Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
hielt er
an.
    Der Awatara deutete auf die Rolltür, die sich öffnete.
Ein kurzer Korridor dahinter führte zu einer weiteren Tür.
Genar-Hofoen trat in den Korridor.
    »Ich bin sicher, du wirst deine Gemächer annehmbar
finden«, hörte er den Awatara hinter sich leise sagen. Dann
sah er sich überrascht um, da er ein leises Klingeln hörte
und einen schwachen Zug am Hals spürte. Die Reiseröhre war
verschwunden, die durchsichtige Röhrentür war geschlossen,
und der Korridor hinter ihm war leer. Er sah sich um, doch es gab
nichts, wo der Awatara hätte verschwinden können. Er zuckte
die Achseln und setzte seinen Weg Richtung Tür fort. Sie
öffnete sich und bot Zugang in einen kleinen Aufzug. Er trat
ein, und ein paar Sekunden später tat sich die vorherige
Rolltür als Drehtür auf. Er trat stirnrunzelnd hinaus in
einen düster beleuchteten Raum voller Kisten und
Gerätschaften, die ihm irgendwie bekannt vorkamen. Ein seltsamer
Geruch hing in der Luft… Die Aufzugtür klappte hinter ihm
zu. An der einen Seite sah er einige Stufen in der Düsternis,
eingelassen in eine gebogene Steinwand. All das kam ihm wirklich
bekannt vor.
    Er glaubte zu wissen, wo er war. Er ging zu den Stufen und stieg
hinauf.
    Er kam aus dem Keller herauf in den kurzen Gang, der zu der
Haupttür im Erdgeschoß des Turms führte. Die Tür
war offen. Er schritt durch den Gang zu ihr und stand gleich darauf
draußen.
    Wellen schlugen an den glitzernden, nachrutschenden Kiesstrand.
Die Sonne stand beinahe auf dem mittäglichen Höchstpunkt.
Ein Mond war sichtbar, eine fahle Eierschale, halb versteckt im
zerbrechlichen Blau des Himmels. Der Geruch, den er zuvor erkannt
hatte, war der des Meeres. Vögel schrien über ihm im Wind.
Er ging die Strandböschung hinunter zum Wasser und ließ
den Blick schweifen. Das Ganze wirkte ziemlich überzeugend;
allerdings konnte der Ort in Wirklichkeit eigentlich nicht so
groß sein, und die Wellen waren vielleicht ein klein wenig zu
gleichförmig, hoben und senkten sich – scheinbar weiter
draußen – etwas zu regelmäßig, aber man hatte
tatsächlich den Eindruck, viele Kilometer weit zu sehen. Der
Turm war genau so, wie er ihn in Erinnerung hatte, und die niedrigen
Klippen hinter der Salzmarsch waren ihm gleichermaßen
vertraut.
    »Hallo?« rief er. Keine Antwort.
    Er zog sein Schreibstift-Terminal heraus. »Sehr
lustig…«, sagte er, dann runzelte er die Stirn und
betrachtete das Terminal. Kein Warnlämpchen. Er drückte
einige der flachen Tasten, um einen Systemcheck durchzuführen.
Nichts tat sich. Scheiße!
    »Ah-ha«, sagte eine dünne, brüchige Stimme
hinter ihm. Er drehte sich um und sah einen schwarzen Vogel, der auf
dem Felssims hinter ihm die Flügel anlegte. »Noch ein
Gefangener«, krächzte er.

 
V
     
     
    Die Wundersame Wege Des Schicksals ließ ihre
Antriebsfelder eine Zeitlang auf Hochtouren laufen und führte
eine Reihe von Tests durch und wertete sie aus. Es war, als ob ihre
Traktionsfelder einfach durch das Energiegitter sickern würden,
als ob es gar nicht da wäre. Sie versuchte, Signale auszusenden
und dem Universum draußen von ihrer mißlichen Lage
Kenntnis zu geben, aber anscheinend drehten die Signale lediglich
eine Schleife und kehrten zu ihr zurück, so daß sie ihre
eigenen Botschaften eine Picosekunde nach ihrer Aussendung wieder
empfing. Sie versuchte, eine Krümmung herzustellen, doch der
Strang schien einfach aus ihren Feldern zu gleiten. Sie versuchte,
eine Drohne mit dem Displacer zu transportieren, doch das Wurmloch
brach in sich zusammen, noch bevor es vollständig ausgebildet
war. Sie versuchte noch ein paar andere Tricks, verfeinerte ihre
Feldstrukturen und konfigurierte ihre Sinne neu, in dem Versuch,
zumindest zu begreifen, was geschah, aber nichts davon
funktionierte.
    Sie dachte nach. Sie fühlte sich trotz ihrer Lage seltsam
gefaßt.
    Sie schaltete alles ab und ließ sich treiben, schwebte
allmählich zurück durch den vierdimensionalen Hyperraum in
Richtung des Realraum-Strangs, von nichts anderem angetrieben als dem
schwachen Druck von Strahlungen, die das Energiegitter aussandte.
Ihre Awataras machten sich bereits daran, ihrer menschlichen
Besatzung die veränderte Situation zu erklären. Das Schiff
hoffte, daß die Leute die Nachricht einigermaßen ruhig
aufnehmen würden.
    Dann schien die Exzession anzuschwellen, sich wie unter einer
riesigen Linse aufzublähen und mit einer gewaltigen, alles
umschließenden Baggerschaufel nach dem Kulturschiff

Weitere Kostenlose Bücher