Extrem
Lustig? Wahrscheinlich Geschmackssache. So oder so bleibt jedoch die Frage, was Lachen mit körperlichen Extremen zu tun hat? Ganz einfach: Lachen ist Schwerstarbeit! Der amerikanische Psychiater William Fry stellte fest: „20 Sekunden Lachen entsprechen einer körperlichen Leistung von drei Minuten schnellem Rudern oder Laufen.“ Es gibt wohl kein Phänomen, das so starke hormonelle Reaktionen auslöst und so viele Muskeln gleichzeitig in Gang setzt – vom Gesicht bis zum Bauch sind es etwa 300. Amerikanische Wissenschaftler konnten außerdem nachweisen, dass ein kräftiger Lachanfall ähnliche Auswirkungen hat wie die Einnahme von Kokain – zumindest kurzfristig. Es sind die gleichen Hirnregionen, die angeregt werden. Die Euphorie, die Menschen empfinden, wenn sie etwas zum Lachen reizt, wird im Nucleus accumbens , im Belohnungszentrum des Hirns, ausgelöst. Aber der Reihe nach …
Lachgeschichte
Beim Lachen senden Nerven bestimmte Reize an unser Gehirn, das die Information: „Bitte lachen Sie jetzt!“ wiederum bis zu den Nervenenden unserer Muskulatur weiterleitet. Wie gesagt, es sind bis zu 300 Muskeln, die an dieser Aktion beteiligt sind. Bei einem echten Lachanfall pressen unsere Bauchmuskeln mit einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern Luft in die Lunge. Vorsicht, Orkanwarnung! Die Muskeln kontrahieren, das Zwerchfell bewegt sich rhythmisch. Im Gegensatz zur Bauchmuskulatur erschlafft die Beinmuskulatur und lässt uns bei einem Lachanfall schier vornüber kippen. Auch die Blasenmuskulatur entspannt sich. Daher die Redensart „sich vor Lachen in die Hosen machen“. Je nachdem, wie voll die Blase ist, besteht das Risiko tatsächlich.
Physiologisch gesehen ist Lachen nichts anderes als ein stoßweises Ausatmen. Bevor sich die nächste Lachsalve anschließt, holen wir mit einem tiefen Zug erneut Luft. Je stärker ein Lachanfall, desto mehr geraten wir außer Atem. Es bleibt kaum Zeit, um Luft zu holen. Bei unseren nächsten Verwandten, den Affen, hat man festgestellt, dass sie sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen lachen können,weshalb sich ihr eher stimmloses Lachen wie ein Hecheln anhört. Doch dazu später mehr.
Wir Menschen lachen stimmvoll, und zwar ganz individuell, mit tiefer oder hoher Stimme. Unsere Stimmbänder werden durch den Atemfluss in Schwingung versetzt. Bei einem Mann schwingt der Schall mit circa 280 Schwingungen pro Sekunde, bei Frauen sind es sogar 500. Lachen wir stumm, sprechen wir vom Grinsen, lachen wir verhalten, vom Lächeln. Dann ist auch das stoßartige Ausatmen auf ein Minimum reduziert.
Aber wir lachen nicht nur mit unserem Bauch. Mit der Atembewegung des Lachens geht auch die allseits bekannte mimische Reaktion einher, für die mehr als 17 Gesichtsmuskeln zuständig sind: Der Mund öffnet sich und wird breiter. Unsere Jochbeinmuskulatur zieht die Mundwinkel nach oben. Gleichzeitig heben sich die Augenbrauen, unsere Augen verengen sich zu Schlitzen, um den gehobenen Mundwinkeln Platz zu machen. Einige Muskeln drücken dabei auf unsere Tränensäcke. Das ist der Grund, warum uns beim Lachen manchmal die Tränen kommen. Auch die Nasenlöcher weiten sich. Alles in allem wirkt die gesamte Reaktion – lachende Augen, lachender Mund und das Geräusch, das wir machen – entwaffnend auf unser Gegenüber.
Lachen ist ansteckend. Es wird nicht nur, aber meist in der Gemeinschaft mit anderen ausgelöst. Britische Forscher um Jane Warren konnten mit bildgebenden Verfahren zeigen, dass allein das auf Tonband aufgezeichnete Geräusch eines lachenden Menschen bestimmte Regionen der Hirnrinde aktiviert und die betreffende Muskulatur in Gesicht und Körper aufs Mit-Lachen vorbereitet. Im Vergleich zu Geräuschen, die auf negative Gefühlsausdrücke – Angst oder Ekel – verweisen, seien die positivenGeräusche ansteckender. Mit einem Lächeln zeigen wir unserem Gegenüber, dass er uns sympathisch ist – und vermeiden so letztendlich auch Konflikte. Es wird angenommen, dass die Entwicklung des Lachens der der Sprache vorausging. Denn die Hirnregion, die für das Lachen verantwortlich ist, ist viel älter als unser Sprachzentrum.
Lachen ist uns angeboren. Auch die Tatsache, dass Lachen ein Reflex ist, weist darauf hin, dass es sich evolutionsgeschichtlich gesehen um eine sehr alte Körperreaktion handelt. Wie alle Reflexe überkommt es uns unwillkürlich, das heißt, es wird ausgelöst, bevor wir uns dessen bewusst geworden sind. Natürlich gibt es auch das aufgesetzte
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