Ezzes
An schlechten Eindruck.“
„Danke. Jetzt fühl i mi scho vü wohler.“
„Gern g’scheh’n. Man hilft ja gern.“
„Apropos helfen. Pokorny, wir müssen diesen Fall lösen, sonst hamma den Aufdrahten. Jetzt umso mehr.“
„Wieso?“
Und Bronstein erzählte, was zwischen ihm und dem Präsidenten vorgefallen war. Am Ende seines Monologs pfiff Pokorny durch die Zähne und schüttelte missbilligend den Kopf: „Bronstein, Bronstein! Wennst partout glaubst, du musst alla-kawalla mit’n Präsidenten akampeln, dann brauchst di net wundern, wenn der dich bucklfünferln schickt. Wennst jetzt net aufpasst, dann derfst in der Berndl-Kolonie Dienst schiabn. Waaßt eh, bei die Gspritzt’n.“
„Pokorny, diese Art Kommentar erachte ich nicht als sehr hilfreich. Sag mir lieber, wie ich endlich zu einer Lösung in dem Fall da komm!“
„Ja, hast eh recht. Sonst buserier’n uns de Dampfplauderer no länger. Alsdern“, Pokorny tat, als würde er jetzt Ordnung in die ganze Sache bringen, „was hamma. An akragelten Amant. Was brauch ma? Sei letztes Amurl. Wo find ma des? … Jo, des is nocha dei Sach’!“
Bronstein fühlte abermals Groll in sich aufsteigen. Und diesmal gab es keinen Grund, ihn unterdrücken zu wollen: „A geh. Du bist mia da richtige Ezzesgeber. Kaum brauch i amoi wirklich wos von dir, bist gaunz dusma.“
„Waaßt eh, Ezzes kost’n extrich!“
Bronstein wurde nun wirklich wild: „Hearst, waaßt wos, Du kannst ma den Hobl ausblasn mit deine Weisheiten.“ Er griff nach seinem silbernen Zigarettenetui und schickte sich an, wutentbrannt den Raum zu verlassen, als das Telefon schrillte. Bronstein war einen Moment zwischen Zorn einerseits und Pflichtbewusstsein andererseits hin und her gerissen, hob dann aber doch ab.
„Oberstleutnant Bronstein“, meldete er sich kurz und bündig. Gleich darauf erhellte sich sein Gesicht. „Wos? Wirklich? Na da schau i oba! Chapeau, Chapeau! Ihr hobt’s wos guat bei mir. Sagst ma glei die Adress’?“
Nachdem er den Hörer wieder auf die Gabel gelegt hatte, sah er Pokorny durchdringend an. „So, genug verlustiert. Es gibt Arbeit. Wir wissen jetzt, wie die zweite Verkäuferin heißt und wo sie wohnt. Alsdern, pack ma’s!“
Bronstein ignorierte Pokornys grollendes Grunzen und öffnete die Zimmertür. „Gemma, gemma, koid is ned.“
Die beiden Polizisten fuhren mit der Ringlinie zum Schwarzenbergplatz und nahmen dort die Tramway nach Simmering. Die beträchtlich lange Fahrzeit vertrieb sich Bronstein damit, eine Zigarette nach der anderen zu rauchen, wobei er zwischen den Zügen kurze „Ahas“ und „Jajas“ ausstieß, um Pokorny gegenüber den Eindruck zu erwecken, er höre dessen Emanationen zu. Am Enkplatz stiegen sie aus, um sich in Richtung der neuen Gemeindebauten zu wenden, in denen eine junge Frau namens Kati Hildebrand gemeldet war. Nach einigen Fehlversuchen fanden sie die richtige Stiege und suchten nach der genannten Wohnung. Auf ihr Klopfen reagierte jedoch niemand.
„Suchen S’ das Fräulein Kati?“ Die Nachbarin war auf den Gang getreten und sah die beiden Männer erwartungsvoll an. Bronstein bestätigte diese Vermutung.
„Ja, die is seit einer Woche nimma hamkumman. I glaub, die is verreist. Aber wos Genaues waaß i ned, gell! Aber fragen S’ doch die zwa Menscha oben im vierten Stock, de san mit ihr verhabert.“
Bronstein wurde hellhörig. Sollte er tatsächlich so viel Glück haben und nun auch auf die ehemaligen Verkäuferinnen gestoßen sein? Er dankte der Nachbarin eilig und stieg mit klopfendem Herzen die Treppe hoch. Im vierten Stock fand er ein schmales Türschild, auf dem die Namen Grete Seiler und Johanna Breuer aufgemalt waren. Er sammelte sich einen Augenblick, dann klopfte er an.
Es dauerte eine Weile, ehe ihm aufgetan wurde. Eine Frau von Mitte zwanzig öffnete die Tür. Sie war sehr schlank, wirkte dabei aber überaus sportlich und trug als Frisur einen Bubikopf, wie er gerade so in Mode war. Ihr heller Teint kontrastierte mit dem pechschwarzen Haar, das ziemlich sicher gefärbt war, und zwar in exakt jenem Ton, den auch die Brillenfassung hatte, welche der Person auf der Nase saß. Bronstein registrierte eine anthrazitfarbene Flanellhose und ein weißes Herrenhemd, das nicht in die Hose hineingesteckt war, sondern vielmehr den Hosenbund abdeckte. „Und wer sind nachher Sie?“, fragte die Frau schmallippig.
„Oberstleutnant Bronstein, wir suchen nach dem Fräulein Hildebrand.“
„Ah soll s’ leicht
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