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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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immer
noch ohne irgend etwas besonders Interessantes zur Sprache zu
bringen.
    »… Wir wollten unterschiedliche Dinge«, sagte
Dajeil zu Genar-Hofoen. »Das ist nichts
Ungewöhnliches.«
    »Ich wollte das, was du wolltest, und zwar lange Zeit«,
sagte der Mann, wobei er etwas Wein in einem Kristallkelch
schwenkte.
    »Das Komische war«, sagte Dajeil, »wir hatten keine
Probleme, solange es nur um uns beide ging, erinnerst du
dich?«
    Der Mann lächelte traurig. »Ich erinnere mich.«
    »Seid ihr sicher, daß ihr mich hier dabeihaben
wollt?« fragte Ulver.
    Dajeil sah sie an. »Wenn es dir peinlich ist…«,
sagte sie.
    »Nein, ich dachte nur…« Ulvers Stimme verebbte. Die
beiden sahen sie an. Sie runzelte die Stirn. »Okay, jetzt ist es
mir peinlich.«
    »Was ist mit euch beiden?« fragte Dajeil gelassen und
sah von Ulver zu Genar-Hofoen.
    Sie wechselten Blicke. Beide zuckten gleichzeitig die Achseln,
dann lachten sie und sahen sie schuldbewußt an. Wenn sie die
Szene geprobt hätten, hätte sie kaum mit
größerer Übereinstimmung ablaufen können. Dajeil
durchfuhr ein Stich der Eifersucht, dann zwang sie sich zu
lächeln, und zwar so charmant, wie sie es nur vermochte.
Irgendwie hatte dieser Akt dazu beigetragen, endlich Gefühle aus
ihnen herauszukitzeln.

 
IV
     
     
    Etwas stimmte nicht.
    Die Hauptaufmerksamkeit des Awatara schnappte zurück zu
seinem Heimatschiff. Die Grauzone und die drei Kriegsschiffe
waren jetzt von der Umhüllung durch das ASF befreit; sie fielen
zurück in ihr eigenes Feldnetz und verringerten ihre
Geschwindigkeiten auf ein Maß, dem sich der Antrieb der AKE
mühelos anpassen konnte. Vor ihnen lag die Exzession; die Sleeper Service hatte soeben ihre erste Scanner-Naherkundung
an ihr durchgeführt. Die Exzession hatte sich verändert;
sie hatte ihre Verbindungen zu den Energiegittern neu formiert, und
außerdem war sie gewachsen; danach war sie vulkanartig
ausgebrochen.
    Es war nicht die Art von Vergrößerung, die die Wundersame Wege Des Schicksals miterlebt hatte und von der sie
dem Anschein nach transportiert worden war; das war etwas gewesen,
das auf dem Strang basierte oder auf einer neuartigen Feldformation.
Hingegen war dies hier etwas, das sich im elementaren Feuer des
Energiegitters selbst verkörperte, sich über den gesamten
Bereich des inneren und äußeren Raums ergoß und auch
auf den Strang übergriff, wobei es eine gewaltige
sphärische Wellenfront aus brodelnden Gitterfeuern quer durch
den dreidimensionalen Raum aufbaute.
    Es breitete sich schnell aus. Unwahrscheinlich schnell;
himmelfüllend, mit explosiver Geschwindigkeit, einer nicht mehr
meßbaren Geschwindigkeit, einer Geschwindigkeit, die mit
Sicherheit zu hoch war für seine wahre Gestalt und Form, um
abschätzbar zu sein. Es war so schnell, daß es nur noch
Minuten dauern konnte, bis die Sleeper Service darauf prallen
würde, und viel zu schnell, als daß das ASF hätte
bremsen oder abschwenken können, um der Feuersbrunst
auszuweichen.
    Plötzlich war der Awatara auf sich allein gestellt; die Sleeper unterbrach für kurze Zeit die gesamte Verbindung
zu ihm, während sie sich darauf konzentrierte, ihre eigene
Kriegsflotte um sich herum zu verteilen.
    Einige der Schiffe wurden per Displacer aus seinem tiefen Innern
geholt, aus den Tausenden von Laderäumen, wo sie in aller Stille
im Laufe der Jahrzehnte gebaut worden waren, evakuiert und nach
langer Zeit reaktiviert, um wieder im Hyperraum zu erscheinen, ihre
Antriebe aufgemöbelt und bereits auf dem Weg nach draußen.
Andere – der Großteil – wurden freigelegt, als das
riesige Schiff einige der äußeren Schichten seiner
Feldstrukturen zurückschälte, um die Fahrzeuge zu
enthüllen, die dort während der letzten paar Wochen
versteckt gewesen waren, wobei ganze Flotten kleinerer Schiffe
verlorengingen, vergleichbar mit den Samen, die von einer riesigen
Pflanzenhülse ausgestreut wurden.
    Als der Awatara wieder Verbindung zum ASF hatte, waren die meisten
Schiffe verteilt, in einer Reihe von Explosionen ausgestreut in das
Hypervolumen; Bombardements von Schiffen, Schichten und Blüten
von Fahrzeugen wie eine entfaltete Hierarchie von
Munitionsbündeln, wobei jeder Sprengkopf ein Kriegsfahrzeug war.
Eine Wolke von Schiffen; eine Mauer von Schiffen, die mit hoher
Geschwindigkeit auf die blühende Hypersphäre der Exzession
zujagte.

 
V
     
     
    Die Grauzone beobachtete das Geschehen, in ihrer Feldwiege
getragen von den drei stummen Kriegsschiffen. Ein Teil

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