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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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meine, ich könnte ja jederzeit wieder in meinen eigenen
Körper zurückschlüpfen… du bist wohl entsetzt
darüber, was, Onkel?«
    Das Abbild schüttelte den Kopf. »Du warst immer schon
ein seltsames Kind, Byr. Ich hätte eigentlich wissen
müssen, was von dir zu erwarten war. Jeder, der zu den
Affrontern geht, um unter ihnen zu leben, muß von Natur aus ein
bißchen abartig sein.«
    Genar-Hofoen streckte die Arme weit aus. »Aber ich tue doch
nichts anderes als das, was du getan hast«, protestierte er.
    »Mir ging es nur um die Begegnung mit sonderbaren
Aliens; ich wollte nicht einer von ihnen werden.«
    »Herrje, und ich dachte, du wärest stolz auf
mich.«
    »Stolz auch, aber vor allem bin ich besorgt um dich. Byr,
willst du damit allen Ernstes sagen, daß ein Affronter zu
werden ein Teil des Preises ist, den du verlangst, um das von den BG
Gewünschte zu tun?«
    »Gewiß«, sagte Genar-Hofoen und blinzelte zu der
Stichbalkendecke. »Ich erinnere mich außerdem dunkel,
daß ich gestern abend um ein Schiff gebeten habe, und die Tod und Schwerkraft sagte ja…« Er schüttelte
den Kopf und lachte. »Wahrscheinlich habe ich mir das nur
eingebildet.« Er schob sich den letzten Bissen Steak in den
Mund.
    »Sie haben mir gesagt, was sie dir im äußersten
Fall anzubieten bereit sind, Byr«, sagte Tishlin. »Du
wärest nicht darauf gekommen.«
    Genar-Hofoen blickte auf. »Ehrlich?« sagte er.
    »Ehrlich«, sagte Tishlin.
    Genar-Hofoen nickte bedächtig. »Und wie haben sie dich
dazu überredet, als Vermittler zu wirken, Onkel?« fragte
er.
    »Sie brauchten mich nur darum zu bitten, Byr. Ich gehöre
zwar dem Kontakt nicht mehr an, aber ich helfe mit Freuden aus, wann
immer ich kann, wenn sie ein Problem haben.«
    »Hier geht es nicht um den Kontakt, Onkel, hier geht es um
die Besonderen Gegebenheiten«, erwiderte Byr ruhig. »Deren
Spielregeln sind ein wenig anders.«
    Tishlin machte ein ernstes Gesicht; das Abbild hörte sich an,
als ob es sich rechtfertigen wollte. »Das weiß ich, Junge.
Ich habe mich bei einigen meiner Verbindungsleute erkundigt, bevor
ich einwilligte, diese Aufgabe zu übernehmen; alles ist
nachzuvollziehen, alles scheint… zuverlässig zu sein. Ich
schlage vor, du tust das gleiche, doch meiner Einschätzung nach
ist das, was man mir gesagt hat, die Wahrheit.«
    Genar-Hofoen schwieg eine Weile. »Also gut, was hat man dir
gesagt, Onkel?« fragte er und schluckte den Rest des Suds
hinunter. Er runzelte die Stirn, wischte sich die Lippen ab und
betrachtete die Serviette. Er beäugte den Rückstand am
Boden des Glases, dann blickte er zu der dienstbaren Drohne
hinüber. Sie wackelte als Drohnen-Äquivalent eines
Achselzuckens und nahm ihm das Glas aus der Hand.
    Tishlins Abbild beugte sich vor und legte die Arme auf den Tisch.
»Ich möchte dir eine Geschichte erzählen,
Byr.«
    »Aber gern«, sagte Genar-Hofoen, zupfte etwas von seinen
Lippen und strich es an der Serviette ab. Die dienstbare Drohne
machte sich daran, die Reste des Frühstücks
abzuräumen.
    »Vor langer Zeit und weit, weit entfernt – vor
zweieinhalbtausend Jahren«, sagte Tishlin, »in einer
spärlichen Ranke von Sonnen außerhalb der galaktischen
Ebene, dem Asatiel-Bündel am nächsten, aber eigentlich
weder in dessen Nähe noch in der Nähe von irgend etwas
anderem – versuchte die Problemkind, eine frühe
Allgemeine Kontakt-Einheit der Troubadour-Klasse, ihr Glück in
der Glut eines sehr alten Sterns. Die AKE machte sich an die
Untersuchung. Und sie fand nicht eins, sondern zwei
ungewöhnliche Dinge.«
    Genar-Hofoen zog sein Gewand fester um sich und lehnte sich in
seinen Sessel zurück, ein kleines Lächeln auf den Lippen.
Onkel Tish hatte schon immer gern Geschichten erzählt. Einige
von Genar-Hofoens frühen Erinnerungen reichten zurück zu
der langen, sonnendurchfluteten Küche in Ois, damals auf der
Orbitalstation Seddun; seine Mutter, die anderen Erwachsenen des
Hauses und seine zahlreichen Cousinen pflegten emsig herumzuhuschen,
zu plappern und zu lachen, während er auf den Knien seines
Onkels saß und dieser ihm Geschichten erzählte. Einige
davon waren die üblichen Kindermärchen – die er schon
oft zuvor gehört hatte, die sich aber immer besser
anhörten, wenn Onkel Tish sie erzählte –, und einige
waren die eigenen Geschichten seines Onkels, aus der Zeit, als er dem
Kontakt angehörte und auf einer Reihe von Schiffen die Galaxis
bereist, fremde neue Welten erforscht, alle möglichen Leute
kennengelernt und

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