Extrem laut und unglaublich nah
DADS Tod nicht auch et was Gutes für mich haben könnte) und die Schädel aller ande ren Menschen, die ich kenne. DAS PUBLIKUM applaudiert, alle Leute im PUBLIKUM , weil das, was ich tue, so irre sinnvoll ist. Sie klatschen stehend Beifall, während ich immer weiter auf JIMMY SNYDER eindresche. Ich höre sie rufen)
DAS PUBLIKUM : Danke! Danke, Oskar! Du bist großartig! Wir beschützen dich!
Das wäre super gewesen.
Jimmys Hand lag immer noch unter meinem Kinn, als ich durch die Augenlöcher des Schädels einen Blick ins Publikum warf.»Ach, armer Yorick.« Ich sah Abe Black, und er sah mich. Ich wusste, dass etwas Verwandtes in unseren Blicken lag, aber ich wusste nicht, was es war, und ich wusste auch nicht, ob es wichtig war.
Vor zwölf Wochen hatte ich Abe Black in Coney Island besucht. Ich bin zwar ein großer Idealist, aber ich wusste, dass der Fußweg dorthin viel zu weit war, also nahm ich ein Taxi. Noch bevor wir Manhattan verließen, wurde mir klar, dass die $7,68 in meinem Geldbeutel nicht reichten. Keine Ahnung, ob man es als Lüge werten soll, dass ich nichts sagte. Aber ich musste einfach hin, und ich hatte keine andere Wahl. Als der Taxifahrer vor dem Gebäude hielt, zeigte der Zähler $76,50. Ich sagte: »Mr Mahaltra, sind Sie ein Optimist oder ein Pessimist?« Er sagte: »Was?« Ich sagte: »Weil ich leider nur sieben Dollar und achtundsechzig Cent habe.« »Sieben Dollar?« »Und achtundsechzig Cent.« »Das kann doch nicht wahr sein.« »Leider doch. Aber wenn Sie mir Ihre Adresse geben, verspreche ich, Ihnen den Rest zu schicken. Wirklich. Versprochen.« Er senkte den Kopf aufs Lenkrad. Ich fragte ihn, ob alles in Ordnung sei. Er sagte: »Behalt deine sieben Dollar und achtundsechzig Cent.« Ich sagte: »Ich verspreche, dass ich Ihnen das Geld schicke. Wirklich. Versprochen.« Er gab mir seine Karte, eigentlich war es die Karte eines Zahnarztes, aber er hatte sei ne Adresse auf die Rückseite geschrieben. Dann sagte er etwas in einer Sprache, bei der es sich nicht um Französisch handelte. »Sind Sie sauer auf mich?«
Achterbahnen wecken eine irre Panik in mir, versteht sich von selbst, aber Abe überredete mich zu einer gemeinsamen Fahrt. »Zu sterben, ohne einmal im Cyclone gefahren zu sein, wäre eine Schande«, sagte er zu mir. »Es wäre eine Schande, überhaupt zu sterben«, erwiderte ich. »Ja, klar«, sagte er, »aber im Cyclone hast du wenigstens die Wahl.« Wir setzten uns in den vordersten Wagen, und wenn es bergab ging, riss Abe bei de Arme hoch. Ich fragte mich die ganze Zeit, ob das, was ich dabei fühlte, wirklich etwas mit Fallen zu tun hatte.
Ich dachte darüber nach, welche Kräfte den Wagen auf den Schienen und mich im Wagen hielten. Zum einen die Schwer kraft, versteht sich von selbst. Zum anderen die Zentrifugal kraft. Und der Schwung. Und die Reibung der Räder auf den Schienen. Und der Windwiderstand oder etwas Ähnliches ver mutlich. Wenn wir auf unsere Pfannkuchen warteten, brachte mir Dad immer Physik bei. Er malte mit Buntstiften auf Pa piertischdecken. Er hätte alles erklären können.
Das Meer roch genauso krass wie das Essen, das man auf dem Bürgersteig kaufen konnte, zum Beispiel Zuckerkrapfen und Hot Dogs und Zuckerwatte. Der Tag war eine runde Sache, außer, dass Abe weder etwas vom Schlüssel noch von Dad wusste. Er sagte, er fahre nach Manhattan und könne mich mitnehmen, wenn ich wolle. Ich erwiderte: »Ich steige nicht zu Fremden ins Auto, und woher wissen Sie, dass ich nach Manhattan will?« Er sagte: »Wir sind uns nicht mehr fremd, und ich weiß auch nicht, woher ich das weiß.« »Haben Sie einen SUV?« »Nein.« »Gut. Haben Sie ein Hybrid-Auto mit Gasmotor und Elektroantrieb?« »Nein.« »Schlecht.«
Auf der Fahrt im Auto erzählte ich ihm, dass ich alle New
Yorker namens Black besuchen wolle. Er sagte: »Kann ich ir gendwie verstehen, denn mir ist mal eine Hündin entlaufen. Sie war die beste Hündin der Welt. Ich hätte sie nicht mehr lieben oder besser behandeln können. Sie wollte gar nicht weg laufen. Sie war nur plötzlich verwirrt und lief erst diesem und dann jenem nach.« »Aber mein Dad ist nicht weggelaufen«, sagte ich. »Er wurde bei einem Terroranschlag getötet.« Abe sagte: »Ich habe dabei auch eher an dich gedacht.« Er setzte mich vor der Tür von Ada Blacks Wohnung ab, obwohl ich ihm gesagt hatte, ich könnte selbst dorthin finden. »Wenn ich weiß, dass du sicher gelandet bist, habe ich ein besseres Ge fühl«, sagte
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