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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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der Scham, von diesem Muschelkram kriege ich eine Wahnsinnsallergie am Hals, Wenigstens einen doppelten Kaffee und ein Aspirin, so geht das nicht,
Jungs, sagte der Oberstleutnant, der wahllos an Knöpfen drehte und den Gasflammen des Herdes ziellos ein Streichholz näherte, wenn wir seinen Rausch nicht stoppen, fängt er sonst noch an wie eine epileptische Eidechse herumzuhüpfen, Seine Brille? fragte der Leutnant und hob Kissen hoch, ist jemand von euch auf seine Brille getreten?, Esmeralda bereitete in der Küche vollkommen durcheinander Totenwachentees zu, die Tante erhob sich unvermittelt riesig, grausam, sauer, wütend vor mir, Warum begrabt ihr ihn nicht am selben Hang, wo er die Hündin hingepackt hat, warum nicht im selben Haufen aus Erde und Unkraut und Sand und Müll, warum nicht mit derselben Schaufel vom Bau, warum nicht um dieselbe Zeit?, und sie stank und verweste und war tot, und dennoch redete und gestikulierte sie und wurde böse wie einst, und ihr Haarknoten breitete sich grau über den Schultern aus, der Polizeiinspektor nickte, die Agenten der Geheimpolizei nickten, Dália und Olavo nickten, Haltet den Kerl fest, er will sich aus dem Fenster stürzen, schrie einer der mageren, blonden Zwillinge, haltet ihn schnell fest, bevor er Unsinn macht, und bald schon die Karussells, bald schon der Todesbrunnen, bald schon das Riesenrad, bald schon der übelkeiterregende, süßliche Dunst des Schmalzgebäcks, bald schon der rheumatische Mechanismus der elektrischen Fliegenden Untertassen, bald schon die Aluminiummusik der Lautsprecher, Heute ist Freitag, dachte ich, es muß fast fünf Uhr sein, es muß fast sieben Uhr sein, du wartest in São Domingos auf mich, spähst vom Balkon, spähst von der verglasten Veranda, und sie lassen mich nicht gehen, ich putze mir die Füße auf der Matte ab und bin nicht ich, wundere mich wie immer über die winzigen kleinen Gegenstände aus Ton und Stoff auf dem Dielenschränkchen, Affen, Elefanten, Katzen, kleine Vasen, mikroskopische Blumen, Babys aus Plastik, Miniaturausgaben des Eiffelturms und des Klosters von Alcobaça, ein kleiner belgischer Junge mit dem Pimmel aus der Hose, Papierbeschwerer mit Schnee darin, Wenn Sie noch etwas für die Sozialarbeit unserer Kirche geben wollen, bitte sehr, Major Marques
mit Ordensspange an der Brust und der Mütze unter der Achsel grüßte schweigend meine Tante, Esmeralda, den Inspektor, Olavo beugte sich zu mir herunter wie zum Spiegel eines Sees, auf der Stirn eine konsternierte Falte, zog sich ein oder zwei Schritte in den Hintergrund des Raumes zurück, verschwand, Vielleicht sollte ich mit ihm runter auf die Straße gehen, frischer Wind in die Fresse hat noch alle wieder aufgeweckt, riet der Soldat, phantasmagorische Betrunkene, die sich gegenseitig stützend auf der Rua da Mãe-d’Água in der Nähe des beleuchteten und unregelmäßigen Postkartenbrunnens und der traurigen Bäume Lissabons torkelten, die Nutten schauten von oben aus dem Fenster in einer Traube zerzauster, neugieriger Köpfe herunter, Ich hätte nicht gedacht, daß du Alkohol so schlecht verträgst, tadelte ihn der Leutnant, daß du von einem schlappen Champagner derart in den Seilen hängst, ein dicker Nachtwächter überprüfte die Türen, die Büsche vom Príncipe Real rauschten im Dunkeln, Na, Mann, wie geht’s, fragte der Oberstleutnant, hast du das Zicklein vom Abendessen erbrochen oder nicht?, der Funker schnaufte und spuckte erstickt, ruckartig, an einen Baumstamm geklammert, Wann ist mir das zum letzten Mal passiert? wie viele Jahre ist es her, daß ich mich zuletzt so gefühlt habe?, der Boden kreiselte, die Fassaden der Häuser wogten, die Schuhe und die Beine der Kumpel näherten sich plötzlich
    Ich falle gleich
    und entfernten sich wieder, nicht einmal in Mosambik, verdammt, nicht einmal, als der Befehl kam, der uns zurückschickte, vor Bier schwindlige Typen ballerten in der Kaserne, Gesinge, Geschrei, Geheul, Ellenbogenstöße, Schimpfworte, im Zickzack schlingernde, überbordende, begeisterte Gestalten, nicht einmal damals, als sie den Largo do Carmo eingekreist hatten und Schluß mit der Geheimpolizei und dem Faschismus war, Lopes, mit einer Korbflasche Rotwein fest zwischen den Knien, brüllte mit erhobener Faust gegen den nordamerikanischen Kapitalismus und den sowjetischen
Revisionismus, Ich kann keinen Champagner ab, das sieht man ja, nur Sangria und Weißwein, hin und wieder ein Glas Tresterschnaps, und das reicht, helft mir mal

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