Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
Insofern ist es kein extremes Buch, was die Botschaft und die Zielgruppe anbelangt. Vielmehr will ich Ihnen mit meinen Erfahrungen Impulse, Anregungen und Denkanstöße bieten und zeigen, was mit der Willenskraft alles möglich ist. „Extrem“ nimmt Sie mit zu Ihrem persönlichen Lauf.
Ich verfüge nicht über magische Fähigkeiten und bin auch kein außergewöhnliches Talent, um solche Leistungen wie beispielsweise bei meinem Lauf durch die Atacamawüste zu vollbringen. 600 Kilometer durch die trockenste und höchstgelegene Wüste der Erde zu laufen, ist zwar für viele Menschen unvorstellbar, doch diese Leistung hat nichts mit übermenschlichen Fähigkeiten zu tun. Ich bin auch kein Motivationsguru nach dem Motto „Tsjakaa, Du schaffst es“. Ich bin ein ganz normaler Mensch wie Sie auch. Das, was ich geschafft habe, können viele andere auch, wenn sie gewisse Erfolgsprinzipien und Grundsätze beachten. Und vor allem die Macht des Willens nutzen.
Viel Spaß beim Lesen,
Ihr Norman Bücher
Am Start
Erfolg = 166 Kilometer + 9.400 Höhenmeter?
Es ist Freitag, 25. August 2007. Gut 2.300 Läufer aus aller Herren Länder haben sich auf dem Marktplatz in Chamonix, dem Zentrum des Alpinismus in Frankreich, versammelt. Es herrscht totaler Ausnahmezustand. Tausende Zuschauer sind zusammengekommen, um bei einem faszinierenden und besonderen Laufabenteuer hautnah dabei zu sein. Sie sorgen für eine regelrechte Volksfeststimmung. Mittendrin stehe ich. Eine mächtige Bergkulisse umgibt uns. Imposante Viertausender reihen sich aneinander und ein einzelner Berg sticht deutlich hervor: der Mont Blanc. Der Weiße Berg, der frei von Wolken am tiefblauen Himmel sämtliche Blicke auf sich zieht. Eine Aussicht, die mir schier den Atem raubt. Eine gewaltige Herausforderung liegt vor mir. Allein die nackten Zahlen rufen eine gehörige Portion Respekt in mir hervor: 166 Kilometer, 9.400 Höhenmeter und zehn schwere Bergpässe durch hochalpines Gelände gilt es nonstop zu bewältigen. Das Zeitlimit beträgt dabei nur 46 Stunden. In den nächsten gut vierzig Stunden werde ich, bis auf wenige Ausnahmen, ohne Schlafpausen unterwegs sein. Drei Länder, Frankreich, Italien und die Schweiz, werden insgesamt durchlaufen. Ich befinde mich kurz vor dem Startschuss beim Ultra-Trail Mont Blanc, einem der längsten und anspruchsvollsten Bergläufe der Welt. Monatelang habe ich mich sehr intensiv auf diesen Lauf vorbereitet, körperlich wie mental. Jetzt sind es nur noch ein paar Minuten bis zum Start. Der Platz füllt sich immer mehr mit Läufern und das Gedränge nimmt zu. Die letzten Minuten sind immer die schlimmsten. Die Zeit vergeht dabei nur unendlich langsam. Wie werden wohl die nächsten Stunden verlaufen? Stimmt die Wetterprognose und es bleibt trocken? Wie anspruchsvoll ist die Strecke wohl wirklich?, geht es mir durch den Kopf. Gleichzeitig beschleicht mich eine Gänsehaut, wenn ich an das brutale Höhenprofil denke. Doch den anderen Läufern scheint es genauso zu gehen. Auch sie wirken angespannt, nervös und kribbelig. Die unterschiedlichsten Charaktere laufen hier mit. An der Mimik kann ich die Emotionen ablesen, die den Einzelnen bewegen: Begeisterung, Anspannung, Skepsis, Freude und Ungeduld. Links neben mir steht ein Läufer, der ungeduldig von einem Bein auf das andere hüpft. Sein rot-gelbes Kopftuch mit der Aufschrift „Cataluna“ signalisiert mir, dass er aus Spanien kommt. Sein kleiner Rucksack, der mit zahlreichen Riegeln und Gels gefüllt ist, sitzt fest an seinem durchtrainierten Oberkörper, der durch sein hautenges, buntes Funktionsshirt bedeckt ist. An seinen muskulösen Oberarmen scheint jede einzelne Ader gleich durch die Haut zu kommen. Fast wie ein Stier, der mit seinen Hufen scharrt und gleich in die Arena darf, kommt er mir vor. Er trägt, wie viele Läufer hier, lange, schwarze Kompressionsstrümpfe, durch die die Muskulatur besser mit Sauerstoff versorgt wird. Während er ein paar Schlucke aus seiner Trinkblase zu sich nimmt, hält er mir seine Hand hin zum Einschlagen. „Good luck!“ Rechts neben mir steht Klaus, ein guter Lauffreund von mir, und sehnt endlich den Startschuss herbei. „Wie geht’s Dir?“, fragt er mich. „Ausgezeichnet“, antworte ich ihm. „Ich muss aber jetzt loslaufen, sonst platzt mein Körper vor Anspannung.“ Ich schaue wiederholt auf meine Laufuhr: Noch fünf Minuten. Die Luft ist jetzt zum Zerreißen gespannt! Der Veranstalter spricht noch ein paar Worte über Mikrofon
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