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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Mercedes, S-Klasse, schwarz, Chauffeurslimousine? Vielleicht früher mal. Jetzt, mit 23 Jahren, eher eine Zuhälterkarre. Aber der dicke Benz gefiel ihm.
    Solange Franz Keil provisorisch ein Funkgerät einbaute.
    »Wenn du jetzt wieder häufiger wechselst, lohnt sich ein Festeinbau eh nicht«, wusste Keil.
    Lindt begutachtete den schweren Wagen von allen Seiten, öffnete Kofferraum und Motorhaube, nahm auf den Lederpolstern Platz und öffnete das Schiebedach. »Ein wenig wie Cabrio«, sagte er zu Paul Wellmann – der meinte nur: »Rauchabzug.«
    Es sah ganz so aus, als wäre nach dem Schock des frühen Morgens der Seelenfrieden des Leiters der Karlsruher Mordkommission wiederhergestellt. Zumindest, was das Thema Auto anbelangte – dem Thema Maiwald wollte sich Lindt postwendend mit neuem Wagen und neuem Schwung zuwenden. Dass die S-Klasse mit einem italienischen Nummernschild unterwegs gewesen war, nahm er als gutes Omen. »Der Wagen passt zu unserem Fall. Schade, dass er nicht auch noch grün ist.«
     
    Auf der Rückfahrt zum Präsidium, die er durch einen Schlenker in die Pfalz auf mehrere genussvolle Stunden ausdehnte und bei der er sich mit seinem neuen Wagen und dessen offener Dachluke richtig gut anfreundete, kehrte der Kommissar innerlich nach und nach zum aktuellen Fall zurück. Entspannt glitt er zwischen Gemüsefeldern und Weinstöcken hindurch, hielt an einem urigen Gasthaus an, um sich eine Portion Saumagen zu gönnen, räucherte das edle Interieur der S-Klasse mit den duftenden Wolken aus seiner Pfeife ein und war schließlich ganz zeitvergessen irgendwann am Nachmittag wieder zurück im Präsidium.
    Genau rechtzeitig, um mitzubekommen, was Jan Sternberg mit seiner nicht abgesprochenen Fingerabdruck-Sammlung erreicht hatte.
    »Ergebnis gleich Null«, verkündete Ludwig Willms, der mit einem dicken Packen Papier gekommen war. »Nur einer dieser Abdrücke ist registriert, der von Fabio Gallo, und das wegen des Verdachts vor Jahren. Alle anderen sind sauber, nirgends auffällig gewesen.«
    Lindts Augen verschmälerten sich zu Schlitzen. Er winkte seinem jungen Mitarbeiter, ihm nach hinten zu folgen, und schloss die Tür seines Büros. »Was hast du dir davon erwartet? Der Auftrag war nur, die Erinnerungen der früheren Maiwald-Mitarbeiter zusammenzutragen und nicht, sie gleich pauschal zu Verdächtigen abzustempeln.«
    »Hätte ja sein können …«
    »Was denn? Ein Zufallsfund vielleicht? Und dann? Hast du gedacht, damit ein Mafia-Nest in der Südstadt auszuheben?« Lindt begann, sich in Rage zu reden. »So eine plumpe Aktion! Jedes Kind konnte das durchschauen. Selbst wenn wir einen registrierten Abdruck hätten, was denkst du, wo der zugehörige Mensch jetzt wäre? Wartet schön brav in seiner Wohnung, bis wir ihn abholen?«
    Der Kommissar war zunehmend lauter geworden und versuchte, tief durchzuatmen, um sich selbst wieder zu beruhigen. Es gelang ihm nur mühsam. »Wohin soll das führen, wenn alle hier solche Alleingänge machen? Das ist sicher nicht der Sinn von Teamarbeit. Wenn jemand eine gute Idee hat, wird sie gemeinsam besprochen und wir entscheiden zusammen, wie wir vorgehen wollen.«
    Lindt fing einen kritischen Blick seines Mitarbeiters auf: »Ich kann mir schon denken, warum du so schaust. Im Zweifel, aber nur wenn wir nicht einig sind, muss eben einer entscheiden, und dieser eine, der bin nun mal ich.«
    »Und wenn es funktioniert hätte?«
    »Dann hätten wir jetzt eine Festnahme im Vernehmungszimmer sitzen und vom Staatsanwalt einen Mords-Rüffel auf unserem Schreibtisch liegen.«
    Sternberg schaute schuldbewusst zu Boden, doch Lindt war noch nicht fertig: »Und geh bloß nicht da raus und sag, das hättest du alles nur von mir gelernt.« Der Kommissar machte eine bedeutungsschwere Pause: »Du musst ja schließlich nicht dieselben Fehler machen wie ich, als ich in deinem Alter war.«
    »Waren Sie nicht freiwillig …?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Wer geht schon ohne Not aus seiner Heimat weg? Die Jahre in Konstanz waren zwar ganz schön, aber … Ach, das erzähle ich dir ein anderes Mal.«
    »Schade, Chef. Das hätte mich sehr interessiert.«
    »Ich sag dir nur so viel: Wenn der Kriminaldirektor mal vorbeikommt, dir eine Stellenausschreibung von irgendwo in der Pampa unter die Nase hält und sagt: Wir erwarten, dass Sie sich darauf bewerben, dann ist es so weit.«
    »Und wenn ich mich nicht bewerbe?«
    »Wirst du versetzt. Baden-Württemberg ist groß. Kennst du das Allgäu? Den

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