Fado Alexandrino
besiegter Krieger wütende Fausthiebe versetzt), daß sie dich hier in der Offziersabteilung zu meinem Adjutanten machen: Ihr habt mich zum Oberst ernannt, und ich verbürge mich dafür, den Mann auf den rechten Weg zu führen. Für eine kleine
Übergangszeit, selbstverständlich, solange sie dir nicht ein Regiment zuweisen oder dich befördern. Bei den Säuberungen, die sich vorbereiten, wer weiß, wird es Generalsränge zu verschenken und zu verkaufen geben. Und die Typen hatten die Hosen voll und konnten nicht anders als mir zustimmen.
Eines der Telefone auf dem Schreibtisch fing an zu meckern, Oberst Ricardo nahm den Hörer ab, sagte, Ja, und hörte, wobei er hin und wieder Einsilbiges grunzte, mit einer konzentrierten Grimasse zu, die seine Gesichtszüge in Wirbel aus Erhebungen, Malen, Haaren und Falten zum tiefen Abfluß der Nase zusammenlaufen ließ: alles in diesem Saal war zu groß für ihn, die dunklen Ölgemälde in Rahmen aus vergoldetem Schnitzwerk, die eindrucksvollen Vorhänge, die Stühle aus abgewetztem Samt, die feierliche Atmosphäre einer päpstlichen Audienz. Alles zu groß für dich, armer Teufel, für deine wortreichen Erklärungen, für deine winzige Betrügerstatur, deine beschissenen, kleinen miesen Ambitionen.
– Was hältst du davon? fragte Oberst Ricardo, während er das Telefon auflegte. Diese Revolutionäre ersticken mich mit Arbeit, du wirst mir hier sehr nützlich sein. Wenn es nach ihnen ginge, du weiß ja, wie das ist, würden alle oberen Offiziere rausfliegen, in einigen Fällen müssen wir nachgeben, um Handlungsspielraum für den Rest zu bekommen. Säuberungen, Beförderungen, das ist der Ärger, der dich erwartet. Du schaust dir die Dienstpapiere an, arbeitest ein Memorandum aus, formulierst dein kleines Gutachten, wir beide sprechen die Entscheidung, die getroffen werden soll, durch, ich mach das, was die da oben entschieden haben, sollen die doch entscheiden, was sie wollen, wir haben damit nichts mehr zu tun. Ich habe mir die Eier schon für dich braten lassen, für noch jemanden werde ich das nicht mehr tun.
– Da haben Sie aber einen verdammt feinen Freund aufgetan, Herr Oberstleutnant, sagte der Funker mit einem sauren Lächeln. Wie Sie sehen, habe ich niemanden gefunden, der sich für mich
eingesetzt hat: wäre die Revolution nicht gewesen, ich würde jetzt noch immer aus dem Fenster aufs Meer sehen.
– Nicht nur dicker, ließ Dália nicht locker, sondern erwachsener. Und mit diesem kleinen Bart eines Führers der Massen erinnerst du mich an Trotzki.
Oberst Ricardo nahm einen weiteren Anruf an, legte auf, steckte sich eine Zigarette an (Mit einem dieser Silberfeuerzeuge, stellte ich mir vor, die man nach fünfundzwanzig Jahren ehelicher Folter, gegenseitigen Zerfleischens, grausamen, resignierten Hasses bekommt), lehnte sich zurück und schaute zufrieden auf den Rauch, wandte ihm wieder seine gelatinösen, lila Maulwurfspupillen zu:
– Du fängst morgen um halb zehn an, da warten zig nervige Sachen darauf, bearbeitet zu werden. Und dann, je mehr Generäle und Brigadegeneräle fallen, um so größer werden deine Aussichten, aufzusteigen. Mit etwas Geschick und Glück, hier etwas nachhelfen, dort etwas nachhelfen, ein paar alte Knacker auf die Straße setzen, was macht das schon, da kriegst du deine Sterne noch vor Jahresende. Du bist nach mir dran, was die Beförderung betrifft, nicht wahr? Also, meine kriege ich schon nächste Woche: ganz einfach, nicht wahr?
Zu groß für dich und zu groß für mich, dachte der Oberstleutnant, ich fühle mich unwohl in all diesem Luxus, Mutter: die drei Zimmer in Graça, eine Offiziersmesse für Mittag- und Abendessen und Kino am Samstag, das reicht mir allemal, wie würde ich wohl damit klarkommen, eine Militärregion zu befehligen, mit Botschaftern, vornehmen Frauen, wichtigen Leuten zu reden, Stehpartys und Abendessen zu veranstalten? Oberst Ricardo erhob sich, und auch er erhob sich mit hängenden Fingern, wartete: der Rotblonde umrundete jovial den Mahagonistrand des Schreibtisches und piekste ihm den sommersprossigen Finger in den Bauch.
– Major Fontes und Oberleutnant Cardoso haben von mir den Befehl erhalten, dir, wenn es notwendig sein sollte, in allem
zu helfen: die Stimme jetzt knöchern, spitz, autoritär, der zärtlichen brüderlichen Töne von kurz zuvor entledigt, wir haben ein Büro in der Nähe von diesem hier für dich vorbereitet, mittags kommst du mit mir zusammen zum Rapport. Selbstverständlich habe
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