Facetten der Lust
wurde von Minute zu Minute greifbarer und drängender. Am liebsten hätte sie Colin angefleht, endlich mit ihr auf sein Zimmer zu gehen und die aufgestaute Lust zu lindern. Immerhin quälte sie sich seit der Massage am Nachmittag damit herum.
»Möchtest du noch einen Drink?«, fragte er.
»Nein, danke! Ein Zweiter würde mir die Sinne vernebeln.«
»Und das wollen wir auf keinen Fall«, flüsterte er dicht an ihrem Hals.
»Nein, das will ich nicht.«
»Was willst du nicht?«
»Dass ich zu berauscht bin, um zu spüren, was du mit mir tust.«
Woher nahm sie diese Offenheit? War sie so sehr Chloe geworden, oder steckte das wirklich in ihr?
Sie kam nicht dazu, sich diese Frage zu beantworten. Colin ergriff ihre Hand und zog sie vom Barhocker. Sein Blick war lodernd und gierig. Fast flößte er ihr Angst ein. Er ging so schnell, dass sie auf den hohen Absätzen stolperte.
»Colin, warte!«
Er blieb stehen und hob sie auf seine Arme.
»Ich habe lange genug gewartet. Jetzt will ich dich.«
Während er sprach trug er sie zum Lift.
»Du machst mir Angst«, flüsterte Shirley.
»Du brauchst dich nicht zu fürchten. Ich werde dir nichts als Lust schenken.«
Meine Güte! Mit diesen Worten jagte er einen weiteren Schauer der Erregung über ihre Haut.
Im Aufzug küsste er sie. Shirley krallte sich an seinen Schultern fest und verlor doch den Halt. Er küsste wild und hungrig, knurrte dabei tief in der Kehle.
Als die Fahrstuhltür aufging und er sich von ihr löste, glühten seine Augen raubtierhaft. Waren sie grüner geworden, oder bildete sie sich das ein?
Mit ausladenden Schritten brachte er sie zu seinem Zimmer, zog die Karte durch den Scanner und trug sie in den kleinen Flur. Das Klicken, als die Tür ins Schloss fiel, hatte etwas Endgültiges.
Colin stellte sie sanft auf die Füße, nur um sie im selben Moment mit dem Rücken gegen die Wand zu drängen und erneut über ihren Mund herzufallen. Sein Bart kitzelte ihre Haut, als er sich ihren Hals hinabküsste und ihr Schlüsselbein liebkoste.
Keuchend warf sie den Kopf in den Nacken und genoss die Sanftheit seiner Lippen und das leichte Kratzen seiner Barthaare. Doch als er mit der Hand ihre Schenkel hinaufglitt, ging es ihr plötzlich zu schnell und sie presste ihre Beine zusammen.
Überrascht sah er sie an. Shirley verstand selbst nicht, was sie tat. In ihr tobte der Wunsch, ihn zu provozieren, zu mehr Dominanz zu treiben. Als wäre er nicht so schon die Überlegenheit in Person! Was geschah mit ihr? War ihr der Cocktail zu Kopf gestiegen?
Etwas in seinem Blick ließ sie glauben, dass er genau begriff. Ein boshaftes Lächeln spielte um seine Lippen.
»Spreiz deine Schenkel für mich.«
Sie schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe.
Blitzschnell ergriff er ihre Handgelenke und hielt sie mit nur einer Hand über ihr an die Wand gepresst. Shirley sog entsetzt Luft in ihre Lungen, drängte aber gleichzeitig ihren Körper gegen seinen. Dieses Spiel berauschte sie in einem Maße, wie es kein Cocktail der Welt gekonnt hätte.
»Du wirst es tun, Chloe.«
Ich bin nicht Chloe
, schrie es in ihrem Kopf.
Ich bin Shirley und ich bin dein
. Als ihr bewusst wurde, dass diese Nacht niemals die ihre, sondern immer mit Chloe behaftet sein würde, traten Tränen in ihre Augen.
Colin verstand sie völlig falsch. Er lockerte den Griff seiner Hand und schmiegte sich an sie. »Schhht! Es ist nur ein Spiel. Hab keine Angst.«
Sie hielt auch ohne seinen Griff ihre Arme über den Kopf gestreckt, als wären sie gefesselt.
»Ich fürchte mich nicht«, flüsterte sie. »Mach weiter. Tu mit mir, was immer du willst.«
»Dann spreiz deine Schenkel, damit ich endlich deine Nässe spüren kann.«
Colins Stimme hatte sich verändert. Sie war rauer und tiefer geworden.
Shirley trat einen Schritt zur Seite, wissend, dass es lange nicht genug war.
Er sah sie nachdenklich an.
»Kann es sein, dass du um eine Strafe bettelst?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Dann gehorche.«
Shirley dachte nicht im Traum daran. Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte sie das Bedürfnis gehabt, sich jemandem zu unterwerfen. Jetzt fühlte es sich richtig an und instinktiv wusste sie, wie sie ihn dazu trieb. Dass er zu verstehen schien, was in ihr vorging, machte es ihr leichter, die verwirrenden Gefühle zu akzeptieren. Nicht einen Moment verschwendete sie damit, das Risiko zu überdenken, welches sie einging oder an irgendwelche Konsequenzen. Sie wollte diesen Mann auf eine Weise, die
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