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Extrem

Extrem

Titel: Extrem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Goedde
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hatten.
    Inzwischen weiß man, dass Lachen als körperliches Extremverhalten viele Krankheiten zu lindern oder sogar zuheilen vermag: Es stärkt das Immunsystem und senkt den Bluthochdruck. Es hilft gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Angstzustände, Schlafstörungen, Magengeschwüre, Allergien und Krebs. Sogar bei Potenzproblemen soll Lachen hilfreich sein. Um die genauen Auswirkungen des Lachens auf das Herz-Kreislauf-System zu untersuchen, ließen Wissenschaftler der University of Maryland, Baltimore, 20 Probanden im Abstand von mindestens 48 Stunden je einen Filmausschnitt einer Komödie und eines Kriegsdramas ansehen. Nach jedem Film wurden die Hauptschlagadern aller Versuchsteilnehmer per Ultraschall überprüft. Nach der Komödie ließ sich bei 19 Versuchsteilnehmern ein beschleunigter Blutfluss messen, während sich der Durchfluss nach dem Ansehen des Kriegsfilms bei 14 Teilnehmern verschlechtert hatte. Beide Effekte konnten noch 30 Minuten nach Filmende nachgewiesen werden. Die Forscher um den Teamleiter Michael Miller vermuten, dass Lachen das sogenannte Endothel, ein Gewebe, das die Blutgefäße von innen auskleidet, erweitert. „Das Endothel spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Arteriosklerose und von Gefäßverhärtungen“, so Miller. Lachen sorge dafür, dass das Gewebe gesund bleibe. Wie genau das auf molekularer Ebene funktioniert, sei noch unklar. Bekannt ist bisher nur, dass Stickstoffmonoxid für die Ausdehnung des Endothels sorgt, Stress aber zur Abnahme dieses Gases und damit zur Verengung der Gefäße führt. Neben viel Bewegung empfehlen die Wissenschaftler aus Baltimore deshalb, täglich mindestens 15 Minuten zu lachen.
    Das hilft – durch die freigesetzten Endorphine – auch der Psyche. Schon kurzzeitige Hochgefühle lindern die Schwermut, Resignation, Antriebslosigkeit und Aussichtslosigkeit einer Depression. Das Gehirn bremst beim Lachendie Produktion von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol. Diese verstärken positive Emotionen und zeigen dem Erkrankten, dass ein Umschwung seiner Stimmung durchaus möglich ist. Carsten Niemitz, Leiter des Instituts für Humanbiologie und Anthropologie der Freien Universität Berlin, meint, dass Menschen, die unter Depressionen leiden, gezieltes Lachen als Selbsttherapie einsetzen könnten. Auf den Kinderstationen von Krankenhäusern und bei Demenzkranken habe sich der Einsatz von Klinik-Clowns bewährt.
    In Therapiesitzungen wird sogenannter therapeutischer Humor eingesetzt, um Hemmungen abzubauen: Gemeinsames Lachen gilt als wichtiges Signal der Verbundenheit und fördert das Vertrauen zwischen Patienten und Therapeuten. Des Weiteren kann Humor dem Patienten eine neue Sicht auf seinen bisherigen Zustand ermöglichen. Ist jemand erst einmal in der Lage, über scheinbar unumstößliche Handlungsmuster, festgeschriebene Zwänge oder über eine Störung in seinem Verhalten zu lachen, hat er schon so viel Distanz dazu gewonnen, dass es ihm bald möglich sein wird, selbiges zu verändern.
    Aber auch für den Alltag gibt es Mittel und Wege, durch häufiges Lachen das eigene Wohlbefinden zu steigern: Ausgehend von Cousins’ Lachtherapie, verbreitet Madan Katari, praktischer Arzt und Yogalehrer aus Mumbai, seit den neunziger Jahren seine Lachyoga-Lehre, eine Mischung aus Yoga- und Lachübungen. Bei dieser Yoga-Form wird das Lachen über die rein motorische Ebene erzeugt. Es wird also bewusst losgelöst von einem Grund gelacht. Das anfangs künstliche Lachen soll später in echtes, spontanes Lachen übergehen – „Fake it, ’til you make it“, „Tu so als ob, bis es echt ist“. Aus anfänglichen Dehn- und Atemübungen, Augenkontakt und spielerischenElementen entwickelt sich ein Zustand kindlicher Verspieltheit.
    Durch Übungen angeregt bringt die stakkatoartige Atmung nicht nur mehr Luft in die Lunge, sondern sorgt auch für einen besseren Sauerstoffaustausch im Gehirn. Teilnehmer von Lachyoga-Seminaren erzählen, dass das Ergebnis der Übungen nicht nur eine positivere Grundstimmung sei, für Stressabbau und die Stärkung des Immunsystems sorge, sondern auch eine größere Freiheit und Kreativität im Denken mit sich bringe.
    Als Ort für seine Lehre gründete Katari 1995 einen ersten Lachclub in Indien. 2010 gab es schon mehr als 6000 Lachclubs weltweit. An jedem ersten Sonntag im Mai feiern deren Mitglieder den sogenannten Weltlachtag: Lachyoga-Freunde auf dem ganzen Globus treffen sich, um eine Minute lang für den Weltfrieden –

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