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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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achtzehnhundertundfünfund- achtzigsten Jahrestags der ersten
ordentlichen Raumschlacht des Affronts gegen Feinde, die dieses
Namens würdig waren – war die Unterhaltung so
ausgewählt worden, daß sie einen gewissen Bezug zu den
gereichten Speisen hatte, indem zum Beispiel der erste Fischgang
begleitet war von einer teilweisen Flutung der Grube mit Athan und
das Hineinsetzen eines eigens gezüchteten Kampffisches. Fivetide
fand großen Genuß daran, dem Menschen die einzigartige
Natur des Fisches zu beschreiben, der mit derart spezialisierten
Maulwerkzeugen ausgestattet war, daß sich der Fisch nicht auf
normale Weise ernähren konnte und aufgezogen werden mußte,
indem er die Lebenssäfte aus einer anderen Fischart
lutschte, die eigens dafür gezüchtet wurde, um in seinen
Kiefer zu passen.
    Der zweite Gang bestand aus kleinen eßbaren Tieren, die
Genar-Hofoen pelzig und bei einigem Wohlwollen sogar putzig
erschienen. Sie rannten auf einer Hindernisbahn, die am oberen
inneren Rand der Grube rundum verlief, verfolgt von etwas, das lang
und schlüpfrig aussah, mit vielen Zähnen an jedem Ende. Die
jubelnden Affronter tröteten, grölten, schlugen auf die
Tische, schlossen Wetten ab, warfen Beleidigungen hin und her und
stachen mit langen Gabeln auf die kleinen Geschöpfe ein,
während sie gekochte, zubereitete Exemplare derselben Tiere in
ihre Schnäbel schaufelten.
    Kratzhunde bildeten den Hauptgang, und während ein Paar
dieser Tiere – jedes ungefähr von der Größe
eines korpulenten Menschen, jedoch achtgliedrig – mit
rasiermesserscharfen implantierten Kieferprothesen und Riemenklauen
aufeinander einschlug und sich gegenseitig zerfetzte, wurde auf
großen Tranchierplatten aus verdichteter Gemüsematerie
gewürfelter Kratzhund gereicht. Die Affronter erachteten dies
als den Höhepunkt des ganzen Banketts; endlich war es einem
gestattet, die Miniaturharpunen zu benutzen – das wohl
eindrucksvollste Utensil des Bestecksatzes an jedem Platz –, um
Fleischbrocken von den Tranchierplatten der anderen Gäste
aufzuspießen und – mittels eines geschickten Schnippens
der dazugehörigen Schnur, mit deren Gebrauch Fivetide soeben
versuchte, den Menschen vertraut zu machen – ihn auf die eigene
Tranchierplatte zu befördern, den Bissen mit dem Schnabel oder
den Tentakeln zu fassen, ohne ihn an die Kratzhunde in der Grube zu
verlieren oder sich von einem anderen Tischgast wegschnappen zu
lassen oder das Stück ganz und gar über die Kuppe des
eigenen Gassackes hinweg zu verlieren.
    »Das Schöne daran ist«, sagte Fivetide,
während er seine Harpune auf die Tranchierplatte eines Admirals
warf, der durch einen fehlgeschlagenen Harpunenwurf seinerseits
abgelenkt war, »daß das beste Ziel das am weitesten
entfernte ist.« Er grunzte und schnippte und schnappte das
Stück aufgespießten Kratzhund von der Platte des anderen
Affronters, eine Sekunde bevor der Offizier zur Rechten des Admirals
ihm die Beute abjagen konnte. Der Leckerbissen segelte in einer
eleganten Flugbahn durch die Luft, die endete, ohne daß
Fivetide sich recht hoch von seinem Platz erheben mußte, um den
Schnabel darum herumzuschlagen. Er schwenkte nach links und rechts,
um den anerkennenden Applaus in Form von peitschenartig geschnalzten
Tentakeln entgegenzunehmen, und lehnte sich dann in das gepolsterte,
Y-förmige Gestell zurück, das ihm als Sitz diente.
»Hast du’s begriffen?« fragte er, gab ein
unüberhörbares Schmatzen von sich und spuckte die Harpune
samt Schnur aus.
    »Ich habe begriffen«, sagte Genar-Hofoen, der noch dabei
war, die Schnur seiner Harpune nach dem letzten Versuch wieder
aufzuwickeln. Er saß zu Fivetides Rechter in einem Y-artig
gegabelten Sitz, der nur dadurch geringfügig verändert
worden war, daß man ein Brett über die Zinken gelegt
hatte. Seine Beine baumelten über dem Abfallgraben, der um den
Rand des Tisches herumführte und der auf eine von Affronter
Gourmets geschätzte Weise stank, wie ihm der Anzug versicherte.
Er zuckte zusammen und warf sich zur Seite, wobei er fast vom Sitz
gefallen wäre, als eine Harpune links an ihm vorbeizischte und
ihn um Haaresbreite verfehlte.
    Genar-Hofoen erwiderte das Lachen und nahm die übertriebenen
Entschuldigungen des Affronter Offiziers Fünf auf der anderen
Seite des Tisches an, der auf Fivetides Platte gezielt hatte, und
sammelte höflich die Harpune samt Schnur ein, um sie
zurückzureichen. Er machte sich wieder daran, die
Miniaturstücke indifferenter Nahrung aus den

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