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Ezzes

Ezzes

Titel: Ezzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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zum Termin beim Präsidenten blieben noch rund zwanzig Minuten, und die galt es zu nützen. Er hob den Hörer ab und ließ sich mit dem Meldeamt verbinden.
    „Ja, begrüße Sie, Oberstleutnant Bronstein spricht. Ich hab ein sehr diffiziles Problem. Ich bin auf der Suche nach einer Zeugin, von der ich leider nur weiß, dass sie Kati heißt und einen Nachnamen trägt, der entweder Hildebrand oder auch nur so ähnlich klingt. Können Sie mir da weiterhelfen?“
    Am anderen Ende der Leitung ertönte ein Schnaufen. „Wissen S’, was das heißt? Wir haben zwei Millionen Meldezettel da. Was glauben S’, wie ma da jemand findet, von dem man net amal den Nachnamen kennt?“
    Bronstein erinnerte sich daran, dass im Zusammenhang mit der Kati der Bezirk Simmering genannt worden war, und darum antwortete er: „Wir glauben, sie wohnt in Simmering.“
    Wieder ein schnaubendes Geräusch. „Na, des is wenigstens etwas. Gassen hamma ja keine, oder?“
    Bronstein musste die letzte Hoffnung des Beamten enttäuschen. „Na gut“, sagte dieser resigniert, „aber des wird dauern.“
    Bronstein nahm das hin. Immerhin hatte er jetzt etwas, das er dem Präsidenten gegenüber zur Rechtfertigung der gegenwärtigen Lage ins Treffen führen konnte. Man stehe mit den zuständigen Abteilungen in Kontakt und warte auf deren Resultate, um weitere Schritte setzen zu können. Das klang überlegt und besonnen und würde daher den gewünschten Eindruck beim Präsidenten nicht verfehlen.
    Die Zeit reichte noch für eine Zigarette, und so versuchte Bronstein, sich nach Tunlichkeit zu entspannen. Keinesfalls durfte man beim Präsidenten in einem Zustand erscheinen, der diesen argwöhnen ließ, man habe etwas zu verbergen oder gar einen Fehler begangen. Aber es würde Schober kaum genügen, wenn er hörte, man habe Erkundigungen eingeholt und Maßnahmen in die Wege geleitet. Schober wollte Ergebnisse oder zumindest ein plausibles Szenario, welches dazu angetan war, den Fall rasch und effizient zu lösen. Bronstein kam mithin schon wieder auf sein Kernproblem zurück. Was also war die Wahrheit?
    Guschlbauer war erstochen worden. Vermutlich im Gefolge sexueller Handlungen. Zumindest war er im Begriff oder wenigstens gewillt gewesen, solche zu setzen. Und Guschlbauer hatte zwei junge Verkäuferinnen gehabt, sodass es naheliegend war, dass zumindest eine der beiden in die ganze Sache verwickelt war, da bislang nichts darauf hindeutete, dass Guschlbauer andersrum orientiert gewesen wäre, denn die Aussagen der beiden Slowakinnen und der alten Schüller deuteten ohne Zweifel darauf hin, dass sich Guschlbauer primär für die junge Weiblichkeitinteressiert hatte. Bronstein wusste natürlich, warum ihm dieser Gedankengang so wenig behagte. Er machte neben dieser Kati auch die Gindl zu einer Hauptverdächtigen. Er konnte, nein, er wollte sich nicht vorstellen, dass dieses anmutige, liebreizende Wesen eine mörderische Bestie sein sollte. In seiner Vorstellung war die Gindl nämlich für eine ganz andere Rolle vorgesehen. Moment, wieso pfiff er so vergnügt vor sich hin? Und was war das überhaupt für eine Melodie? Das war doch nicht …, das war tatsächlich … der Hochzeitsmarsch. Bronstein, jetzt bist du reif für den Guglhupf, dachte er sich, während er ärgerlich die Zigarette ausdämpfte. Mit solcher Wucht übrigens, dass das Papier platzte und der Rest des Tabaks förmlich herausspritzte. Mein Gott, stand es wirklich schon so schlimm um ihn? Er musste dringend wieder eine Beziehung eingehen, denn wenn er einmal so anfing, dass er sich in potenzielle Verdächtige verliebte, dann war es mit seinen Qualitäten als Polizist wahrlich nicht mehr weit her. Vor allem, was sollte er nun wirklich dem Präsidenten sagen? Ich habe zwei Verdächtige, aber ich hoffe, die eine ist es nicht, weil in die habe ich mich verliebt! Und die andere, tja, da weiß ich leider nicht, wie sie heißt und wo sie wohnt. Aber sonst geht es mir eigentlich sehr gut, danke der Nachfrage. Und ja, wenn ich schon einmal da bin, könnten Sie mich gleich für die nächsten paar Wochen beurlauben? Egal, was er Schober wirklich erzählte, seine Chancen standen gut, demnächst im 14. Bezirk sein Quartier aufzuschlagen. Aber was soll’s, dachte er, angeblich hat man ja vom Steinhof wirklich einen schönen Ausblick. Vorausgesetzt, man wurde in den oberen Stockwerken eingesperrt.
    Bronstein wartete noch einen Augenblick, ob nicht doch noch ein Wunder geschah, doch da dieses ausblieb, packte er

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