Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
er hatte gewußt, daß er letzten Endes
irgendwann dafür hätte bezahlen müssen, und
außerdem wollte er ihnen zeigen, daß er noch lange nicht
nach ihrer Pfeife tanzen würde, nur weil sie sich die Mühe
gemacht hatten, seinen Lieblingsonkel dazu zu überreden, ein
Geistessubstrat-Semantik-Signal, oder wie immer das Modul es genannt
hatte, aufzuzeichnen. Das einzige Zugeständnis, das er an all
die Dringlichkeit zu machen sich bereit erklärt hatte, war,
daß er bewußt aufs Träumen verzichtete; er
verfügte zur Zeit über eine ganze Reihe hübscher und
angenehmer traumzugänglicher Szenarios, von denen einige einen
mächtig guten und befriedigenden Sex enthielten, und es war ein
beachtenswertes Opfer, sich etwas davon entgehen zu lassen.
    Also war er zu Bett gegangen und hatte ziemlich tief, wenn auch
nicht unbedingt lange genug geschlafen, und Onkel Tishlins Botschaft
mußte nun mal warten und ihre abstrakte Semantik bis zu seinem
Aufstehen im KI-Kern des Moduls Zwischenlagern.
    Bis jetzt hatten sie natürlich nichts anderes getan, als
einige freundliche Worte auszutauschen und über alte Zeiten zu
plaudern, so daß Genar-Hofoen sich zufrieden davon
überzeugen konnte, daß diese Erscheinung tatsächlich
von seinem Onkel geschickt worden war und daß die BG ihm die
große Ehre erwiesen hatten, ihm nicht nur ein, sondern zwei
Persönlichkeitssubstrate zu schicken, um ihn zu überreden,
das zu tun, was immer sie von ihm erwarteten (daß das Hologramm
womöglich eine von den BG geschaffene, brillant erforschte
Fälschung sein konnte, bedeutete eine noch größere
Ehre – aber das ging in Richtung Paranoia).
    »Wie ich annehme, hattest du einen erfreulichen Abend«,
sagte Tishlins Simulation.
    »Es war ein Riesenspaß.«
    Tishlin sah verdutzt drein. Genar-Hofoen beobachtete den
Gesichtsausdruck seines Onkels und wunderte sich darüber, wie
umfassend die jetzt verschlüsselte Persönlichkeit seines
Onkels war, die im KI-Kern des Moduls lebte – wenn man es so
betrachten wollte. War das, was immer dort drin war –
hierhergeschickt mit der verschlüsselt spezifizierten Aufgabe,
ihn zu überreden, mit den Besonderen Gegebenheiten
zusammenzuarbeiten – zu wirklichen Gefühlen fähig?
Oder hatte es nur den Anschein, als wäre es so?
    Verdammt, mir muß es ganz schön schlecht gehen, dachte
Genar-Hofoen. Ich habe mir seit der Universität darüber
keine Gedanken mehr gemacht.
    »Wie kannst du einen Riesenspaß haben mit…
Fremdweltlern?« fragte das Hologramm mit zusammengezogenen
Augenbrauen.
    »Einstellungssache«, sagte Genar-Hofoen rätselhaft
und schnitt sich noch eine Scheibe Steak ab.
    »Aber du kannst nicht mit ihnen trinken, kannst nicht mit
ihnen essen, kannst sie nicht im eigentlichen Sinn berühren oder
dasselbe wollen wie sie…«, entgegnete Tishlin
stirnrunzelnd.
    Genar-Hofoen zuckte die Achseln. »Es bedarf einer Art
Übersetzung oder Umsetzung«, sagte er. »Man
gewöhnt sich daran.« Er kaute eine Weile vor sich hin,
während das Programm seines Onkels – oder was immer es sein
mochte – das Gesagte verdaute. Er deutete mit dem Messer auf das
Abbild. »Etwas würde ich mir wünschen, in dem
unwahrscheinlichen Fall, daß ich einwillige zu tun, was immer
sie von mir wollen mögen.«
    »Was?« fragte Tishlin und lehnte sich mit
verschränkten Armen zurück.
    »Ich möchte ein Affronter werden.«
    Tishlins Augenbrauen hoben sich. »Was möchtest du, mein
Junge?« sagte er.
    »Na ja, für einen Teil der Zeit«, sagte
Genar-Hofoen, wobei er den Kopf halb zu der Drohne hinter ihm
umwandte; die Maschine kam schnell vor und füllte sein Glas mit
dem Sud nach. »Ich meine, ich möchte lediglich einen
Affronter-Körper, in den ich sozusagen
hineinschlüpfen… und einfach ein Affronter sein kann. Du
weißt schon, zur Geselligkeit. Ich verstehe nicht ganz, wo das
Problem liegt. Tatsächlich weise ich immer wieder darauf hin,
wie nützlich das für die Beziehungen zwischen Affront und
Kultur wäre. Ich wäre dann wahrhaft in der Lage, mich mit
diesen Leuten auszutauschen; ich wäre einer von ihnen. Verdammt
noch mal, geht es bei dem ganzen Botschafter-Quatsch nicht
darum?« Er rülpste. »Ich bin sicher, daß das
machbar ist. Das Modul sagt, es könnte es bewerkstelligen, darf
es aber nicht, und behauptet, seine Fähigkeiten würden zu
anderen Zwecken gebraucht, und ich kenne all die üblichen
Einwände, aber ich halte es für eine großartige Idee.
Ich bin mir ganz sicher, daß ich Spaß daran hätte,
ich

Weitere Kostenlose Bücher