Fado Alexandrino
daß ich ihnen ganz still und verlegen zuhörte und mit ihnen redete, von dem Gedanken verschreckt, ich könnte das Gespräch mit Papierpupsen füllen.
– Was für ein Unsinn ist das denn, was stotterst du denn da herum? empörte sich die Concierge. Ich verstehe das nicht, ich verstehe das ehrlich nicht, die Schlampe hat dir doch Hörner aufgesetzt, oder etwa nicht?
– Nach einer Viertelstunde hatten wir keinen Gesprächsstoff mehr, klagte der Soldat. Die Schweigepausen wurden immer länger, das Herz rutschte mir, wenn sie schwiegen, in tiefe Brunnen der Leere, mir fehlte Spucke, meine Zunge verwickelte sich im Mund, meine Muskeln welkten, ich wollte mich erheben, und die Zeitung verriet mich wie ein Wachhund. Trrrrrr trrrrrr trrrrrrr.
– Was? rief die Concierge verblüfft aus. Du bist einfach so wieder gegangen, du Knalltüte, du bist einfach gegangen, ohne die Scheidung zu verlangen?
– Trrrrrr Trrrrrr Trrrrr, drohte die Zeitung.
– Nein, nichts Besonderes, ehrlich, flüsterte der Soldat. Ich kam beruflich hier vorbei, und da fiel mir ein, Laß doch mal sehen, wie es Odete geht, laß doch mal sehen, wie es ihrem Mann geht.
– Trrrrrr Trrrrrrr Trrrrrr, sagten die Seiten.
– Du bist mir vielleicht eine Trantüte, heulte die Concierge, du bist mir vielleicht ein Vollidiot.
– Trrrrr, Trrrrr, warnten die Seiten.
– Guten Abend, macht keine Umstände, ihr braucht nicht mit zur Tür zu kommen, protestierte der Soldat. Wenn sich in ein oder zwei Monaten wieder eine Lieferung in diese Gegend ergeben sollte, komme ich rauf und besuche euch.
– Trrrrrr Trrrrrr Trr, vibrierten die Seiten.
– Haben sie dir leid getan, hat ihre Freundlichkeit, die Art, wie sie dich empfangen haben, wie sie dich behandelt haben, dich gerührt? entgeisterte sich die Concierge. Und wer hat Mitleid mit mir, verdammte Scheiße, und wer ist von mir gerührt, du Armleuchter?
– Trr, schluchzte die Zeitung.
– Ja, ich bin dicker geworden, ich wiege fast einhundert Kilo, informierte der Soldat. Ich passe kaum noch auf die Stühle, das seht ihr ja.
– Trrrrrrr Trrrrr Trrrr, lachte dröhnend die Zeitung.
– Ich schreie so laut, wie ich will, von wegen, ich bin hier zu Hause, oder etwa nicht? Die Nachbarinnen sollen zum Teufel gehen, der Junge soll zum Teufel gehen, heulte die Concierge, während sie den Fernseher mit den Fäusten traktierte. Und wenn du noch einmal mir gegenüber die Stimme erhebst, kriegst du diese Vase zwischen die Hörner, du Wichser.
– Trrrrrrr, klagte die Zeitung.
– Und so machte ich mich, zwischen Hammer und Amboß geraten, in zwei Nächte gleichzeitig auf, Herr Hauptmann, die kleine Nacht von Cova da Piedade und die maßlose Nacht von
Lissabon, und so erreichte ich zwei Hauseingänge, schloß ich zwei Türen, entfernte ich mich gleichzeitig von zwei Gebäuden, sagte der Soldat, der rücklings auf dem Bett lag, die Hand auf dem hingegossenen schokoladenfarbenen Rücken der Mulattin ausgebreitet. Und noch heute, nach so vielen Jahren, weiß ich, stellen Sie sich die Blödheit vor, immer noch nicht, welche von beiden mir mehr angst macht.
– Trrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr rr rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr, schloß die Zeitung.
6
– Und die Concierge hat dich nie wieder zu sich reingelassen? fragte der Leutnant. Ich meine, nachdem ihre Wut verraucht war.
– Hin und wieder haben wir auswärts gegessen oder sind ins Kino gegangen oder in eine Bar, sagte der Oberstleutnant, einmal hat sie mich an den Haaren in eine Diskothek zum Tanzen geschleppt. Sie rief immer ihre Mutter an und schob die Freundinnen vor, Ich arbeite heute länger, ich bleibe bei dieser, ich bleibe bei jener, ich erfand Versammlungen im Ministerium, Anrufe des Staatssekretärs, Lehrgangsabendessen und zog mich, schwindlig vom Gin, ohne das Licht anzumachen, aus, während Edite und der Hund horizontal, bedrohlich und riesig wie meine Angst vor ihnen, meine Beunruhigung, meine Müdigkeit im Dunkel des Zimmers schnarchten.
– Ich werde nicht vor ein Uhr morgens fertig, Mutter, erklärte die Boutiquenverkäuferin, während sie an dem Regal mit den heruntergesetzten Pullovern lehnte und eine Haarsträhne um den Finger wickelte und ihm über dem Hörer hinweg zuzwinkerte. Auf gar keinen Fall, ich werde nach Amadora fahren und bei Graciete schlafen, ihr Patenonkel holt uns nach Dienstschluß hier mit dem Wagen ab.
– Sie hat
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