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Extrem

Extrem

Titel: Extrem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Goedde
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Halluzinationen oder Apathie bis zur Bewusstlosigkeit sind weitere Symptome. Bei den ersten Anzeichen für ein Lungen- oder Hirnödem heißt es für jeden Bergsteiger: sofort abbrechen und runter vom Berg. Aber wie deutet man die Signale richtig?
    „Sie müssen sich vorstellen: Selbst wenn man gut akklimatisiert ist, wird in der Höhe jeder Schritt, jeder Meter zur großen Anstrengung. Umso wichtiger ist es, dass man immer wieder in seinen Körper hineinhorcht und schaut, ob noch alles in Ordnung ist. Anzeichen wie zum Beispiel Kopfschmerzen würden darauf hinweisen, dass irgendetwas nicht stimmt. Entweder ist man zu schnell unterwegs oder hat zu wenig getrunken, dann muss man sofort reagieren.“
    Also besser, man geht es langsam an. Wie lange braucht eine Gerlinde Kaltenbrunner für eine Akklimatisationsphase?
    „Bei meinen ersten Expeditionen hat es noch sehr viel länger gedauert als heute. Da habe ich etwa drei Wochen gebraucht. Ich bin immer wieder den Berg auf- und abgestiegen, bis ich akklimatisiert war und zum Gipfel steigen konnte. Mittlerweile habe ich gemerkt, dass es sehr viel schneller geht. Dadurch, dass ich jedes Jahr fünf oder sechs Monate in großen Höhen bin, stellt sich mein Körperschneller um – mittlerweile sind es nur noch rund eineinhalb oder zwei Wochen.“
    Der menschliche Körper kann sich also langfristig an extreme Höhe gewöhnen?
    „Ich glaube einfach, dass sich der Körper in gewisser Weise daran erinnert, wie der Prozess abläuft, und sich dadurch schneller umstellt. Das ist zwar wissenschaftlich nicht erwiesen, aber es ist das, was ich an meinem eigenen Körper erfahren habe – dass ich von Jahr zu Jahr immer schneller an die Höhe und an den geringeren Sauerstoffgehalt in der Luft angepasst bin.“
    Eine weitere Taktik für Bergsteiger, die durch die Todeszone auf einen Achttausender wollen, ist, den Aufenthalt dort oben so kurz wie möglich zu halten. Deshalb wählen die meisten Bergsteiger auch die schnellste Route auf den Gipfel. Aber selbst dann geht nichts ohne wochenlange Vorbereitung. Außerdem haben viele Hochalpinisten eben doch eine Lebensversicherung in Form von Sauerstoffflaschen im Gepäck. Nicht immer kann dies Leben retten. Die Unfallrate ist enorm. Berghold und Schaffert berichten von 8 184 Personen, die bis 2006 einen Achttausender-Gipfel erreicht haben. 668 davon starben (8,2 Prozent), 200 an einem Höhenödem. Der Sauerstoff aus Flaschen hat unter Profibergsteigern übrigens keinen guten Ruf, weil die Sauerstoffsättigung damit lediglich der auf einem etwa 6500 Meter hohen Berg gleicht. Reinhold Messners langjähriger Berg-Partner Hans Kammerlander, der selbst 13 Achttausender bestieg, führt folgenden Vergleich an: „Auf einen Achttausender mithilfe von Sauerstoffflaschen zu steigen ist in etwa so, wie den Giro d’Italia mit einem Moped statt einem Rennrad in Angriff zu nehmen.“
Angst im Gepäck
    Dennoch ist es natürlich immer besser, mit Flaschensauerstoff „nur“ auf gefühlte 6500 Meter zu kommen, als einem falschen Ehrgeiz zu erliegen. Ein Aspekt, der vielen, insbesondere unerfahrenen oder übereifrigen Bergsteigern zum Verhängnis wurde. Dabei kann es fatale Folgen haben, nicht genug auf den eigenen Körper zu hören oder die äußeren Bedingungen, wie Wetterumschwung und Lawinengefahr, zu missachten. Blendet man diese Dinge aus und hält stur an seinem Ziel fest, steigt das Risiko zu verunglücken oder eine Höhenkrankheit zu entwickeln enorm. Vor allem aber setzt man nicht nur sich selbst großer Gefahr aus, sondern das gesamte Team.
    In Kaltenbrunners Expeditionsberichten kann man nachlesen, wie häufig die Höhenbergsteigerin ihre Aufstiege – gemeinsam mit ihrem Seil-Partner oder ihrer Gruppe – umdisponieren musste, weil entweder das Wetter umschlug, Steinschlag oder Lawinengefahr drohten. Nicht immer sind dann im Team alle einer Meinung. Manche wollen weiter, andere haben kein gutes Gefühl. Kaltenbrunner schildert solche Situationen mit einer beeindruckenden Ehrlichkeit, die man anderen Gipfelstürmern nur wünschen kann. Denn leicht fallen Entscheidungen, die zum Abbruch eines Abschnitts oder vielleicht der ganzen Expedition führen, nach Monaten der Vorbereitung nicht. Hier ein Ausschnitt aus Kaltenbrunners Expeditionsbericht von der erfolgreichen Besteigung des K2 2011, der genau so auf ihrer Homepage nachzulesen ist. Beim letzten Abschnitt trennte sie sich von ihrem Lebens- und Bergpartner Ralf Dujmovits, dem der weitere

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