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Ezzes

Ezzes

Titel: Ezzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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so furchtbar.“ Die Hildebrand schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen und begann hemmungslos zu weinen. Die Mutter konnte nicht mehr länger an sich halten, stürmte an Bronstein vorbei und nahm ihr Kind in den Arm. Das Schluchzen wurde darob nur noch lauter. Und Bronstein fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut.
    Umständlich räusperte er sich: „Ich weiß, das ist alles ungeheuer schwierig für Sie. Aber können Sie mir dennoch alles der Reihe nach erzählen. Nur dann kann ich Ihnen helfen, gnädiges Fräulein.“
    Er erntete einen vernichtenden Blick von der Mutter, der ihm unmissverständlich zu verstehen gab, dass sie ihm kein Wort glaubte. Bronstein hielt der Mutter nicht stand und sah betreten zu Boden.
    „Dass der Guschlbauer ein ganz besonderes Schwein war, das weiß ich schon“, unternahm er einen halbherzigen Versuch, der Kati Hildebrand die Angst zu nehmen. „Aber ich muss wissen, was an diesem Abend passiert ist. Sonst schaut’s ganz schwarz aus für Sie, auch wenn Sie vielleicht gar nichts dafür können, für das alles.“
    Neuerlich spürte Bronstein die ihn tadelnden Augen der Mutter auf sich gerichtet, weshalb er sich schließlich an diese wandte: „Ihre Tochter würde, wie es derzeit aussieht, als ganz normale Mörderin abgeurteilt. Das heißt irgendwas zwischen zwanzig Jahren und lebenslang. Sie wollen doch nicht, dass das Leben Ihrer Tochter für immer zerstört ist. Für mich klingt, nach dem, was ich bislang erfahren habe, die Notwehrversion durchaus plausibel. Glauben Sie mir, da schaut die Sache dann gleich ganz anders aus.“
    Es entging ihm nicht, wie die Mutter mit sich selbst rang. Einerseits mochte sie Bronstein gerne Glauben schenken, doch andererseits war ihr sehr wohl bewusst, dass die kleinen Leute in dieser Gesellschaft selten zu ihrem Recht kamen. „Helfen Sie mir, Ihnen zu helfen“, sagte Bronstein schließlich und legte seine Hand sanft auf jene der Mutter.
    Kati Hildebrand wurde von einem neuerlichen Heulkrampf geschüttelt. „Mit … niemandem hab ich … reden können. … Mit der Grete und der Hansi auch nicht, … weil ich wollt’ nicht …, dass sie sich Vorwürfe machen … wegen dem, dass sie … mir die Arbeit … vermittelt haben. Es war … so furchtbar … von Anfang an. Dieser Wüstling! Alleweil seine Klebeln … überall. … Ned zum Aushalten … aber ich hab doch … das Geld braucht … Durchhalten, hab ich mir immer g’sagt, … Durchhalten, Kati …, wenigstens a bissl no. … aber es ist immer schlimmer worden. Der hat mein Busen … bald öfter in der Hand g’habt wie irgendwas anderes! … Und dann hat’s mir g’reicht. I bin hin zu ihm, … i bin hin … und … und … i hab ihm g’sagt, … i geh.“
    Die Frau war sichtlich nicht mehr in der Lage weiterzusprechen, tränenüberströmt klammerte sie sich an ihre Mutter, der die Hilflosigkeit ob der Situation mehr als anzumerken war. Bronstein fühlte sich noch unwohler und hätte einiges darum gegeben, diese Angelegenheit einfach auf sich beruhen zu lassen. Doch diese Option gab es nicht. Er sah die Mutter an: „Haben Sie Tee im Haus? Wenn ja, dann sollte ich welchen machen. Das hilft in solchen Momenten wirklich.“ Die Mutter schickte sich an, aufzustehen. „Nein, nein, Frau Hildebrand! Sie bleiben bei Ihrer Tochter. Ich mach das schon. Sagen Sie mir nur, wo ich alles finde.“ Ausgestattet mit den erforderlichen Informationen, machte er sich an die Arbeit. Als die Kirchturmuhr elfe schlug, da dampfte es aus mehreren Tassen, die nun vor den drei Menschen auf dem Tisch standen. „Ich weiß“, sagte Bronstein endlich, „dass ich unglaublich viel von Ihnen verlange, Fräulein Hildebrand, aber Sie müssen mir jetzt sagen, was da vorige Woche wirklich vorgefallen ist. Aber lassen Sie sich ruhig die Zeit, die Sie brauchen. Wir haben es nicht eilig.“
    Nachdem sie schwieg, versuchte er, das Gespräch wieder in Gang zu bringen: „Sie gingen also zu Guschlbauer hin, um ihm zu sagen, dass Sie kündigen. Und was geschah dann?“
    Bronstein vernahm das charakteristische Geräusch, das entstand, wenn jemand versuchte, das Putzen der Nase zu umgehen. Die Hildebrand wischte sich umständlich über die nämliche, atmete kurz und heftig durch und setzte dann mit ihrer Erzählung fort. „Es war kurz vor Geschäftsschluss. Die andere Verkäuferin hat schon die Abrechnung g’macht und ist bald darauf gegangen. Da hab ich’s ihm gesagt. Er hat ganz komisch reagiert. Na guat, hat er

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