Facetten der Lust
denkst.«
Hoffnung keimte in ihr auf. »Wie hast du mich gefunden?«
»Albert notierte deinen Namen und Chloes Kennzeichen. Sie gestand die ganze Geschichte und sagte mir, wo ich dich finde.«
»Du warst bei Chloe?«
»Ja! Sie hat mir alles erzählt.«
»Es tut mir leid, Colin. Ich wollte dich nicht belügen.«
»Deine Bestrafung wird grausam sein. Soviel verspreche ich dir. Du wirst dich in Lust winden, wimmern und mich anflehen, dir zu vergeben.«
»Das wird die wundervollste Strafe, die ich jemals bekommen habe.«
Shirley legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn sanft. All ihre Träume und geheimsten Wünsche erfüllten sich, noch bevor sie sie gekannt hatte.
War das Leben nicht wunderbar?
Nie bereut
Der hämmernde Rhythmus der Technobeats drang bis in Seans Büro. Der Club erwachte zum Leben, eine weitere Nacht der balzenden Körper, der Sehnsucht nach Zärtlichkeit und der großen Liebe.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und streckte die Arme über den Kopf. Ein gequältes Stöhnen stieg in seiner Kehle auf und mischte sich in das Dröhnen der Musik. Seit Tagen fühlte er sich wie von einer Dampfwalze überrollt.
Scheiß Steuerprüfung
! Er hasste den Bürokram. Vielleicht sollte er sich doch einen Steuerberater leisten. Das Geschäft warf mittlerweile genug Geld ab, um die Ausgabe zu verschmerzen.
Sean drehte sich mit dem Stuhl um und sein Blick wanderte über die Wand zu seiner Rechten. Unzählige Fotos von Feiernden waren daran gepinnt. Zwei Jahre existierte der Club jetzt, die Anfangszeit war schwer gewesen. Die ungünstige Lage der alten Fabrik hatte die Gäste lange abgeschreckt. Im ersten halben Jahr hatte er befürchtet, schließen zu müssen, dann war ihm die Idee mit den Mottopartys gekommen. Seitdem boomte der Laden.
Heute fand die monatliche Man-Dance-Party statt. Sean hatte diese Veranstaltung regelmäßig genutzt, um sich einem One-Night-Stand hinzugeben, doch am heutigen Abend stand ihm nicht der Sinn danach. Seit ein paar Tagen verspürte er eine innere Unruhe, die ihn schier verrückt machte. Es war nichts Greifbares, eher eine Vorahnung.
Sein Blick streifte ein Foto, das etwas abseits klebte. Es zeigte ihn und John in inniger Umarmung. Das Bild war zwei Wochen vor ihrer Trennung entstanden. Bereits an diesem Abend hatte John fremdgefickt. Alle wussten davon, nur er nicht.
Mit zur Seite geneigtem Kopf sah Sean die Fotografie an. Warum er es nicht längst abgenommen hatte, begriff er selbst nicht. Manchmal, wenn er es ansah, versank er in Erinnerungen. Er sah Johns Grinsen, als sie auf den Flohmärkten der Stadt Einrichtungsaccessoires für ihre gemeinsame Wohnung gekauft hatten. Er hörte sein Lachen, nahm den Duft seiner Haut und seine Wärme wahr. Jetzt war das nicht so. Er betrachtete das Foto und fühlte nichts mehr.
John war nie eingezogen. Er hatte es herausgezögert, immer wieder Ausreden gefunden, warum er an diesem Wochenende oder auch am kommenden seine Sachen nicht packen konnte. Anfangs hatte Sean dem keine Beachtung geschenkt, dabei hatte John sich schon von ihm gelöst.
Für ihn war es ein schleichender Prozess, für Sean ein Schlag mit dem Hammer.
»Ich liebe einen anderen. Es tut mir leid«, hatte John gesagt, sich umgedreht und war aus seinem Leben verschwunden. Drei Wochen später war er bei seinem neuen Partner eingezogen.
Energisch schob Sean den Stuhl zurück, trat an die Wand und nahm das Foto ab. In Gedanken an leidenschaftliche Nächte streichelte er über Johns Gesichtszüge.
Das Bild landete im Papierkorb neben dem Schreibtisch. Es war Zeit, die Vergangenheit nach sieben Monaten zu begraben.
Der Beat war ohrenbetäubend, als Sean die Bürotür öffnete. Er mochte Technomusik nicht sonderlich, doch aus einem ihm nicht ersichtlichen Grund war diese Musikrichtung fest mit der homosexuellen Szene verbunden.
Er stand auf der Galerie, die sich um den gesamten Discobereich zog, und beobachtete die Gäste. Zuckende, sich windende Leiber waberten unter ihm zum Rhythmus der Musik. Eine brodelnde Masse aus Testosteron, auf der Jagd nach Leidenschaft und Sex.
Ein warmer Körper schmiegte sich an seinen und drängte ihn an die Brüstung.
»Hallo Sean! Ich dachte schon, du bist heute Abend nicht da. Du hast lange auf dich warten lassen.«
»Es ist mein Club. Wo sollte ich an einem Samstagabend sonst sein?«
Sean sträubte sich nicht gegen den drängenden Körper, doch er erwiderte seine Annäherungen auch nicht. Vor vier Wochen hatte er sich mit
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