Ezzes
I sog’s Ihna, der Guschlbauer woa so a Sau, da finden S’ so schnö ka zweite.“
Unwillkürlich musste Bronstein an die Gindl denken. Ob der Guschlbauer auch das Fräulein Karin bedrängt hatte? Er stellte sich die schmierigen Finger dieses Lustmolchs an Karin Gindls Brüsten vor und schüttelte sich. Allein schon der Gedanke war widerlich. Er riss sich von dem Bild los und sah wieder die Schüller an.
„Sie wissen nicht zufällig, wie die zwei geheißen haben?“
„O jo.“
Bronstein wartete einen Augenblick, doch die Frau schien nicht willens, von sich aus weiterzusprechen. Er seufzte leise und fragte dann: „Und wie hießen sie?“
„Des Freil’n Grete und des Freil’n Hansi.“
„Und was wissen Sie sonst noch über die beiden? Erzählen Sie mir ein bisserl was.“
„Ehrlich und fleißig woarn de. Und immer freindlich und zuvorkommend. Dass de zwa des so lang bei dem oiden Ungustl ausg’hoitn ham, woa eh a Wunder.“
„Und wissen Sie vielleicht, wo man die beiden jetzt erreichen kann?“
„Do muaß i leida pass’n. Aber fragen S’ die Kati, die is mit denen befreundet.“
Bronstein nickte. Er fand, er hatte für einen Samstag eigentlich ganz schöne Fortschritte erzielt. Gleich nach seiner Sommerfrische am Semmering würde er im Grundbuch Nachschau halten, welche Immobilien Guschlbauer noch besessen hatte, und er würde sich mit dem Fräulein Kati unterhalten. Er verbeugtesich leicht und sagte dann: „Frau Schüller, Sie haben mir sehr geholfen, vielen Dank auch.“
„Gern g’scheh’n. In mein’ Alter is ma ja froh, wenn ma a Ansprach hat, gell. Noch dazu, wenn’s so a stattliches, junges Mannsbild ist wie Sie eins sind.“
Na bitte, jetzt bekam er sogar noch Komplimente. Leider von der falschen Seite. Die hätte er lieber von der Gindl … Die Gindl, hoffentlich hatte die noch offen, er wollte doch nicht um seine Leberkässemmel umfallen.
„Is scho recht“, replizierte er daher knapp, „ich wünsch Ihnen noch ein schönes Wochenende. Ich geh jetzt wieder zu meiner Semmel.“
„Geh’n S’ ruhig. Und danke fürs Rauftragen.“
Recht behände nahm Bronstein die Stufen hinunter ins Erdgeschoß und sah zu, dass er wieder in den Laden kam. Seine Leberkässemmel war weg. Die Gindl saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem kleinen Hocker und las ein Buch. Als sie die Klingel hörte, blickte sie kurz auf, erkannte Bronstein und erhob sich. Sie ging zum Ofen, hantierte dort ein wenig herum und reichte dann Bronstein seine Semmel über die Theke.
„Ich hab’s warm g’halten. Wär ja schad um den guten Leberkäs, wenn er auskühlt wär’.“ Dabei zeigte sie ein strahlendes Lächeln, das bei Bronstein postwendend die ihm bereits bekannte trockene Kehle hervorrief.
Er mahnte sich zu mehr Professionalität. Er musste die Gindl im Lichte der neuesten Erkenntnisse noch einmal befragen, und dabei durfte er sich nicht von ihrer Erscheinung beeinflussen lassen. Bronstein schluckte. Er nahm die Semmel an sich und sich dann zusammen. Mit belegter Stimme dankte er der Gindl für ihre Freundlichkeit, um dann mit bemühter Sachlichkeit fortzufahren: „Fräulein Gindl, durch das Gespräch mit der Frau Schüller haben sich für mich ein paar neue Anhaltspunkteergeben, zu denen ich Sie gerne befragen würde. Vor genau diesem Hintergrund hätte ich jetzt die Frage, ob Sie nach Dienstschluss bereit wären, mit mir auf einen Kaffee zu gehen.“ Bronstein war stolz auf sich. Er hatte sein Anliegen vorgebracht, ohne sich dabei vollkommen zum Trottel zu machen. Erwartungsvoll sah er die Gindl an. Die blickte auf die Uhr. „In einer Viertelstund’ kann ich eh zusperren, dann können wir von mir aus gehen.“
„Hervorragend. Gemma gleich ins Eiles, des is ned weit weg, und dort können wir uns in aller Ruhe unterhalten.“ Die Gindl nickte.
Bronstein schlug zufrieden seine Zähne in die Semmel und fand, diese hatte er sich jetzt verdient. Er schluckte den ersten Bissen hinunter und meinte dann in Richtung der Gindl: „I geh schon amoi vor.“ Die so Angesprochene hatte in der Zwischenzeit damit begonnen, die Arbeitsfläche zu reinigen, und nickte nur. „Bis gleich“, fügte Bronstein überflüssigerweise hinzu und trat wieder auf die Gasse. Er wandte sich nach rechts, ging zehn Meter geradeaus, drehte sich nochmals nach rechts und marschierte dann zielstrebig zur Landesgerichtsstraße hinauf, wo er artig darauf wartete, dass sein Kollege von der Verkehrspolizei dem Querverkehr
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