Facetten der Lust
die üppige Grünanlage im Innenhof gleiten. Überall blühten Orchideen und Blumen, dessen Namen sie vermutlich bis dato nie gehört hatte.
»Ich war noch nie in einem so wunderschönen Hotel«, entschlüpfte es ihr.
»Das ehrt uns, Ms. Chloe.«
Albert öffnete ihr eine Tür und bat sie einzutreten. Der Seitenflügel des Hotels beherbergte das Spa und war gigantisch. Im Eingangsbereich standen riesige Palmen und vermittelten den Eindruck, in einem Dschungel zu stehen. Shirley konnte nicht verhindern, dass sie sich mit offenem Mund umsah.
»Ms. Chloe, darf ich Ihnen Nadine vorstellen? Sie wird sich um Sie kümmern.«
»Danke, Albert.« Sein sanftes Lächeln wärmte Shirley und doch hatte sie das Gefühl, dass Albert mehr sah, als gut für sie war. Sie musste vorsichtiger sein, sich nicht von ihren Emotionen mitreißen lassen. Als Lügnerin entlarvt zu werden, erschien ihr wenig erstrebenswert.
»Ms. Chloe Westwood?«, fragte Nadine. Ihr Tonfall klang schnippisch und unfreundlich.
»Ja! Ich habe einige Massagen gebucht.«
»Wenn Sie sich bitte die Terminvergabe ansehen möchten, ob sie zu Ihrer Zufriedenheit ist.«
Oh Gott! Diese gekünstelte Freundlichkeit. Außerdem war in Nadines Stimme ein pikierter Unterton. Oder bildete Shirley sich das ein? Wenn das der Umgang mit reichen Frauen war, wollte Shirley nicht dazugehören.
Sie überflog den Buchungsplan und war erstaunt. Heute, morgen und übermorgen Vormittag würde sie insgesamt fünf Massagen, eine Maniküre und Pediküre bekommen und sie hatte einen Frisörtermin. Shirley schwirrte der Kopf. Das war wirklich ein Rundum-sorglos-Paket. Eins störte sie allerdings: Der Termin beim Frisör war morgen Mittag, und zwei Stunden später hatte sie einen Stirnguss.
Ich bin Chloe Westwood
, sagte sie zu sich selbst,
und Chloe würde sich maßlos aufregen
. »Wäre es möglich, den Frisörtermin auf den frühen Abend zu legen?«, fragte Shirley freundlich.
»Ich werde es versuchen, Ms. Westwood. Paolo ist sehr begehrt und es ist schwierig, einen Termin zu bekommen.«
»Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie es ermöglichen könnten.«
In Nadines Augen flackerte etwas. Offensichtlich war sie es nicht gewöhnt, dass man höflich mit ihr sprach. Plötzlich verschwand ihre verkniffene Miene und wich einem Lächeln.
»Ich rufe ihn gleich an. Es wird schon klappen.«
»Ich danke Ihnen, Nadine.«
Shirley ging ins Spa und versuchte krampfhaft, nicht erfreut aufzuschreien und rumzuhüpfen. Es war einfach der Hammer. Wenn man die Tür der Lobby hinter sich schloss, betrat man eine andere Welt. Wie bei einer Zeitreise befand man sich plötzlich in einem römischen Bad. Der Pool, der Saunabereich, Ruhezonen und eine Bar waren sehr edel. Die Wände hatte man mit blauen Mosaiksteinen gefliest. Im Hintergrund säuselte leise Musik, die Shirley schläfrig gemacht hätte, doch ihr Körper pumpte unaufhörlich Adrenalin durch ihre Adern. Mit Freude dachte sie daran, dass sie in einer Stunde eine Synchronölmassage genießen durfte. Was immer das war, es würde sich herrlich anfühlen. Und ihre verspannten Schultern konnten wahrlich eine Massage vertragen.
»Ms. Westwood?« Nadine kam zu ihr und sprach leise: »Ich habe den Termin auf acht Uhr abends verlegt.«
»Das ist sehr lieb von Ihnen. Danke! Wo bekomme ich die Ölmassage?«
»Ich kann leider die Anmeldung nicht so lange verlassen. Ich rufe nach Andy, der wird Ihnen alles zeigen.«
»Das ist nicht nötig.«
Shirley ging neben Nadine zurück in die Lobby.
»Sagen Sie mir nur, wo ich hin muss. Ich finde mich zurecht.«
Nadine zeigte Shirley auf einem Plan den Aufbau des Spa und es schien ihr äußerst unangenehm zu sein, sie allein zu lassen.
»Soll ich nicht doch lieber Andy anrufen?«
»Bitte Nadine, ich bin ein großes Mädchen. Machen Sie sich nicht so viele Umstände.«
Nadine sah sie irritiert an, lächelte allerdings.
»Dann wünsche ich Ihnen ein entspannendes Wochenende, Ms. Westwood.«
»Danke, das werde ich haben.«
»Bitte legen Sie sich bäuchlings auf die Massageliege.«
Die beiden Frauen wirkten emotionslos und überarbeitet. Nun hatte sich Shirley so auf die Ölmassage gefreut und dann das. Etwas enttäuscht hängte sie den Bademantel an einen Haken und legte sich auf die Liege. Es fühlte sich merkwürdig an, splitterfasernackt vor zwei fremden Frauen zu liegen.
»Entspannen Sie sich. Versuchen Sie nichts zu tun und sich von uns führen zu lassen. Schließen Sie die Augen und genießen
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