Fado Alexandrino
über Steine, rutschen auf dem Gras aus, schlagen in Bodensenken lang hin, voller Schlamm und Angst, voller Furcht vor der Guarda Republicana, die mit Bajonetten in der Gegend patroulliert, voller Furcht vor dem Gebell der Hunde in der stillen Dunkelheit der Landgüter, vor dem Wind in den Bäumen und den Umrissen der Büsche, voller Furcht vor dem Fluß und seinem unerwarteten flüchtigen Aufblitzen im Dunkeln, wenn das Wasser wie Blut in einer Schieferader zischelt, die kleine Gestalt eines Kaninchens zwischen den Wurzeln entkommt, und unsere Orden gehen auf den trockenen Kiefernnadeln verloren, unsere Belobigungen werden in der Panik des Rückzugs losgelassen, unsere Haltung, unsere langsame Würde, unsere fraglose historische Bedeutung werden vergessen, rufen Sie Ihren Sohn zur Ordnung, Dona Elisa, bat Oberst Ricardo, denn er hat, obwohl das Vaterland in Gefahr ist, noch immer nicht aufgehört zu lachen.
– Er wird sie in einer Pension in Intendente kennengelernt haben, sagte die Concierge keuchend mit vor Haß weißen Augen. In einer dieser Pensionen für läufige Hündinnen, wo die feinen Damen, vor Hunger jaulend, für die Automechaniker und die Maler auf dem Bau die Beine breitmachen.
Nicht in einer Pension, meine Beste, dachte der Oberstleutnant, der sich vor dem Fernseher die Leisten kratzte, während
Oberleutnant Cardoso vergebens versuchte (Scheiße, die haben die Kabel durchgeschnitten) zu Hause anzurufen, um das Abendessen, die Langusten und die Schwiegereltern abzubestellen: nicht in Intendente, meine Beste, nicht in Santa Marta, nicht in Monsanto, nicht auf der Avenida, nicht auf der Straße oder in den Bars der überschwenglichen Transvestiten und der mit ihren langen, wachsam-nachdenklichen Haartollen im Halbschatten des Tresens dösenden, diskreten Zuhälter, in deren Hosentaschen sich das Messer als Relief abzeichnet, sondern durch einen dieser Zufälle, die unaufhörlich passieren, sondern nur, weil ich eines Abends, die Hände in den Taschen und die Nase auf den Steinen des Bürgersteiges, aus dem Ministerium kam und genug hatte von Sanierungen, von Akten, von Papieren, von Notizen, unter den Arkaden in einen alten Blinden gelaufen bin, der auf einem Segeltuchhocker Trompete spielte, und der Blinde seinerseits, indem er die Arme wie ein großer aus dem Gleichgewicht geratener Vogel ausbreitete und wieder schloß, ein klagendes C ausstieß und gegen die Knie einer Dame mit toupiertem Haar und Pelzmantel fiel, die mit Paketen beladen war, die den Musiker mit ihren vielen Schleifchen, ihren unzähligen Bändern, ihrem seidig-silbrigen Papier mit dem ungeheuren, matten Geräusch einer zusammensackenden Wand begruben, und vor mir empört sich beschwerend ein dichter Parfümnebel auftauchte, in dem die Perlen der Kette undeutlich in der Ferne schimmerten wie die Lichter von Schiffen, ein vor Wut zitterndes, mit Cremes verputztes Kinn, zwei undeutliche, anfangs zornige und dann abschätzende Augen im Kölnischwasserdunst, ein Handgelenk voller Armreifen, das auf halbem Wege zwischen mir und seinen kostbaren Scherben zögerte, und dort unten auf dem Boden, meilenweit von uns entfernt, tastete der Blinde auf allen vieren, den Hintern in der Luft, nach der Trompete und dem Hocker mit schuppigen, von der Gicht deformierten Händen, die sich wie sterbende Blütenkronen im Auswurf, im Müll, in den Kippen, in den Hundeexkrementen und den Papierfetzen auf dem Bürgersteig vor- und zurückbewegten.
– Liebe auf den ersten Blick, Vater? spottete die Tochter, während sie das Glas Wermut neben das Bild der Toten und ihr blasses trauriges Lächeln stellte, das ganz allmählich im Rahmen erlosch. Sehr gut, meine Glückwünsche, wann stellst du mir meine Stiefmutter vor?
– Sie haben aber ziemlich schnell abgebaut, Herr Oberstleutnant, stellte der Leutnant fest. Wirklich nur vier Nutten? In Mosambik besorgten Sie es zwei Negerinnen auf einmal, und Sie waren noch scharf genug für eine zweite Runde.
– Ich bekomme einfach keine Verbindung, bangte Oberleutnant Cardoso, während er zum tausendsten Mal mit dem Stengel des Bleistifts die Nummer wählte. Alle sitzen wartend am Tisch, meine Schwiegereltern, meine Verwandten, das Ehepaar vom Stockwerk über unserem, ein Ingenieur und seine Frau, die ich nicht einmal kenne, und kein Vol-au-vent, keine Haselnußmousse, keine Mayonnaise, keine Ananas und mich auch nicht: die Chefin hat ganz bestimmt einen Herzanfall, sie wird denken, ich sei mit dem Wagen gegen eine
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