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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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übereinanderschlage und euch die haarige Haut der Schenkel oberhalb der Strümpfe darbiete, euch mit den rosa Strumpfbändern mit den Schleifchen begeistere, euch mit meinen Spitzenhöschen überwältige, euch mit den spitzen Knochen meiner Knie verrückt mache, der Feldwebel trat schwankend, lila vor Anstrengung, an einen riesigen Fernseher geklammert, ins Büro, schlitterte, während das Kabel hinter ihm herschleifte wie ein Schwanz, über den gebohnerten Boden, Major Fontes und Oberleutnant Cardoso halfen ihm, ihn auf den Schreibtisch zu stellen, das Kabel anzuschließen, auf den Knopf zu drücken, Vorsichtig mit dem Lack der Tischplatte, sie schoben die Fransenlampe und das Bronzepferd zur Seite, meine Mutter suchte in der Handtasche nach ihrer Brille, um besser sehen zu können, Oberst Ricardo setzte sich, wobei er wirr vor Panik den Ehering am Finger drehte, wie eine kraftlose Kröte auf ein niedriges kleines Sofa, Du hast die Ohren nicht gewaschen, Artur, tadelte ihn die Mutter, und deine Fingernägel sind wahnsinnig dreckig, schämst du dich nicht, du wirst eine Woche lang ohne Abendbrot ins Bett gehen, und da glitzerten auf dem unvermittelt leuchtenden Bildschirm kleine Lichtkörner wie an einem Oktoberhimmel, eine unscharfe Stimme näherte sich, wurde deutlicher, eine Gestalt, ein Hauptmann schaute uns an und redete, Lassen Sie es diesmal durchgehen, Dona Elisa, Sie wissen doch noch besser als wir, wie Kinder sind, Wenn Sie miteinander reden, könnte sie ja vielleicht doch auf Sie hören, hoffte der Schwiegersohn, es kann doch immer noch passieren, daß sie wieder
zu sich kommt, nicht wahr? Da hast du aber Glück gehabt, du Schelm, der Herr Major tritt für dich ein, sagte meine Mutter, dein Glück, daß ich meinen Freunden nichts abschlagen kann, Die Rechnung für den Champagner? erschrak der Soldat, sagen Sie bloß nicht, das kostet ein Vermögen, ich habe nämlich nur eintausend Escudos in der Brieftasche, Herr Leutnant. Schließen wir uns an, Dona Elisa? fragte zögernd Oberst Ricardo, schicken wir gleich ein begeistertes Telegramm zur Unterstützung der heroischen Jungs vom Staatsstreich? Zwölf Gedecke, Langustenmayonnaise, Vol-au-vent, Ananas und Haselnußmousse, rezitierte der Oberleutnant, alles schon gestern abend bezahlt, was mach ich mit dem Abendessen?, Ich möchte Rio de Janeiro wahnsinnig gern kennenlernen, erklärte die Tochter, und außerdem wird mich der Typ mit der Menge Wasser zwischen uns ganz sicher nicht mehr nerven, jemand hinter der Kamera schien dem Hauptmann Zeichen zu geben, damit er seine Rede beschleunigte oder wegging oder schwieg, denn die Augen des uniformierten Mannes wandten sich ständig von uns ab, und seine Stirn krauste sich, und die Worte verschlangen sich gegenseitig, unförmig wie fleischfressende Insekten, der Mann drehte den Kopf zur Seite, gestikulierte, protestierte, die Sendung brach abrupt ab, wieder kleine Lichtkörner, wieder die Möbel, unstete glitzernde Punkte, ein paar Sekunden lang die Nationalfahne, eine Sprecherin, die mit einem aufgesetzten Lächeln irgendeinen Film ansagte, Sie haben die Sendung nach Porto verlegt, sagte Major Fontes, es ist besser, Sie halten das Telegramm noch zurück, denn das Kräfteverhältnis ist noch nicht ganz klar, die Schicksalswenden einer Filmkomödie begannen auf dem Bildschirm hintereinander abzulaufen, Was für ein schlecht gemachter Staatsstreich, meine Jungs, meinte verächtlich meine Mutter, solltet ihr bei der Truppe nicht einmal eine ordentliche Revolution machen können?, Die leitenden Kräfte gehen nicht ran, Herr Brigadegeneral, informierte ihn der Feldwebel, der das Telefon wie eine Handbrause gezückt hielt, wahrscheinlich ist niemand im Palast, Die haben sich verpißt,
dachte der Oberstleutnant lächelnd, es reicht die kleinste Schwierigkeit, Drohungen, die Truppe auf der Straße, Panzerwagen, und schon haben sie sich verdünnisiert, das Etui mit den ausländischen Orden unter dem Arm und die Taschen überquellend von militärischen Belobigungen und Zeitungsausschnitten, in denen sie schamlos Retter des Vaterlandes, Pfeiler der Demokratie, nimmermüde Beschützer der Armen, klarsichtige, energische Führer der wahren Portugiesen genannt wurden, Zeitschriften, die honigsüß ihre Intelligenz und ihren Mut preisen, und die Typen hauen, weil sie kalte Füße gekriegt haben, mit Sonnenbrille und falschen Karnevalsschnurrbärten nach Spanien ab, hauen nach Frankreich ab, überqueren die Grenze, stolpern dabei

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