, auch wenn von draußen abgeschlossen wurde, damit man bei einem Unfall nicht drin verreckt. Diese Sperre hätte Major Tom erst mal deaktivieren müssen, aber so eine Schrauberei passt nicht zu ihm, dafür ist er viel zu digital. Der Beifahrer kaut konzentriert auf der Kappe seines Kulis rum. Die letzten drei Stunden hat er keinen Ton von sich gegeben, sondern mit dem Papier geraschelt und gekritzelt, während ich dazu verdammt war, zum Fenster

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