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Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Und ich bin nicht mal bei ihr, das ist ja so verdammt beschissen.«
    »Miss Robinson hat es uns gesagt.«
    »Das mit dem Kind?«
    Colin blieb ehrlich. »Das andere auch.«
    »Soozie glaubt, ich habe sie betrogen.«
    Colin fragte ihn nicht, ob sie recht hatte.
    Danny würde das nicht tun, nein, niemals!
    Nicht Danny.
    Danny, der Robin Hood sein wollte.
    »Ich kam eines Abends nach Hause, und da hat sie behauptet, mich mit einer anderen Frau gesehen zu haben.« Er rieb sich die müden Augen und seufzte tief. »Soozie ist keine Spinnerin, weißt du, und wenn sie sagt, sie hat mich mit einer anderen Frau gesehen, dann hat sie auch genau das gesehen.« Er seufzte und fuhr sich mit beiden Händen durch das dichte Haar, das nicht lockig war wie Colins Haar, sondern glatt wie das Helen Darcys. »Der entscheidende Punkt ist aber, dass ich nicht mit einer anderen Frau zusammen gewesen bin.« Er sah Colin an. »Na, kommt dir das vielleicht bekannt vor?«
    »Oh, verdammt«, war alles, was Colin sagte.
    »Genau.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich beginne am besten mit dem Anruf.« Er goss sich dampfenden Kaffee in die Blechtasse nach, »Mama hat mich angerufen, vor einem halben Jahr.«
    »Sie hat gewusst, wo du lebst?«
    »Das ist ja das Seltsame an der Geschichte. Ja, sie hat es gewusst.«
    »Woher?«
    »Hat sie mir nicht gesagt. Sie hat bei mir zu Hause angerufen, nicht in der Agentur. Ich war noch unterwegs, und Soozie hatte das Ferngespräch entgegengenommen. Die beiden haben fast zwei Stunden miteinander geredet.«
    »Worüber?«
    »Du kennst doch unsere Mutter.«
    Colin nickte betroffen.
    »Sie hat ihr von meiner Kindheit erzählt und von alten Geschichten, an die ich mich selbst kaum mehr erinnern würde. Sie hat ihr sogar von deiner Sturzgeburt erzählt, kannst du dir das vorstellen?«
    Konnte er, mühelos.
    »Als ich nach Hause kam, hielt mir Soozie den Hörer hin und sagte, es sei meine Mutter. Zuerst dachte ich, dass sie scherzt, doch dann nahm ich das Telefon in die Hand und hörte ihre Stimme.« Er schloss die Augen, nur kurz. »Damit hat alles angefangen, mit diesem einen beschissenen Anruf. Deswegen bin ich jetzt hier, sozusagen.«
    Colin fragte sich, warum seine Mutter das gemacht hatte. Warum hatte sie bei Danny angerufen?
    Something wicked this way comes.
    Oh, yeah!
    »Sic gratulierte mir zu unserer Hochzeit, und dann fragte sie mich, ob Soozie auch wirklich die richtige Frau für mich sei, in einem Atemzug.« Er ballte die Fäuste, als er das erzählte. »Sie sei nett und habe eine wirklich schöne Stimme, und sie habe auch Photos von ihr gesehen, sie meinte das Cover der CD mit den Seeger-Songs, aber ich wüsste doch, wie Frauen sind. Ich sei ein erfolgreicher Musiker, und vielleicht sei es nur das, was Soozie so toll fände an mir. Die meisten Frauen, sagte sie, seien nur geil auf Ruhm und Geld. Sie benutzte genau dieses Wort: geil. Kannst du dir das vorstellen?« Er verdrehte die Augen. »Dann fing sie mit der alten Leier an: Ihre Söhne hätten sie verlassen, alle beide, keiner gebe etwas darauf, wie es ihr gehe. Miss Robinson und Mr. Munro könnten es auch gar nicht verstehen, dass wir uns nicht mehr in Ravenscraig blicken ließen. Wir hätten doch eine so schöne Kindheit gehabt. Du kennst das Gerede.«
    »Ja«, sagte Colin, er kannte das.
    »Ich fragte sie also, was sie überhaupt wolle und woher sie die Nummer habe. Ihre Antwort? Sie wollte nur mit mir reden und wissen, wohin sie das Hochzeitsgeschenk schicken sollte. Und was die Telefonnummer anging, sie sei eine Mutter, und eine Mutter wisse so was eben. Dann legte sie mir ans Herz, dass ich vorsichtig sein sollte.«
    »Vorsichtig?«
    »Ja, vorsichtig. Sie glaube ja nicht, dass Soozie die richtige Frau für mich sei. Sie habe da so ein Gefühl.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich sagte ihr, sie solle sich zum Teufel scheren, und habe aufgelegt.« Er seufzte müde. »Keine Ahnung, warum ich mir das Gespräch bis dahin überhaupt angetan habe. Schätze, das passiert einem einfach, wenn man davon überrascht wird. Als ich in die Küche kam, hat Soozie mir zuerst die Hölle heiß gemacht, da ich so doch nicht mit meiner Mutter umspringen könne. Doch dann habe ich ihr erklärt, was los ist. Wir haben uns eine neue Telefonnummer zugelegt.«
    »Aber das war nicht alles.«
    Livia, die neben Colin saß, ergriff dessen Hand.
    »Soozie wirkte völlig angespannt, als wir nach dem Anruf miteinander sprachen.« Danny schüttelte den Kopf und wirkte wieder so traurig

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