Fado Alexandrino
von mir, die sie zur Reinigung gebracht hat und die ich nicht abholen kann, weil ich die Zettel nicht habe, das Adreßbuch, das verschwunden ist, der Wasserhahn vom Waschbecken, der kaputt ist, der Korkenzieher, den ich nicht einmal mit Gottes Hilfe finde, die Angestellte, die mich sogar beim Waschmittel, sogar
beim Kloreiniger bestiehlt. Bei Ihrer Gesundheit, sagen Sie ihr, daß ich sie mag, machen Sie etwas, Senhor, sehen Sie zu, ob Sie sie dazu zwingen können zurückzukommen.
– Diese Schneiderin will sein Fleisch verspeisen, aber sie wird sich auch mit den Knochen abgeben müssen, prophezeite die Concierge mit einem drohenden Kichern. Sie wird genau wie ich ganze Nächte lang auf seinem Pimmel Mandoline spielen, bis sie ihn zum Stehen kriegt.
– Es ist immer dasselbe, seufzte Oberleutnant Cardoso und verdrehte die Augen zur Decke, Wohin gehst du? wer ist bei dir? glaubst du, ich weiß nicht, was du so machst?, und Geweine und Klagen und Drohungen und Geschrei, als wäre ich ein Filmschauspieler, als wäre ich der beste Fick der Welt. Ehrlich, ich habe die Nase voll von ihrer Eifersucht.
– Da gibt es nichts zu bedanken, Madame, ich bin es, der sich entschuldigen muß, Madame, ich bin selbstverständlich bereit, für den Schaden aufzukommen, Madame: und eine unbestimmte, angenehme Begeisterung, schwierig auszusprechende Silben, die klebrig im Hals stecken, der blaue Bleistift strichelt ziellos Arabesken auf einem Antrag, und auch die Angst, sie könnte plötzlich auflegen und ihn wieder allein zurücklassen, von Papierbergen gestützt in dem winzigen Bürokabuff, wo ich ordentlich, peinlich genau, gewissenhaft die Beförderung von Oberst Ricardo zum General betreibe. Und die Sätze mühsam, eine fehlende Behendigkeit der Zunge, die Zahnplatte, die bei jeder Silbe in Panik vom Gaumen zu rutschen drohte: Wenn ich einen Gegenstand beschädigt haben sollte, wenn ich einen Gegenstand zerstört haben sollte, wenn ich einen Gegenstand verbeult haben sollte, Madame, wirklich, bestehe ich darauf.
– Ein Toter, zwei Verletzte, das Kavallerieregiment ruckzuck im Sack, Provinzeinheiten machen nicht mit, sagte der Feldwebel. Diesmal haben die Kommunisten das Spiel verloren, Herr Brigadegeneral.
Legen Sie nicht auf, erzählen Sie mir von Ihnen, reden Sie
mit mir, im Fernsehen spulten unerschütterlich die Schicksalswenden des Filmes ab, die Radioprogramme liefen lauwarm wie an jedem anderen normalen Tag. Bist du sicher, daß es einen Staatsstreich gibt, Quaresma? fragte Oberst Ricardo den Feldwebel mit dem Telefon, bist du wirklich sicher, daß es sich nicht um einen Jungenstreich handelt?, Man löst doch nicht einfach so einen Hausstand auf, argumentierte der Schwiegersohn, man läßt doch nicht einfach einen Mann mit dem Haushalt alleine sitzen, wenn ich wenigstens was vom Kochen verstünde, dann ginge das ja noch, Senhor, Das hat ja gerade noch gefehlt, antwortete die lockere Stimme, die allmählich mit ihrem wissenden, süßer werdenden Timbre seine Knochen schmelzen ließ (Und ich spürte ihren Duft, flüsterte er mir zu, und ich sah ihre Augen, und ich streifte mit dem Gesicht das silbrige Fell ihres Mantels), ich weiß gar nicht, wie ich Ihr Mitgefühl vergelten soll, Herr Oberstleutnant, die Leute sind heute so unerzogen, daß ich, ehrlich gesagt, so eine Geste wie die Ihre gar nicht mehr gewohnt bin, Versuchen Sie es mal in Pontinha, Quaresma, schlug Major Fontes vor, vielleicht kann man da Konkretes erfahren, Es gab eine freie Stelle in London, sagte die Tochter, aber das ganze Jahr über Regen, vielen Dank, und außerdem haben mir Blonde noch nie gefallen, der Oberstleutnant wühlte in seinen Taschen, zog einen Geldschein heraus, legte ihn in den Hut des Blinden und ging, die Hände in den Taschen, wieder hinein, Wenn Sie erlauben, ist, denke ich, die beste Art, den Schaden wiedergutzumachen, Sie, wenn Sie mir gestatten würden, Sie zu einem Abendessen einzuladen, und gleich insgeheim, Ich hab’s versaut, ich war zu schnell, ich werde gleich ein klares Nein in die Fresse kriegen, Pontinha, das ist eine gute Idee, setzte Oberst Ricardo nach, He, Quaresma, erfinde irgendeinen Vorwand, eine Botschaft, eine dringende Nachricht, und sieh zu, daß du mir einen wichtigen Typen von da einfängst, und als er den Tejo überquerte, gab es Seixal nicht mehr, keine Lampe, keine Laterne, kein vages Leuchten von Scheinwerfern, alles unter Wasser, wissen Sie, erzählte er mir, alles eine alte spanische
Galeone in hundert
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