Facetten der Lust
deine Aufmerksamkeit zu erregen.«
»Was willst du?«
»Vorerst gelüstet es mich nach der kleinen Sara. Und dann …«
»Warum sie?«
»Du warst noch nie der Hellste.«
Nathan konnte ein wütendes Aufblitzen in seinen Augen nicht zurückhalten.
Tamians Grinsen wurde breiter. »Sie ist bereits mein. Du rettest sie nicht mehr.«
Nathan versuchte, unbeteiligt zu wirken. Er hatte eine Chance, aber nicht hier und nicht jetzt. Tamian musste zulassen, dass sie unbeschadet die Astralebene verließ.
»Du kannst sie behalten. Ich habe kein Interesse an ihr. Doch du hast meine Session gestört und ich wüsste gern, warum.«
»Session? Ist sie schon so weit? Fantastisch! Dann werde ich sie jetzt ficken, bis sie vor Lust schreit.«
Nathan versteifte sich. Das würde Sara töten.
Die Male der Züchtigung hatte sie nicht in die Realität mitgenommen, aber von einem Dämon auf der Astralebene genommen zu werden, überlebte kein Mensch.
Gleichgültig sagte er: »Mir wird immer unbegreiflich sein, dass du an der Zerstörung mehr Gefallen findest, als am Ficken. Hast du je eine Frau in ihrer Welt gevögelt? Es ist ein unvergleichliches Erlebnis, sie zu schmecken, zu riechen. Was du tust, ist nur ein billiger Abklatsch dessen, was du erleben könntest.
Gib mir wenigstens Zeit, sie wegzubringen. Ich möchte keine Leiche am Hals. Sie liegt mitten in meinem Club. Ärger mit der Polizei kann ich mir nicht leisten.«
Tamian lachte. Selbst Nathan empfand das Geräusch als unangenehm.
»Eine hervorragende Idee. Erst ficke ich sie in menschlicher Gestalt und dann in unserer Welt. Ach … Verzeih! Ich vergaß. In meiner Welt. Du bist ja lieber sterblich«, fügte sein Bruder verächtlich hinzu.
Tamians Erscheinungsbild änderte sich. Er wurde kleiner, seine Gesichtszüge gleichmäßig. Die wulstigen Augenbrauen verfeinerten sich zu einer geschwungenen Linie, die Fänge zogen sich zurück. Sein Körperbau wurde menschlich.
In diesem Zustand konnte man sie verwechseln, wenn sein Wesen nicht aus Hass und Gewalt bestünde.
»Lass uns gehen, Bruder! Ficken wir sie beide. Das wird ihr sicherlich gefallen.«
Da Nathan durch seine selbst gewählte Sterblichkeit fester an die reale Welt gebunden war, schaffte er den Übergang problemlos. Ihm blieben vielleicht ein, zwei Minuten, um sie an sich zu binden.
Sanft streichelte er ihre Wange. »Sara, wach auf!«
Sie stöhnte leise. Ihre Lider flatterten. Dann sank sie zurück in die Welt des Traumes, tiefer als zuvor.
Tamian hatte ihn betrogen, doch das spielte keine Rolle. Ihm lief die Zeit davon.
Ihr Schrei zerriss ihm das Herz. Tränen pressten sich durch ihre geschlossenen Lider. Nur mühsam bekam sie Luft. Ihr Körper bäumte sich auf.
Entsetzt sah er, wie sich ihr Shirt über ihrem Bauch verfärbte. Er roch Blut.
»Sara!«, schrie er.
Auf der anderen Seite hatte er keine Chance gegen seinen Bruder. Nach so vielen Jahren in der Menschenwelt konnte er seine Gestalt nicht mehr verwandeln. Nur in ihrer Welt hatte er eine Möglichkeit, sie zu erreichen.
Ihr nächster Schrei war voller Qual. Nathan bettete ihren Kopf in seinen Schoß, legte seine Hände an ihre Wangen und flehte: »Sag meinen Namen, Sara. Bitte! Sag meinen Namen.« Tränen brannten in seinen Augen. Er hatte während seiner ganzen Existenz noch nie geweint. Jetzt schnürten ihm die Tränen die Kehle zu.
Sara wand sich in Pein. Alles Lustvolle war verschwunden.
Das Wesen vor ihr hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Nathan; es war vielmehr eine groteske Verzerrung seiner Schönheit, ein Horrorwesen, das in ihren Albtraum passte.
Das Ding war mindestens zwei Meter groß, entstellt und überdimensioniert muskelbepackt. Die Adern auf seinen Oberarmen traten hervor, als er erneut zum Schlag ausholte.
Als würde ihr mit einem Messer der Bauch aufgeschlitzt, traf das Leder ihre Haut. Ihr brach die Stimme, als der Schrei im Nichts verhallte.
Unendliche Traurigkeit umgab sie. Sie würde nie wieder erwachen, das wusste sie in diesem Moment. Dieser Traum war anders, real.
War sie bereits tot und in der Hölle gelandet? Warum?
Sie hatte nie etwas Böses getan. Nur einen Fehltritt hatte sie sich geleistet. Am Ende hatte sie sich in einen Engel verliebt. In der letzten Stunde ihres Lebens hatte sie ihr Herz verschenkt. »Nathan«, flüsterte sie leise und weinte. Sein Name war ein Gebet an die Liebe, die sie hierhergebracht hatte.
Tief in ihrem Inneren hörte sie ihn antworten. Er rief nach ihr, flehte sie an,
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