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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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drei- oder viermal im Lager angerufen, antwortete der Soldat, wie geht’s, was machst du so, entschuldige das von neulich, Abílio, ich habe den Kopf verloren, ich habe dich falsch eingeschätzt, und ich, ich habe auch meinen Stolz, verdammt. Aber eine wie die gibt nicht auf, wenn sie sich mal was in den Kopf gesetzt hat.
    – Es ist das dritte Mal in dieser Woche, daß du abends weggehst, klagte die Parfümwolke. Haben deine Kollegen beim Militär nichts Besseres zu tun?

    – Ich in einer Diskothek, stellen Sie sich das mal vor, lachte der Oberstleutnant, während er mit unsicherem Fuß die Hinterbacken der Göttin des Striptease streichelte, die auf dem Diwan weiche, aufgeschreckte Branntweinträume jammerte. Können Sie sich vorstellen, wie ich in einer Diskothek herumhüpfe?
    – Ich dachte, du wärst wie dieses andere Arschloch, Abílio, argumentierte die Concierge. Komm, sei kein Frosch, komm heute abend vorbei, verdammt noch mal.
    – Ich schlafe bei Susete, schlafe bei Bernadete, schlafe bei Lisete, schlafe bei Mariete, sagte die Boutiquenverkäuferin, während sie auf dem Aluminiumtresen des Ladens saß und ihm mit geschürzten Lippen heimliche Küsse zuwarf. Ihr Ehemann holt uns mit dem Auto ab, Mutter, ab elf Uhr kriege ich allein schon bei dem Gedanken, das Schiff zu besteigen, das Zittern.
    – Das ging sechs Monate lang so, Herr Leutnant, antwortete der Soldat, sie ließ nicht locker, Komm, komm, komm, komm, komm, komm, komm, und ich, ganz Prinz, weigerte mich. Doch die Nacht von Lissabon ist so tief, Herr Hauptmann, daß ein Typ, der allein ist, der keine Hilfe hat, ganz bestimmt Schiffbruch erleidet: und so habe ich an einem Mittwoch das Angebot angenommen, Ist ja gut, nerv mich nicht weiter, brat mir ein paar Leberstückchen mit Zwiebeln, bis gleich.
    – Hin und wieder ging mir durch den Kopf, Und wenn ich ihnen erzähle, daß sie einen weiteren Enkel haben, und wenn ich ihnen plötzlich bei Tisch von Ildas Schwangerschaft erzähle? sagte der Leutnant. Aber dann dachte ich, Nein, das geht nicht, ich mache den Mund auf, und die Alten fallen um, weiß, schäumend, mit verzerrtem Mund.
    – He, Artur, warnte die Parfümwolke, während sie das Hündchen badete, hör mal, wenn ich dahinterkomme, daß da irgendwas läuft, dann drehe ich dir den Hals um.
    Pensão Cabinda, Pensão Pérola, Pensão Baptista, Pensão Açoriana, Pensão O Meu Ninho, Residencial Dallas: die gleichen steilen Treppen, die gleichen schlafwandelnden Angestellten, die
gleichen desinteressierten Seitenblicke, die gleichen zerfledderten Gästebücher, welke Stimmen, die baten, Seien Sie so gut, und tragen Sie hier Ihre persönlichen Daten ein, mein Freund, flüchtige Paare, die den Flur entlangglitten, stark geschminkte Frauen, durchscheinende Jünglinge, ältere Herren, die ihr Gesicht mit der Hand verbargen, und immer das gleiche Zimmer, verstehen Sie, egal wo, ob in Picheleira, in Arco do Cego, in der Baixa, in Graça, in Alvalade, in Lumiar, die gleichen Betten, fleckige Bettücher, Bidets auf Eisenständern, Lampen, die wie Atemzüge verloschen, kranke Spitalshelligkeiten, schlecht schließende Fenster, die mir eine eisige, verräterische Brise auf die Schultern bliesen, und dann die übliche Schwierigkeit, die übliche Angst, der übliche Schweiß, die üblichen eifrigen Finger, die versuchten, die drückten, nicht locker ließen, die rasche kleine Welle, das augenblickliche Zusammenziehen der Muskeln, und aus, kurz darauf der Morgen (Bin ich eingeschlafen?), die weiß Gott wo verlorene Socke, wir beide, klebrig, verbraucht, fettig, auf allen vieren auf dem Boden, stoßen gegen Stühle, der siegreiche Seufzer, meiner oder deiner, Ich habe sie gefunden, ein brauner Rand am Uniformkragen, das Unterhemd, das, unvermittelt unangenehm, Gänsehaut macht, dein Duft auf meinen Handflächen, am Nacken, in der Nase, es kam mir unmöglich vor, daß jemand es nicht bemerkte, jemand sich nicht wunderte, jemand nicht Notiz davon nahm, Oberst Ramos kam sehr ernst zum Rapport, die Majore und Hauptleute kamen sehr ernst zum Rapport, Edite, in einer Tunika, zog mir mit kaiserlichen Gesten die Gräten aus dem Fisch, und die unechten Ringe glitzerten wie Lüster, Morgen werde ich neunzehn Jahre alt, informierte mich die Boutiquenverkäuferin, die nackt vor mir stand und den Büstenhalter an den Schulterblättern zuhakte, ich bin gespannt, was für ein Geschenk du mir machst.
    – Schenken Sie ihr ein Armband oder eine Kette, Herr Kommandeur,

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