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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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miteinander reden. Vielleicht gelingt es, einen
Entschluß zu fassen.« Es übte einen ganz leichten
Druck auf ihren Bauch aus. »Ich glaube fest daran, daß es
gelingt.«
    Sie seufzte tief. Sie sah auf seine Hand hinab. »Ich
weiß nicht«, sagte sie. »Ich weiß nicht. Ich
muß nachdenken. Ich kann nicht… ich muß
nachdenken.«
    »Dajeil«, sagte das Schiff, und der Awatara nahm ihre
Hand in seine beiden. »Wäre es möglich, so würde
ich dir soviel Zeit geben, wie du möchtest, aber das kann ich
nicht. Die Angelegenheit eilt ein wenig. Ich habe etwas, das man als
dringende Verabredung bezeichnen könnte, und zwar in der
Nähe eines Sterns namens Esperi. Ich kann meine Ankunft nicht
verschieben, und ich möchte dich nicht mitnehmen; es ist zu
gefährlich. Ich möchte, daß du so bald wie
möglich in diesem Schiff aufbrichst.«
    Sie sieht verletzt aus, dachte die Sleeper.
    »Ich lasse mich nicht dazu zwingen«, sagte sie.
    »Natürlich nicht«, beschwichtigte das Schiff. Es
versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen, und tätschelte
ihre Hand. »Warum schläfst du nicht erst einmal
darüber? Morgen ist früh genug.«

 
VII
     
     
    Die Meinungs-Anpasser sah zu; wie das angreifende Schiff
zwischen den Schiffen ringsum fiel, die einen Schutzwall gebildet
hatten; sie hatten keine Zeit, sich mehr als nur geringfügig von
ihren ursprünglichen Positionen wegzubewegen. Ihre Waffen
erledigten das Bewegen für sie und richteten sich auf das
herankommende Ziel, als dieses in ihrer Mitte auftauchte. Ein
Gestöber aus grell blitzenden Raketen ging der Totgeschlagenen Zeit voraus, ein Hagel von Plasmablasen
begleitete sie, und CAM-, AM- und Nanoloch-Sprengköpfe mit
gebündelter Munition explodierten überall um sie herum wie
ein gigantisches Feuerwerk, das eine gewaltige Funkenkugel
hervorbrachte. Viele der einzelnen Teilchen detonierten in einem
gebündelten hypersphärischen Sturm aus todbringenden
Funken, gefolgt von einer Aneinanderreihung gestaffelter Explosionen,
die in einer geschichteten Hierarchie der Zerstörung zwischen
den Angriffswellen der Schiffe ausbrach.
    Die Meinungs-Anpasser sichtete die Realzeit-Berichte, die
von seiner Kriegsmeute hereinkamen. Eines der Schiffe wurde von einem
Nanoloch getroffen und verschwand in einem gewaltigen Strudel der
Vernichtung; ein zweites war durch eine AM-Munition so stark
beschädigt worden, daß eine unmittelbare Reparatur
ausgeschlossen war, und fiel mit verkrüppelten Motoren
zurück. Zum Glück hatte keines der Fahrzeuge eine Affronter
Besatzung gehabt. Der größte Teil der übrigen
Sprengköpfe konnte unschädlich gemacht werden; die
Gegenangriffe wurden abgewehrt. Es gab keinerlei Anzeichen
dafür, daß das Schiff seine Effektoren zu einem anderen
Nutzen als dem einsetzte, eine Störung zu verursachen und
zwischen der angesammelten Masse von Schiffen erkundigend und
sondierend herumzuflitzen. Der Brennpunkt seiner Aufmerksamkeit hatte
nahe der Mitte der dritten Welle von Schiffen begonnen und breitete
sich in unregelmäßigen Spiralen nach außen aus, mit
gelegentlichen noch weiter nach außen zielenden Ausfällen
zu den weiteren Angriffswellen.
    Die Meinungs-Anpasser war verdutzt. Die Totgeschlagene
Zeit war eine Schnelle Angriffs-Einheit der Peiniger-Klasse. Sie
konnte – sie mußte – die Flotte im selben Augenblick
vernichtend schlagen, in dem sie zwischen dieser hindurchfetzte; sie
war fähig…
    Dann ging ihm ein Licht auf. Natürlich. Hier handelte es sich
um einen typischen Fall von Verbohrtheit.
    Die Meinungs-Anpasser spürte ein Angstkribbeln,
gemischt mit so etwas wie Verachtung. Der Brennpunkt des Effektors
der Totgeschlagene Zeit war jetzt ein paar Schiffe weit weg
und näherte sich in Spiralen der Meinungs-Anpasser. Sie
sandte eilends ein Signal an die fünf Schnellen
Angriffs-Einheiten in ihrer unmittelbaren Nähe aus. Jede
hörte zu, begriff und gehorchte. Der Brennpunkt des Effektors
der Totgeschlagene Zeit zuckte von Schiff zu Schiff, kam immer
näher.
    Du Narr, dachte die Meinungs-Anpasser, beinahe
wütend auf das angreifende Schiff. Es benahm sich töricht,
unverantwortlich. Ein Kulturschiff sollte nicht so stolz sein. Sie
hatte gedacht, die Gehässigkeit, die damals in Armseligkeit von
der Totgeschlagene Zeit in einem Signal an sie gerichtet
gewesen war, sei prahlerisches Getue gewesen, billiges Maulheldentum.
Aber es war schlimmer; es war ernst gemeint gewesen. Verletztes
Selbstwertgefühl. Empörung darüber, daß es
persönlich einer

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