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F (German Edition)

F (German Edition)

Titel: F (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Kehlmann
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Aber vielleicht haben sie das nur gesagt, um mich zu täuschen.
    Und weiter. Kann es sein, dass die Hitze den Asphalt aufweicht, ist das möglich? Meine Schuhe sinken ein, und kleine Wellen laufen über die klebrige Masse.
    Und weiter. Da, die Tür, der Schlüssel in meiner Hosentasche, der Schlüssel muss in die Tür, die Tür zum Schlüssel, aber ich bin noch immer nicht angelangt. Warum ist hier niemand? Kein Auto, kein Mensch an den Fenstern, aber vielleicht ist das gut so, denn wenn jemand hier wäre, könnten es auch die drei sein, er hat gesagt, sie kommen zurück. Die Tür. Der Schlüssel. Es muss der richtige sein, der für die Haustür, nicht der fürs Atelier, auch nicht der für meine Wohnung, denn dort bin ich nicht, ich bin ja hier.
    Und weiter. Nur ein paar Schritte noch. Ein paar noch. Und noch ein paar. Los. Noch ein paar. Ein paar Schritte. Der Schlüssel. Die Tür. Hier.
    Er gleitet ab, schrammt übers Metall, das Schlüsselloch weicht aus, nach rechts, nach links, meine Hand zittert, aber ich kann es tasten, den Schlüssel hinein, umdrehen, die Tür geht auf, ins Haus, die Liftkabine, ich drücke den Knopf für den fünften Stock, die Kabine macht einen Ruck.
    Ein Mann steht neben mir, eben war er noch nicht da. Er hat eine hässliche Zahnlücke und einen zerbeulten Hut. Er sagt: «Jägerstraße 15b.»
    «Ja», sage ich. «Das ist hier. Das ist die Adresse dieses Hauses. Jägerstraße 15b.»
    «Jägerstraße 15b», wiederholt er. «Fünfter Stock.»
    «Ja», sage ich. «Wir fahren in den fünften Stock.»
    Schon sind wir angekommen, die Kabine hält, die Tür öffnet sich, der Mann ist nicht mehr da, ich steige aus; jetzt hängt alles davon ab, den zweiten Schlüssel ins Schloss zu stecken. Ich habe Glück, die Tür geht auf, ich trete ein und schließe hinter mir ab. Dann fasse ich den Riegel – kurz scheint es, als wolle er sich nicht bewegen, doch dann ruckt er quietschend seitwärts, und die Tür ist blockiert. Geschafft, ich bin in Sicherheit.
    Ich will mich setzen. Der Stuhl steht an der anderen Wand, aber die Erleichterung gibt mir Kraft, ich gehe und gehe, und schließlich habe ich ihn erreicht. Am liebsten würde ich schlafen, lange und tief, bis alles besser ist.
    Ich betaste meinen Bauch. Nass ist mein Hemd, mein Jackett, auch meine Hose, ich kann mich nicht erinnern, wann ich je so stark geschwitzt habe. Ich halte mir die Hand vor die Augen, sie ist rot.
    Und da ist er wieder, mit seinem Hut und seiner Zahnlücke, und noch während ich ihn sehe, ahne ich, dass er gleich wieder verschwinden wird.
    «Geh zu deinem Bruder», sagt er, «hilf ihm. Jägerstraße 15b, fünfter Stock. Geh dorthin!»
    Anstatt ihm zu antworten, dass nicht mein Bruder hier ist, sondern ich, blinzle ich in die Richtung von Urlaubsfoto Nr. 9 , und dort ist er schon wieder und blickt von außen herein, kein schlechtes Kunststück, im fünften Stock auf dem Sims das Gleichgewicht zu halten! Ich kann es an seinen Lippen ablesen: Jägerstraße 15b, fünfter Stock , und ich möchte rufen: «Sie da, ich weiß, wo ich bin!», aber es ist mir zu anstrengend, und jetzt ist er auch schon wieder weg.
    Mir ist kalt.
    Tatsächlich, ich schlottere. Meine Zähne klappern, und wenn ich mir die Hand vor die Augen halte, sehe ich sie zittern. Heinrich kommt herein, mit Schnurrbart, Stock und Krücke, er tritt ans Fenster. Hinter seinem Kopf bewegt sich ein Flugzeug durch die Schlieren der Scheibe, wie ein Fischchen, das durch Wasser schwimmt, und schon sind wir beide auf einer Wiese, und ich bin kleiner, als ich eben noch war, und Papa und Mama sagen, dass ich Wasser trinken soll, und ich frage Papa, ob er nicht gerade noch Heinrich gewesen ist, und er will wissen, ob ich wirklich keinen Durst habe, und ich sage: Doch, großen Durst, und etwas entfernt von mir sitzt Eric im Gras und sieht so dermaßen aus wie ich, dass mir ist, als wäre ich er. Ich grabe zwischen den Halmen, finde einen Regenwurm und hebe ihn auf, er windet sich über meine Handfläche, Papa beugt sich über meine Schulter, und das Gefühl von Sicherheit hält auch dann noch an, als ich mich umsehe, im Studio. Statt des Wurmes ist Blut auf meiner Hand, und Heinrich sagt: Du musst jetzt raus hier, sonst ist es zu spät.
    Erinnerst du dich noch an Erics Anruf, frage ich. Er sagte, seine Sekretärin hat uns verwechselt, Martin und mich, sie hat den falschen angerufen. Erinnerst du dich?
    Du musst hier wirklich raus, Iwan.
    Wenn sie uns nicht verwechselt hätte, dann

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