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Ezzes

Ezzes

Titel: Ezzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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wir zuallererst das Umfeld des Opfers durchleuchtet. Der Mann hatte, wie sich zeigte, eigentlich keine Freunde, er war aber gleichzeitig sehr wohlhabend. Er besaß eine Villa in Döbling, ein Zinshaus in Simmering und zudem eine Wohnung in der Innenstadt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass bei dem Zinshaus nicht alles im legalen Rahmen abgelaufen ist, es gibt aber keine Anhaltspunkte dafür, dass hierbei ein Motiv für einen Mord gegeben wäre, zumal die Mieter des Hauses allesamt nichts zu gewinnen, aber sehr viel zu verlieren hatten, wenn der Herr Guschlbauer vom Leben zum Tod befördert worden wäre.“
    „Wie meinen S’ jetzt nachher des?“, unterbrach ihn Schober.
    „Etliche von denen wohnen illegal dort. Die sind nicht gemeldet und auch keine österreichischen Staatsbürger. In einer solchen Situation fallt man besser net auf. Da muss man hoffen, dass alles seinen normalen Gang geht. Und daher hatten die samt und sonders das veritable Interesse, dass alles so bleibt, wie es ist. Und die, die nicht schwarz dort leben, sind alle alt und grau und kommen für so einen Mord schon allein deshalb nicht in Frage.“
    Der Präsident blieb hartnäckig: „Und wenn er irgendjemanden von den Illegalen an die Luft setzen wollte. Verzweiflung ist immerhin auch ein Motiv.“
    „Da haben Sie natürlich völlig recht, Herr Präsident. Aber dann wäre Guschlbauer wahrscheinlich in Simmering ermordet worden, und zwar auf eine etwas konventionellere Version.“
    „Na vielleicht haben diese Ausländer die Tat genau deshalb so begangen, um von sich abzulenken“, schlug Schober vor.
    „Herr Präsident“, Bronstein atmete wieder durch, „das Opfer wurde nicht nur mit heruntergelassenen Hosen erwischt, es war unmittelbar vor dem Ableben auch in höchstem Ausmaß erregt. Ich glaube nicht, dass jemand wie der Herr Guschlbauer sexuelle Gelüste entwickelt, wenn ihm irgendein Ostler bedroht.“
    Schober ließ diese Worte auf sich wirken und lehnte sich zurück: „Ein sehr salomonisches Urteil, das Sie da gelassen aussprechen. Aber bitte, des könnt’ stimmen. Obwohl – solche Charaktere entwickeln oft eine erstaunliche kriminelle Energie, wenn es darum geht, ihre Mordlust zu stillen. Vielleicht haben die dem Guschlbauer irgendeinen Lockvogel hingesetzt, der ihn in falscher Sicherheit wiegte. Und wie dann dieses Weib des Potiphar dem Guschlbauer den Kopf verdreht, kommt plötzlich der slawische Unhold und macht ihm den Garaus.“
    Schon wieder so eine Spitze! Weshalb erging sich Schober mit einem Mal andauernd in solchen Anspielungen? Bronstein versuchte, sich auf den Disput zu konzentrieren, doch er kam nicht umhin, sich zu fragen, ob Schober auch bei früheren Begegnungen antisemitische Bemerkungen ihm gegenüber gemacht hatte. Doch er kam nicht dazu, länger darüber nachzudenken, denn Schober setzte nach: „Haben S’ net g’hört, was ich g’sagt hab?“
    Bronstein nickte eilig: „Doch, doch, Herr Präsident. Ich hab nur g’rad überlegt, ob jemand von den Mietern für ein solches Szenario in Frage käme, und ich muss ehrlich sagen, das würde mich sehr wundern, denn die meisten, die dort leben, sind einfache Hilfsarbeiter und Handlanger. Ich glaube nicht, dass die auf einen derart ausgefuchsten Plan kämen. Nein, Herr Präsident, ich denke, Guschlbauers Geschäft ist der Dreh- und Angelpunkt dieses Falles. Da gab und gibt es ausschließlichVerkäuferinnen, und zwar ausnahmslos junge. Und wir wissen von verschiedenen Zeugen, dass der Herr Guschlbauer der jugendlichen weiblichen Anmut mehr als zugetan war.“
    Erstmals wirkte Schober nachdenklich: „Sie meinen also, dass die G’schicht’ so banal ist. Der Guschlbauer verschaut sich in eins von seine Mädel, wird zudringlich, und die kragelt ihn dann mit hundertneunundneunzig Messerstichen ab. Sind S’ mir nicht bös’, Kollega, aber das kauf ich Ihnen nicht ab. Des is’ viel zu vordergründig. Nein, nein, da muss mehr dahinterstecken. Des war eine Verschwörung von weit größeren Ausmaßen. Des war eine Art alttestamentarische Rache und net a Affekt von einem dummen Mädel.“ Schober schob seinen Körper nach vor und richtete sich auf: „Wenn ich was g’lernt hab in der Politik, dann, dass solche Sachen immer einen ganz konkreten Hintergrund haben.“
    Na bitte, die Anspielung auf die Kanzlerschaft hat ja schon auf sich warten lassen, dachte Bronstein und unterdrückte ein Schmunzeln.
    „Ich sag Ihnen“, fuhr indessen Schober fort,

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