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Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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wie schon vorhin. »Du kennst Mutter. Die ganze Zeit über hatte ich Angst, sie könnte Soozie eine ihrer Geschichten erzählt haben. Wir redeten darüber, doch ich fand nichts heraus. Nur Anekdoten aus unserer Kindheit hatte sie am Telefon zum Besten gegeben. Darüber hinaus hat sie Soozie gegenüber nur einmal ganz kurz und beiläufig erwähnt, dass ich als Jugendlicher hinter jedem Rock in Stranraer hergewesen sei und dass sie es ja so schön fände, dass ich es nun endlich schaffte, einer Frau treu zu bleiben. Das, teilte mir Soozie mit, hätte sie besonders betont. Ich sei immer ein so netter Junge gewesen, aber wenn ich eine Freundin mit einem anderen Mädchen aus der Schule betrogen hätte, nein, das hätte sie nie verstanden. Immer habe sie mir ins Gewissen geredet, aber geholfen hätte es nichts. Umso mehr freue sie sich aber jetzt, dass ich mich da wohl geändert hätte. Was, das merkte sie an, ja zudem nicht einfach sei für einen Musiker, der es permanent nach Konzerten mit weiblichen Fans zu tun bekam, die ihm kreischend folgten.« Er schlürfte vom heißen Kaffee, als bringe ihm das die Erlösung. »Soozie brachte natürlich mit all der Coolness, die ihr angemessen erschien, rüber, dass sie bei den Konzerten immer zugegen war. Aber du kennst Mutter. Sie zitierte eine ihrer Weisheiten: Wo ein Wille ist, da ist meistens auch ein Weg. Na ja, Soozie war jedenfalls stinksauer, und ich konnte die nächsten beiden Tage damit verbringen, sie zu beruhigen und ihr vor Augen zu halten, dass meine Mutter nur Schwachsinn erzählt hatte. Am Ende glaubte sie mir, jedenfalls sprachen wir nicht mehr darüber.« Er berührte das Holz seiner Gitarre, als würde ihm das Trost spenden. »Sie hat ihr sogar angeboten, mit ihr zu reden, wenn ich sie einmal betrügen würde, kannst du dir das vorstellen? Sie hätte immer ein offenes Ohr für meine Frau, das habe sie bei all den anderen Mädchen auch so gehalten und alle seien sie ihr dankbar gewesen.«
    »Sie ist böse, das habe ich schon damals gesagt«, gab Livia zu bedenken. »Sie ist einfach eine alte böse Frau. Und früher war sie vermutlich eine junge böse Frau.«
    »Das ist sie«, stimmte Danny zu, »das ist sie.«
    »Wie ging es weiter?«
    »Sie meldete sich nicht wieder. Ich habe noch immer keine Ahnung, wie sie an die Telefonnummer gekommen ist. Und ich verstehe auch noch immer nicht, warum sie überhaupt angerufen hat. Außer, dass sie Unfrieden stiften wollte, fällt mir kein Grund ein. Danach kehrte jedenfalls Ruhe ein.« Er stand auf und ging um das Feuer herum. »Wir erfuhren, dass Soozie schwanger war, und alles hätte wunderbar sein können.« Er nahm etwas Holz und legte es ins Feuer. »Der Arzt sagte, es würde ein Junge. Hey, wir wollten den Kleinen Johnny nennen«
    »Wie Johnny Cash?«
    Er lachte, »Soozie hatte was gegen Elvis.« Das Lachen erstarb. »Mein Gott, der Kleine ist gesund und munter. Ich habe ihn gespürt, wie er Soozie gegen den Bauch tritt. Mann, Colin, das ist Wahnsinn. Unsere Eintrittskarte ins Glück.«
    »Und Mutter würde Großmutter werden.«
    »Das würde ihr Ego mit einem Schlag zerstören. Granny Helen, wow!«
    Colin musste wieder Erwarten grinsen. »Doch dann kam die Sache mit dem Seitensprung.«
    Danny stocherte mit einem Stock im Sand herum. »Du sagst es. Soozie hat mich mit einer anderen Frau gesehen, das war vor sechs Wochen. Wir seien eng umschlungen aus einem Cafe gekommen, so hat sie es geschildert. Ein Flittchen, Anläng zwanzig, Tits on sticks und geschminkt wie Morticia Addams, so hat Soozie sie mir geschildert. Eine total verfickte Groupie-Schlampe, die für jeden, der ein Mikro halten kann, die Beine breit macht, das waren ihre Worte. Und normalerweise redet sie nicht so daher. Sie war einfach nur fertig, und ich wusste natürlich, dass es nicht gut für den Kleinen sein würde, wenn er all den Ärger mitbekäme.« Er schaute Livia an. »Ich habe einige Bücher gelesen, jede Menge Schwangerschaft-Zeugs und so, und mich schlaugemacht.« Er redete immer schneller. »Ich wollte gehen, aber dann ist sie mir zuvorgekommen. Ich dachte, dass sie sich beruhigen würde, aber das hat sie nicht getan.«
    Es war Livia, die sagte: »Aber das mit dem Groupie, das warst nicht du.« Es war keine Frage, sie glaubte ihm.
    Danny schwieg zuerst, dann sagte er: »Ich war es nicht. Aber Soozie hat mich gesehen.«
    »Sie hat dich gesehen.«
    Er nickte.
    »Daran besteht kein Zweifel. Als sie von mir wissen wollte, mit wem ich da im Arm

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