Facetten der Lust
gelangen. Colin griff in ihr Haar, zog ihren Kopf in den Nacken und hielt inne. Diesmal musste er nichts sagen. Alle Hemmungen fielen von ihr ab.
»Nein! Nein! Bitte! Ich flehe dich an.«
Ein tiefer, langsamer Stoß war seine Antwort. Fast zärtlich führte er sie den Gipfel hinauf. Shirley wimmerte und streckte katzengleich den Rücken durch. Mit ekstatischen Erschütterungen griff der Orgasmus nach ihr und zog sie in einen Strudel aus Zucken und Pulsieren. Ihr lautes Schreien unterdrückend presste sie ihren Mund auf die Matratze und ergab sich völlig der Erlösung.
Hinter ihr keuchte Colin, doch das nahm sie nur am Rande wahr. Ihr Höhepunkt wollte und wollte nicht enden. Jammernd trieb sie sich ihm entgegen und hatte das Gefühl, sich selbst zu verlieren.
Da hörte sie ihn schreien: »Mein Gott, Chloe, Chloe …«
Während er sich aus ihr zurückzog und seinen Samen auf ihren Rücken und ihren Hintern entlud, brach etwas in ihr auf. Tränen schossen ihr in die Augen.
Nur Sekunden, nachdem sie die größte Ekstase ihres Lebens empfunden hatte, erfasste tiefe Verzweiflung ihr Herz.
Alles war Lüge und Betrug. Nichts, was sie eben erlebt hatte, würde von Bestand sein.
Sie ließ sich von dieser Trauer, etwas Überwältigendes verloren zu haben, mitreißen.
Erst als Colin mit einem warmen, feuchten Lappen ihren Körper wusch und leise mit ihr sprach, bemerkte sie, dass sie haltlos schluchzte.
Zärtlich zog er sie in seine Arme und hielt sie.
»Schhht! Beruhige dich. Es ist alles gut.«
Nichts war gut! Nichts würde je wieder gut sein. Colin hatte etwas in ihr berührt, von dem sie nicht einmal wusste, dass es in ihr war. Kein Mann war je so tief in ihre Seele vorgedrungen.
»Was hast du mit mir gemacht? Wer bist du?«, flüsterte Shirley und verstand ihre Frage selbst nicht. Sie war die Lügnerin, nicht er.
»Nicht wer, was.«
Verwirrt sah sie ihn an.
»Ich bin ein Dominus, ein Master des BDSM. Dein Vertrauen in mich und die Bereitschaft, dich von mir führen zu lassen, hat mich über alle Maßen erfüllt und befriedigt. Ich danke dir.«
»Diese Nacht war die berauschendste Erfahrung meines Lebens.«
»Es wird nicht die Letzte gewesen sein, Chloe.«
»Albert, würden Sie Ms. Westwood bitten ein Dutzend rote Rosen, Champagner und Erdbeeren aufs Zimmer bringen lassen?«
Albert lächelte verschmitzt und verbarg seine Freude nicht. Er kannte McAlister seit Jahren und wusste, dass er ein feiner Kerl war. Nur die kleine Chloe konnte er noch nicht richtig einschätzen. Sie war nicht die, die sie vorgab zu sein, so viel stand fest. Doch sie hatte ein offenes und liebes Wesen. McAlister und Chloe gaben in seinen Augen ein schönes Paar ab. »Gern, Mr. McAlister. Auf Ihr Zimmer oder das von Ms. Westwood?«
Colin lachte.
»Sie sind ein Fuchs, Albert. Auf das Zimmer von Ms. Westwood. Und richten Sie ihr bitte aus, dass ich gegen Mittag zurück bin.«
»Sehr wohl, Sir.«
Shirley erwachte aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Mit ihrem Bewusstsein kamen die Erinnerung und die Tränen.
Colin war nicht da und das war gut so.
Keinen Augenblick konnte sie länger bleiben. In ihrem Inneren war etwas geschehen. Sie fühlte sich unsagbar verletzlich und zappelig. Sie kannte dieses Gefühl. Sollte sie ihn noch ein einziges Mal sehen, würde sie sich unsterblich verlieben. Das durfte sie nicht zulassen.
Auf dem Sekretär fand sie einen Bogen Briefpapier. Unter Tränen schrieb sie:
Lieber Colin
Du hast mir eine unvergleichliche Nacht geschenkt
.
Ich werde dich nie vergessen
.
Shirley
.
Dann rannte sie in ihre Suite. Ein feiner, zarter Duft hing in der Luft. Doch sie durfte keine Zeit verlieren. Ohne sich umzusehen, warf sie die Sachen in die Tasche, zog ihre Jeans und ihr Shirt an, schlüpfte in die schlichten Leinenschuhe und ließ dieses Zimmer, diese fremde Welt hinter sich.
Zum Glück war Albert nicht an der Rezeption, als sie auscheckte. Seinem wissenden Blick hätte sie nicht standgehalten. Ihr Körper zitterte, aus Angst, nicht rechtzeitig zu entkommen und Colin unter die Augen treten zu müssen. Nicht eine Sekunde würde sie es schaffen, ihn weiter zu belügen.
»Ms. Westwood?« Hastig drehte sie sich um und sah in Alberts bestürztes Gesicht. »Sie wollen uns verlassen?«
»Ich muss!«
Albert nahm ihren Arm und führte sie in ein kleines Büro hinter der Rezeption. Kraftlos ließ sich Shirley auf den Stuhl plumpsen und hielt die Tränen nicht mehr zurück.
»Was ist geschehen, Ms. Chloe?« Er
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