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Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Titel: Extrem: Die Macht des Willens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Bücher
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dar. Interessant finde ich die Tatsache, dass diese Krankheit alle sozialen Gruppen treffen kann: Student, Arbeiter oder Topmanager. Das Burnout-Syndrom schleicht sich zu meist über viele Jahre langsam ins Leben.
    Zu viel Entspannung und zu lange Pausen bewirken aber das genaue Gegenteil einer Erholung: Die Leistungsfähigkeit geht merklich zurück und man fühlt sich schlapp und antriebslos. Gesund ist es, wie so oft im Leben, einen Mittelweg, eine ausgewogene Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden. Das fällt mir zugegebenermaßen als leistungsorientierter Mensch nicht immer leicht. Ich balanciere immer in einer Gratwanderung zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Training und Erholung. Auch hier stellt sich wieder die Frage: Wo befindet sich die Grenze? Wann ist es zu viel? Ich weiß, was ich imstande bin zu leisten. Mir ist auch bewusst, dass ich mein Limit im sportlichen Kontext noch nicht völlig ausgeschöpft habe. Doch ohne regelmäßige Pausen wäre ich nicht in der Lage, meine körperlichen und mentalen Grenzen auszuloten. Pausen bedeuten für mich das A und O, damit ich sportliche und berufliche Höchstleistungen erbringen kann. Das kann ich gar nicht oft genug betonen.
    Im Sport werden sehr präzise Routineabläufe, sogenannte Rituale, verwendet, um das Energieniveau optimal zu steuern: Essen und Schlafen, Training und Erholung. Zu jeweils festen Zeiten. Für mich war beispielsweise im Frühjahr 2008 an jedem Mittwochabend Treppentraining angesagt zur Vorbereitung auf den Mount Everest Treppenmarathon. Das machte ich am Mittwoch und nicht am Montag oder Freitag oder wenn ich gerade Lust hatte, sondern am Mittwoch. Am Donnerstag genehmigte ich mir dann einen lauffreien Tag. Auch und gerade Erholungsphasen sollten terminiert und strukturiert werden. Wie bei einem Training sollte man diese systematisch planen und in den Tagesablauf integrieren. Doch häufig plant man seinen Tag und seine Woche mit Kundenterminen, Meetings, Seminaren und anderen Terminen und vergisst dabei die Pausen. Diese scheinen für die meisten Menschen unwichtig zu sein. Doch niemand kann ohne Pause arbeiten. Untersuchungen haben bewiesen, dass jeder Mensch durch Pausen aufnahme- und leistungsfähiger wird. Bereits ein fünfzehnminütiges Mittagsschläfchen steigert die Leistungsfähigkeit bis zu dreißig Prozent. Warum macht man es dann nicht? Warum legt man sich nicht in der Mittagspause für ein paar Minuten aufs Ohr? Weil Erholung in der heutigen Zeit unglücklicherweise als Zeichen der Schwäche gesehen wird, anstatt als wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Leistungsfähigkeit. In wie vielen deutschen Unternehmen wird es beispielsweise gern gesehen, wenn sich ein Mitarbeiter während der Mittagspause kurz hinlegt? Das ist doch eher die Ausnahme, oder? Ich meine dabei nicht, dass man ein oder zwei Stunden schlafen soll. Ich möchte auch nicht die reine Pausenmentalität ausrufen. Für mich gehören Pausen einfach zu einem Arbeitstag dazu und ich bin froh darüber, dass ich mir als Selbstständiger meine Zeit frei einteilen kann und keinem mehr Rechenschaft darüber ablegen muss, wann und warum ich eine Pause einlege.
    Regelmäßige Pausen waren für mich aber nicht immer so wichtig. Im Gegenteil, ich dachte früher: „Pausen, das ist etwas für Schwächlinge. Das brauche ich nicht.“ Doch wie wichtig sie sind, musste ich erst am eigenen Leib erfahren. Beim Lauf um den Mont Blanc im Jahr 2007 dachte ich, dass ich ohne Schlafpausen durchgekommen würde. Was ist passiert? Ich lief und lief. Über 160 Kilometer, 9.000 Höhenmeter hatte ich schon in den Beinen, vierzig Stunden war ich unterwegs und zwei Nächte ohne Schlaf. Ich befand mich nur noch ein bis zwei Kilometer vom Ziel entfernt und konnte die Menschenmassen im Zielbereich fast schon hören. Und dann erwischte mich die Müdigkeit ganz brutal. Dann rächte es sich bitterböse, dass ich keine Schlafpausen eingelegt hatte. Ich war zutiefst erschöpft und konnte nicht mehr weiter. Bis heute weiß ich nicht, was in mir vorging, dass ich es über mich brachte, so kurz vor dem Ziel noch ein Nickerchen einzulegen. Am Ortseingang von Chamonix legte ich mich einfach unter einen Baum und schlief ein. Mit gesundem Menschenverstand lässt sich dies sicher nicht erklären. Zuschauer kamen immer wieder zu mir und fragten mich, ob denn alles in Ordnung sei. Aber ich war wie benommen und wusste nicht so recht, wo ich war. Als hätte

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