Fado Alexandrino
über die Wände her, verschwindet im Tumult den Flur entlang auf die Straße, ich gehe ins Badezimmer, wo der Wind der Tagundnachtgleichen in den Wasserhähnen röhrt, das Porzellan des Waschbeckens, des Wasserbehälters der Toilette, des Bidets vor mir Wasserschuppen aufblitzen läßt und das Quadrat des Spiegels, angefüllt mit Fliesen und meinen riesigen Augenhöhlen, unvermittelt die unermeßliche Nähe des Horizonts erhält. Ich lege mich hin, und die Sprungfedern schaukeln sanft wie ein vor Anker liegender Schiffsleib, und die Laterne am Kopfende schwebt über den reglosen Wellen der Bettücher. Wie gut, daß sie mich festgenommen haben, gestand er Dália und
zeigte ihr die Narbe der zertrümmerten Kinnlade, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele schöne Erinnerungen ich aus Caxias mitbringe.)
– Natürlich war man hier auf seiten der Minister und der Generäle, fuhr Oberst Ricardo locker fort, wobei er den Schwarm rötlicher Flecken auf seinen Händen zeigte, so konnten wir die Bewegungen der Anhänger des Regimes besser kontrollieren, sie unseren Truppen mitteilen und, wenn möglich, schon im Anfangsstadium durch ein paar angemessene Gegenbefehle unterlaufen. Und unter uns gesagt, da wurde so einiges in der Richtung gemacht: du, beispielsweise, du kennst mich seit zwanzig Jahren, ich wette, du hast meine Gedanken sofort erraten und bewundernswert mitgemacht.
– Das heißt, sagte der Leutnant, sie haben Ihnen Ihre Weitsicht damit belohnt, daß sie Sie mit einem Fußtritt aus dem Regiment befördert haben.
– Nach fünf Tagen, präzisierte der Oberstleutnant, indem er sich ängstlich vom Champagner eingoß. Die werden die ganze Zeitlang damit verbracht haben zu entscheiden, Was machen wir bloß mit dem Kerl.
Man sah aus den großen Fenstern des Büros und seiner erzbischöflichen Kretonnevorhänge nicht nur den Himmel, sondern auch den Fluß, der ebenso matt, ebenso schmutzig, ebenso grau war, die Farbe des Stucks an der Decke mit seinen überbordenden Fruchtkörben, Weintrauben, Äpfeln, Birnen, Bananen, die von einem millimeterfeinen Spinnennetz aus Sprüngen und Ritzen durchzogen waren, das Hin und Her der Schiffe zwischen den Ufern, die Statue mitten auf dem Platz, eine runde Bahnhofsuhr in der Fassade eines Hauses, die Stufen, die gemach, wie eine Liebkosung verweilend zum Wasser hinunterstiegen. Ein Major klopfte an die Tür, kam mit einer dickwanstigen Mappe herein, Oberst Ricardo hob die Augenbrauen in komischer Resignation, unterzeichnete ein halbes Dutzend Dokumente, die ihm der andere hinreichte, wartete, während er ein Hustenbonbon auswickelte,
darauf, daß die Tür sich wieder schloß und der Vorhang sich beruhigte, und beugte sich mit dem Tonfall einer vertraulichen Mitteilung, eines Geheimnisses vor, wobei er sein Lächeln noch breiter werden ließ:
– Obwohl ich den Mitgliedern der Militärjunta immer wieder gesagt habe, daß du mehr als vertrauenswürdig bist, daß du auf unserer Seite stehst, daß du die Diktatur schon immer gehaßt hast, die Typen haben, was soll ich sagen, ohne daß ich wüßte, warum, nichts gesagt, mich von der Seite angesehen, gezögert, am Ende, du kannst dir vorstellen, wie ich das fand, diesen stockdummen Mendes befördert, ich glaube, weil diese Hauptleute es gefordert haben, und haben ihn gegen meinen Rat, gegen meine Stimme, gegen meine Bitten an die Spitze der Einheit gesetzt. Deine Haltung sei unklar gewesen, du habest am Staatsstreich nicht wirklich mitgearbeitet, du habest zwar General Mendonça die Stirn geboten, aber tatsächlich den Jungs nicht geholfen, habest, nachdem sie Kontakt aufgenommen hatten, die Antwort immer aufgeschoben, lauter so idiotische Argumente, was weiß ich, dumme Gründe, nichts, was Bestand hätte. Sie haben mir sogar weismachen wollen, und da sieht man, wie paranoid diese Kretins sind, daß du, nachdem du bei dem Telefonat mit dem Staatssekretär einfach aufgelegt hast, in deinem Büro in Anwesenheit von niederen Dienstgraden und des Kaplans eingeschlafen bist, daß du an allem mit den Blicken eines schlafwandelnden Ochsen, uninteressiert, gleichgültig teilgenommen hast. Die Gauner von der Marine wollten dich sogar ohne viel Federlesens in die Reserve versetzen, da habe ich auf den Tisch gehauen und gesagt, Halt, wenn ihr den Esteves in die Reserve versetzt, versetzt ihr mich auch in die Reserve, und ich verlange (Oberst Ricardo, harmlos, rund, klein, scharlachrot vor Empörung, der dem Tisch angesichts einer Runde
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