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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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wohler
gefühlt hätte, und es war ihm ein tiefempfundenes Anliegen,
sich diesem Erlebnis mit aller angemessenen und ehrfurchtsvollen
Eindringlichkeit hinzugeben; dies waren Leute nach seinem Geschmack,
hier spielten sich Dinge nach seinem Geschmack ab, und dies war ein
Ort nach seinem Geschmack.
    PILIOUS OMADHAUNS LÄDT EIN ZUM RASURE! GARANTIERE
LAGOPHTHALMISZITÄT BEIM ANBLICK DES JEISTIECORS UND LORICALS
UNSERER MATRICHORASTISCHEN MINKINS!
    Er sah sie vor einem Allerheiligsten der Erhabenen unter dem
rundlich geblähten Rumpf eines Gebäudes, das wie ein
riesiger Widerstand geformt war. Der Eingang zu dem geheiligten Ort
des Kultes war eine leuchtendhelle Schleife, wie ein dicker, aber
winziger Regenbogen mit Schichten in verschiedenen
Weißtönen. Junge Erhabene standen außerhalb der
Einfriedung, mit schimmernden weißen Gewändern bekleidet.
Die Erhabenen – alle groß und dünn – schimmerten
ebenfalls; ihre Haut schimmerte sanft, blaß bis zu ungesund
aussehender Blutleere. Ihre Augen leuchteten, sanftes Licht fiel aus
dem weiten, offenen Weiß, während dasselbe halbsilbrige
Licht von ihren Zähnen zurückstrahlte, wenn sie
lächelten. Sie lächelten andauernd, selbst wenn sie
redeten. Die Frau stand da und beobachtete zwei lebhaft
gestikulierende Erhabene mit dem Ausdruck belustigter
Geringschätzigkeit.
    Sie war groß und von gelbbrauner Hautfarbe. Ihr Gesicht war
breit, ihre Nase schmal und beinahe parallel zu ihren
Wangenflächen; ihre Arme waren überkreuzt, sie hielt den
Körper zurückgeneigt, weg von den beiden jungen Leuten, ihr
Gewicht ruhte auf einem einzelnen schwarzgestiefelten Absatz,
während sie entlang der langen Nase auf die beiden schimmernden
Erhabenen hinabblickte. Ihre Augen und ihr Haar sahen so dunkel aus
wie das unscheinbare Schattengewand, das den Rest ihres Körpers
verhüllte.
    Er blieb in der Mitte der Straße stehen und sah eine Weile
zu, wie sie sich mit den beiden Erhabenen unterhielt. Ihre Gesten und
ihre Körperhaltung waren verändert, doch ihr Gesicht war
dem sehr ähnlich, das er seit vierzig Jahren in Erinnerung
hatte, allenfalls ein wenig älter. Er hatte sich immer gefragt,
wie sehr sie sich wohl verändert haben mochte.
    Aber sie konnte es nicht sein. Tishlin hatte gesagt, sie sei immer
noch an Bord des Sleepers. Es wäre ihm doch bestimmt zu
Ohren gekommen, wenn sie weggegangen wäre, oder nicht?
    Er ließ eine Gruppe von fröhlich plappernden
Bystlianern vorbei und schlenderte dann ein Stück die
Straße zurück, um die Architektur des riesigen, sie
überwölbenden Ventils vom gegenüberliegenden Gehsteig
aus zu betrachten und auf beiläufige, gelangweilte Weise an
seinem Wolkenstock zu ziehen, während er eine Reihe von dunklen
Bomben beobachtete, die aus der Dunkelheit über ihm herabheulten
und irgendwo hinter der Linie der faßförmigen
Widerstände detonierten, die die andere Straßenseite
bildeten; grelle gelborangefarbene Explosionen erleuchteten den
Himmel, und Schutt stob langsam auf und ging wieder nieder. An der
Straße weiter oben gab es irgendeine Art von Tumult um ein
großes Tier herum.
    Er wandte sich um und blickte die belebte Straße hinunter.
In diesem Augenblick rutschte ein riesiges blaugoldenes Gebilde unter
seine Füße und rauschte lautlos in dem Quecksilberstrom
unter der Diamantenplatte davon. Das Mädchen, das mit den
Erhabenen diskutierte, drehte sich um und starrte auf die
Straße, als die Kugel vorbeiglitt. Als sie den Blick wieder den
beiden schimmernden jungen Leuten zuwandte, bemerkte sie, daß
er sie beobachtete. Ihr Blick verharrte eine Weile auf ihm, und ein
bestimmter Ausdruck – ein Zucken des Erkennens – huschte
über ihr Gesicht, bevor sie sich wieder dem Gespräch mit
den Erhabenen zuwandte. Er hatte keine Zeit, sich abzuwenden, selbst
wenn er es gewollt hätte.
    Er überlegte, ob er jetzt gleich zu ihr hingehen oder lieber
abwarten sollte, ob sie sich in die Hauptstraße
zurückbegeben würde, um vielleicht dann zu ihr zu treten,
oder ob er einfach weitergehen sollte, als ein großes
Mädchen in einem schimmernden Gewand hinter ihn trat und sagte:
»Kann ich Ihnen helfen, Sir? Sie scheinen von unserem Ort der
Verzückung fasziniert zu sein. Haben Sie vielleicht irgendwelche
Fragen, die Sie gern beantwortet hätten? Gibt es irgend etwas,
das ich zu Ihrer Erleuchtung tun kann?«
    Er wandte sich zu der Erhabenen um. Sie war beinahe so groß
wie er; ihr Gesicht war hübsch, aber irgendwie leer, obwohl er
wußte, daß das

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