Fabelheim: Roman (German Edition)
verstrichen.
»Glaubst du, es weiß, dass wir warten?«, fragte Kendra.
»Du bist wirklich keine Hilfe.«
»Hör auf, so was zu sagen.«
Eine Fee schwebte über sie hinweg. Seth versuchte, sie wegzuscheuchen. »Verschwinde hier.« Die Fee wich seinen Händen mühelos aus. Je heftiger er versuchte, sie zu verscheuchen, desto näher kam sie.
»Hör auf damit, du stachelst sie nur an«, zischte Kendra.
»Ich bin die Feen leid.«
»Dann ignoriere sie, vielleicht verschwindet sie dann von ganz alleine.«
Er hörte auf, die Fee zu beachten. Sie flog direkt hinter seinen Kopf. Als das keine Reaktion bewirkte, landete sie auf seinem Kopf. Seth schlug nach ihr, verfehlte sie jedoch, und sie umkreiste spielerisch seine wild rudernden Arme. Gerade als er aufsprang, um ihr nachzujagen, erklang das dröhnende Stöhnen abermals. Die kleine Tür zitterte.
Seth setzte sich wieder auf den Boden und trat mit beiden Füßen gegen die Tür. Das Stöhnen übertönte beinahe den Lärm, den er dabei machte. Beim fünften Tritt zersplitterte das Schloss der kleinen Tür, und sie schwang auf.
Seth rollte sich von der Öffnung weg, und Kendra ging ebenfalls zur Seite. Dann grub Seth in seinen Taschen und holte den Rest des Salzes heraus. »Willst du auch was?« Er formte die Worte lautlos mit den Lippen.
Kendra nahm etwas Salz. Ein oder zwei Sekunden später hörte das ohrenbetäubende Stöhnen auf. Seth bedeutete Kendra zu warten. Er kroch durch die kleine Tür. Kendra blieb draußen und hielt verzweifelt das Salz in ihrer Hand umklammert.
Kurze Zeit später kam Seth mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck wieder heraus. »Das musst du sehen«, sagte er.
»Was?«
»Keine Bange. Komm und schau es dir an.«
Kendra duckte sich durch die kleine Tür. Die riesige Scheune bestand nur aus einem einzigen Raum mit ein paar Schränken an den Seiten. Der ganze Raum war ausgefüllt von einer einzigen, riesigen Kuh.
»Nicht ganz das, was ich erwartet habe«, murmelte Kendra ungläubig.
Sie starrte das riesige Rind erstaunt an. Der monumentale Kopf erreichte fast die Dachsparren in zwölf oder fünfzehn Metern Höhe. Ein Heuboden, der sich über die gesamte Seite des Gebäudes erstreckte, diente als Futterkrippe. Die Hufe der Kuh waren so groß wie Badewannen. Ihr gewaltiges Euter war zum Bersten gefüllt. Milch tropfte aus den Zitzen, die fast so groß waren wie Zementsäcke.
Die Riesenkuh neigte den Kopf und betrachtete die Neuankömmlinge neugierig. Sie stieß ein langes Muhen aus, das die ganze Scheune erzittern ließ.
»Heilige Kuh«, murmelte Kendra.
»Das kannst du laut sagen. Zumindest wird Opa in nächster Zeit die Milch nicht ausgehen.«
»Wir sind Freunde«, rief Kendra zu der Kuh hinauf. Das riesige Tier warf den Kopf in den Nacken und begann von dem Heu zu fressen.
»Warum haben wir dieses Ding noch nie gehört?«, überlegte Seth laut.
»Sie muht wahrscheinlich nie. Ich denke, sie hat Schmerzen«, meinte Kendra. »Siehst du, wie geschwollen das Euter ist? Ich wette, mit der Milch könnte man einen Swimmingpool füllen.«
»Aber locker.«
»Wahrscheinlich wird sie normalerweise jeden Morgen gemolken.«
»Und heute hat das niemand getan«, erwiderte Seth.
Sie standen da und starrten die Kuh an. Die Kuh kaute gemächlich weiter. Seth zeigte auf die hintere Seite der Scheune. »Sieh dir den Mist an!«
»Krank!«
»Der weltgrößte Kuhfladen!«
»Typisch, dass dir so was auffällt.«
Die Kuh stieß einen weiteren brüllenden Klagelaut aus, den längsten bisher. Sie hielten sich die Ohren zu, bis das Muhen aufhörte.
»Wir sollten versuchen, sie zu melken«, meinte Kendra.
»Wie sollen wir das denn anstellen?«, rief Seth.
»Es muss eine Möglichkeit geben. Sie machen es ja auch ständig.«
»Wir kommen nicht mal an ihre Dinger ran.«
»Ich wette, diese Kuh könnte die Scheune in Stücke reißen, wenn sie wollte. Ich meine, sieh sie dir an! Sie wird immer unruhiger. Ihr Euter sieht so aus, als würde es gleich platzen. Wer weiß, was für Kräfte sie hat. Schließlich verleiht ihre Milch Menschen die Fähigkeit, Feen zu sehen. Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist eine magische Riesenkuh, die hier frei herumläuft. Dann wäre das Chaos endgültig perfekt.«
Seth verschränkte die Arme vor der Brust und dachte über die bevorstehende Aufgabe nach. »Es ist unmöglich.«
»Wir müssen die Schränke durchsuchen. Vielleicht haben sie irgendwelche speziellen Werkzeuge.«
»Was ist mit Opa?«
»Wir
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