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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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glitzerten und funkelten, als ob sie Rubine, Smaragde,
Diamanten und so weiter wären. Der zum Anzug gehörende
Helm, gleichermaßen verziert, lag auf der Armlehne ihres
Sessels. Sie war nicht an den Sessel angeschnallt, wie er
bemerkte.
    Im Gesicht des Mädchens war ein so finsterer Ausdruck mit
einem sehr tiefen Stirnrunzeln, das fast jede andere Person, so
konnte er sich vorstellen, außerordentlich häßlich
hätte erscheinen lassen. Bei ihr wirkte es eher einnehmend.
Wahrscheinlich ganz und gar nicht der erwünschte Effekt. Er
beschloß, ein Lächeln zu wagen; dank seines Helms mit dem
offenen Gesichtsteil würde sie es sehen.
    »Ämm… hallo«, sagte er.
    Die alte Drohne straffte sich und zuckte herum, als ob sie ihn
ansähe. Dann sackte sie zurück in das Polster des Sessels,
und ihre Aurafelder erloschen. »Es ist hoffnungslos«,
verkündete sie, als ob sie nicht gehört hätte, was der
Mann gesagt hatte. »Wir sind ausgesperrt. Können nirgends
hingehen.«
    Das Mädchen in dem entfernten Sessel kniff die lebhaften
blauen Augen zusammen und betrachtete Genar-Hofoen. Als sie sprach,
klang ihre Stimme wie ein Stilett aus Eis. »Das alles ist deine
Schuld, du ekelhaftes Stück Scheiße«, sagte sie.
    Genar-Hofoen seufzte. Er verlor wieder das Bewußtsein, aber
es machte ihm nichts aus. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wer
dieses Geschöpf war, aber er mochte es bereits.
    Es wurde wieder dunkel.

 
IV
     
     
    [Gestammelter Dichtpunkt, M32, Tra. @ n4.28.882.4656]
    x ESF Nur Ernstmeinende Anrufer
    o Exzentriker Erschieß Sie Später
    Es herrscht Krieg! Diese übergeschnappten
Blödmänner haben den Krieg erklärt! Sie sind
verrückt!
    00
    [Gestammelter Dichtpunkt, M32, Tra. @ n4.28.882.4861]
    x Exzentriker Erschieß Sie Später
    o ESF Nur Ernstmeinende Anrufer
    Ich wollte dich gerade anrufen. Ich habe soeben eine Nachricht
von dem Schiff bekommen, das ich aufgefordert habe, Armseligkeit im
Auge zu behalten. Die Sache sieht schlecht aus.
    00
    Schlecht? Es ist eine Katastrophe!
    00
    Hat dein Mädchen ihren Mann bekommen?
    00
    Ach ja, sie hat ihn schon bekommen, aber ein paar Stunden
später verkündete das Affronter Oberkommando die Geburt
eines strammen Baby-Krieges. Das Schiff, das Phago nach Stuf
ausgesandt hat, hielt sich eine Modultagesreise entfernt; es war zu
der Ansicht gelangt, daß es Besseres zu tun hatte, als in einer
Mission die Zeit totzuschlagen, über die es von Anfang an nicht
besonders glücklich gewesen war. Ich glaube, es empfand die
Kriegserklärung beinahe als Erleichterung. Es meldete der Stählerner Glanz unverzüglich seine Position und
bekam sofort die Anweisung, mit höchster Geschwindigkeit zu
einer verzweifelten Verteidigungsmission auszulaufen. Das
Miststück wollte mir nicht einmal sagen, wohin. Ich brauchte
echte Millisekunden, um es dazu zu überreden, sich ganz und gar
der Stählerner Glanz anzuvertrauen und genauen
Aufschluß darüber zu geben, warum es sich überhaupt
in der Nähe von Stuf befand. Ich konnte ihm einreden, Phagos
Ehre hänge davon ab, daß es Stillschweigen bewahre; ich
glaube nicht, daß es singen wird. Ich habe es wissen lassen,
daß ich ihm sonst ernsthaft böse wäre.
    00
    Aber es war doch demilitarisiert. War es nicht gerade erst nach
Phago zurückgekehrt, um sich wiederaufrüsten zu
lassen?
    00
    Ha! Es hat meinen Speicher demilitarisiert. Der Scheißer
verließ Phago voll gerüstet. Das war Phagos Idee –
diese hinterlistige Dreckschleuder! Es war immer schon
übervorsichtig. Das kommt davon, wenn man so schrecklich senil
ist, nehme ich an. Wie auch immer, die Freier Meinungsaustausch wurde schleunigst an die Schanzdecks beordert und lechzt
anscheinend nach Streit. Jedenfalls ist sie verschwunden. Und so
blieben unser Mädchen und der Gefangene Genar-Hofoen in einem
Modul zurück, das beinahe einen Tag von Stuf entfernt ziellos
herumtreibt. Stuf bittet – mache »zwingt« daraus
– alle Kultur- und Affront-Fahrzeuge samt Personal, sich
für die Dauer der Feindseligkeiten von ihm zu entfernen, und
niemand darf sich ihm nähern. Ich habe versucht, jemanden
innerhalb seiner Reichweite aufzutreiben, damit er sie aufliest, aber
es ist aussichtslos.
    Eine von Stuf eingeleitete Tiefenuntersuchung hat die
Identität ihres Moduls bereits vollkommen auseinandergenommen.
Die Fleischfickerin driftet einen Tag weit entfernt dahin, und
das Modul schafft bestenfalls zweihundert Licht… Du kannst dir
vorstellen, was als nächstes geschieht. Wir

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