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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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paar Tauben auf, die unter der Decke gekauert haben. Sie flattern aufgeregt in eine andere Ecke des Hangars. Wahrscheinlich stinkt es hier drinnen mördermäßig nach Taubenkacke, aber zu riechen ist nichts, weil die Kerosindämpfe, die der Betonboden ausschwitzt, alle Schleimhäute betäuben. In einem fahlen Lichtstrahl, der durch das verdreckte Oberlicht fällt, schwebt eine Feder in Zeitlupe Richtung Boden. Ridley Scott hätte es nicht besser inszenieren können. Nick hält seine Papierkugel fest, um mit seinen blutunterlaufenen Augen einen Blick rüber zu werfen. Der Pawlow'sche Nerd-Reflex hat sein Hirn wachgerüttelt: 8-Bit-Signal, muss Quelle lokalisieren!
    »Dassde den noch hast ...«, flüstert er. Seine Stimme klingt wie Reibeisen, kein Wunder, wir haben seit zehn Stunden nichts mehr zu trinken gekriegt.
    »Kleines Erinnerungsfoto?«, schlage ich vor. Der Beifahrer rückt wortlos ein Stück rüber, damit wir beide drauf sind. Da sitzen wir also. Player One links, Player Two rechts, wie in der alten Zeit, als noch alles gut war. Start. Unsere interne Rangliste bei Games war immer klar, darüber musste kein Wort verloren werden: Platz drei: Spiele, bei denen man abwechselnd zockt. Laaaangweilig. Platz zwei: Spiele, bei denen man zusammen den Gegner fertigmacht, wie Cabal oder Raiden. Hach, herrlich, dieses Teamplay - vor allem, wenn der andere krepierte und man sich alle seine Bomben und Waffen unter den Nagel reißen konnte. Klarer Platz eins: Spiele, bei denen man zusammen den Gegner fertigmachen, sich aber auch gegenseitig zanken kann, wie Double Dragon. Endete immer damit, dass die Computergegner arbeitslos durch die Gegend zuckelten, weil wir vollauf damit beschäftigt waren, uns gegenseitig die Eisenkette über den Schädel zu ziehen.
    »Bereit?«, frage ich. Nick antwortet nicht. Er hat den Kopf zwischen seine Arme gesteckt und schluchzt, erst ganz leise, dann immer stärker, bis sein Oberkörper richtig zusammenzuckt. Kein Problem, Alter, ich warte noch 'ne Sekunde. Der Game Boy dudelt vor sich hin. Wir sind an einer Stelle in diesem Leben einfach falsch abgebogen: Wir hätten niemals den Nerd-Pfad verlassen dürfen, den der große Ringrichter für uns vorgesehen hat. Dann säßen wir jetzt schön als SysAd in irgendeiner Versicherung, könnten abends zocken, uns Quaxis reinschieben und das Karrieremachen anderen Menschen überlassen, die im Grunde genommen kreuzunglücklich sind. Leider haben wir uns entschieden, die Global Player zu mimen, und wenn John das nächste Mal die Tür aufmacht, kriegen wir die Rechnung dafür präsentiert. So was passiert, wenn man denkt, dass das Leben ein Game ist. Der Beifahrer fängt sich langsam wieder. Er hat den Kopf gehoben und schmiert sich mit zittriger Hand die Tränen von der Backe. Ich schaue in die andere Richtung, weil er das an meiner Stelle auch tun würde. Ich weiß, Alter, dir ist nur was ins Auge geflogen.
    »Nun mach schon«, ranzt er rüber. Ich drehe die kugelige Kamera am Game Boy so um, dass sie uns direkt anstarrt.
    »Bereit?«, sage ich.
    »Bereit!«, sagt er und legt mir die Hand auf die Schulter, als ob wir Jungs in einer Bande wären, die gerade heimlich hinterm Spielplatz ihre erste Bierdose gekillt haben und sich furchtbar betrunken fühlen. Ich drücke auf den A-Knopf. Aus dem Game Boy kommt erst ein hohes Fiepen, dann drei Töne. Das Foto ist im Kasten. Wir stecken sofort unsere Köpfe über dem Display zusammen, damit wir in der Scheiß-Dunkelheit irgendwas erkennen können. Auf dem Display sind zwei Panda-Bären zu sehen. Nein: Auf dem Display ist ein Foto von zwei Panda-Bären zu sehen, das dreimal hin und her gefaxt wurde, so schlecht ist die Auflösung der Kamera. Und weil das Licht von so schräg oben kommt, sind von unseren Augen nur die schwarzen Höhlen zu sehen. Deshalb sehen wir aus wie zwei ziemlich verliebte PandaBären. Der Beifahrer fängt zu kichern an, auf diese leicht irre Art, wie sonst, wenn er einen im Tee hat. Ich checke nochmal die Pandas ab und muss mitlachen. Wir sind die Dudes. Nein, scheiß auf den ganzen Ami-Quatsch. Wir sind Freunde. Auf einmal tippt der Beifahrer die Kamera an.
    »Das ist doch eine Art von digitalem Aufzeichnungsgerät, oder?«
    Blöde Frage, Alter, du kennst die Kiste doch besser als ich. Sicher ist das ein digitales Aufzeichnungsgerät. Der Chip in dem Modul greift die einzelnen Bildpunkte von der Kamera ab und speichert sie als Bits und Bytes. Was soll die Frage? Nick ignoriert meinen

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