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F (German Edition)

F (German Edition)

Titel: F (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Kehlmann
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Stil Eulenböcks nicht unähnlich sei, und sie habe etwas von John Currin. Außerdem habe sie ja das Glück gehabt, den Meister persönlich zu kennen – nicht so gut wie ich zwar, aber doch gut genug, um zu wissen, dass er kein Freund des Musealen gewesen sei. Sein Werk gehöre in die Mitte der Gegenwart, nicht in die Abstellkammern der Galerien.
    Ich nicke unbestimmt.
    Diese Hitze, sagt sie.
    Sie fächelt sich mit der Hand Luft zu, und obwohl das Restaurant lautlose Ventilatoren hat, sieht die Geste nicht lächerlich bei ihr aus. Sie ist elegant, auf mühelose Weise. Würden mir Frauen gefallen, ich wäre verliebt in sie.
    So ein Wetter, sagt sie, flöße einem von neuem Respekt ein vor der maurischen Kultur. Wie bringe man es fertig, eine Alhambra zu errichten, während man tödlicher Hitze ausgesetzt sei?
    Andere Zeiten, antworte ich, hätten unsere Gattung robuster gesehen. Der Mensch sei nichts fest Definiertes, er entwerfe sich selbst. Die Marschrouten der römischen Legionen hätten Leistungen vorausgesetzt, die man in unserer Welt nur Olympiasiegern zutrauen würde.
    Ein Gedanke, sagt sie, der Nietzsche gefallen hätte.
    Aber einer, sage ich, den man nur als Gesunder denken wolle. Sobald ein Zahn schmerze, sei man heilfroh über Moderne und Entfremdung.
    Wir erheben uns und umarmen einander schnell mit angedeuteten Küssen auf beide Wangen. Sie geht, ich bleibe und bezahle. Wir werden uns erneut treffen, demnächst zu einem gemeinsamen Abendessen, dann vielleicht zu einem Frühstück, dann wird sie mich in Heinrichs altem Atelier besuchen, und vielleicht ist dann der Moment gekommen, da wir tatsächlich über Geld sprechen.
    Ich habe es nicht weit bis nach Hause, ich wohne neben dem Restaurant. Im Wohnungsflur bleibe ich, wie immer, vor der kleinen Tiepolo-Zeichnung stehen, froh darüber, dass ich etwas so Perfektes mein Eigen nennen darf. Dann höre ich den Anrufbeantworter ab.
    Nur eine einzige Nachricht. Das Auktionshaus Weselbach teilt mit, ein Kunsthändler aus Paris habe für übernächste Woche einen Eulenböck in Auktion gegeben, Der alte Tod in Flandern , zum Glück ein eher unwichtiges Werk. Bisher keine Käufer-Anfragen, aber der Händler wolle das Bild nicht zurückziehen.
    Nicht gut! Keine Anfragen im Voraus, das bedeutet, das Interesse bei der Versteigerung wird sich in Grenzen halten, und ich muss das Bild wahrscheinlich selbst kaufen, um Eulenböcks Wert zu stützen. Der Rufpreis liegt bei vierhunderttausend – viel Geld, für das ich nichts bekomme außer einem Bild, das ich vor sechs Jahren für zweihundertfünfzigtausend selbst verkauft habe. In diesem Jahr habe ich schon drei Eulenböcks kaufen müssen, und es ist erst August. Ich muss etwas unternehmen.
    Ich rufe Wexler an, den neuen Chefkurator des Clayland-Museums in Montreal. Eigentlich will ich nur eine Nachricht hinterlassen, aber trotz der Zeitverschiebung ist er sofort am Apparat. Er habe den Büroanschluss aufs Mobiltelefon geschaltet, und nein, er schlafe nicht, das habe er sich abgewöhnt.
    Wir plaudern eine Weile – übers Wetter, übers Fliegen von einem Kontinent zum anderen, über Lokale in Manhattan, Lima und Moskau. Ich warte darauf, dass er die Eulenböck-Ausstellung erwähnt, die er übernächstes Jahr machen will und die sehr wichtig für mich wäre, aber natürlich hätte er gern, dass ich als Erster danach frage, und so reden wir noch eine Viertelstunde übers Skifahren, über den neuen Film von Haneke und über Lokale in Paris, Berlin und Buenos Aires. Schließlich merkt er, dass das Stichwort nicht von mir kommen wird, und bringt die Sprache selbst darauf.
    «Reden wir ein andermal darüber», antworte ich.
    Er komme in zwei Monaten nach Europa, sagt er enttäuscht. Vielleicht könne man sich treffen. Zum Frühstück oder Lunch.
    Wunderbar, sage ich.
    Sehr schön, sagt er.
    Großartig, sage ich.
    Gut, sagt er.
    Ich lege auf. Und plötzlich, ohne Anlass, ist mir, als sollte ich Eric anrufen. Ich sehe in meinem Adressbuch nach, ich kann mir keine Zahlen merken, nicht einmal die Nummer meines Bruders.
    «Ja?» Seine Stimme klingt noch angespannter als sonst. «Was?»
    «Ich dachte mir, ich sollte mal anrufen.»
    «Warum?»
    «Nur so ein Gefühl. Alles in Ordnung?»
    Er zögert einen Moment. «Natürlich.» Es klingt nicht, als wäre alles in Ordnung, es klingt sogar, als wollte er mich wissen lassen, dass er lügt.
    «Warum habe ich dann so ein Gefühl?»
    «Vielleicht, weil ich heute mit dir … Ach so!»
    Ich

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