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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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um die Mikrofone erreichen zu können. »Wie der Herr Staatsanwalt bereits sagte – wir würden den Ermittlungserfolg gefährden, wenn wir Ihre Frage eingehend beantworten würden, deshalb bitten wir einfach um Verständnis, dass wir Sie noch ein wenig auf die Folter spannen müssen.«
    »Stichwort Folter«, krähte der RTL-Reporter. »Konnten Sie feststellen, ob die Frau misshandelt wurde, gequält, geschlagen?«
    »Das wird uns die Gerichtsmedizin nach Abschluss ihrer Untersuchungen berichten. So weit sind wir leider noch nicht.«
    »Wozu machen Sie denn überhaupt einen Pressetermin, wenn die meisten Fragen unbeantwortet bleiben müssen? Nur um Ihren schönen Wagen und die Techniker in den weißen Anzügen vorzuführen?«, ereiferte sich der BILD-Redakteur. »So was kommt doch jeden Tag in der Glotze. Unsere Leser brauchen Fakten, Fakten, Fakten.«
    »Die brauchen vor allem fette Überschriften«, raunte Oskar Lindt halblaut vor sich hin.
    »Bitte etwas deutlicher!«
    »Nichts zur Sache«, Conradi winkte ab. »Tut mir leid, dass wir nicht alles für die Öffentlichkeit freigeben können. Aber sehen Sie es positiv. Auch Ihr Publikum wird mit Spannung erwarten, wie sich dieser Fall hier fortentwickelt. Wir halten Sie auf dem Laufenden. Vielen Dank!«
    Ein unwilliges Raunen ging durch die Reihen der Journalisten, doch nachdem sich der Staatsanwalt und die Polizeibeamten hinter die Absperrung zurückgezogen hatten, packten sie maulend ihr Equipment zusammen und räumten nach und nach den Hof.
     
    »Der Oskar und sein vorlautes Mundwerk«, schimpfte der Pressesprecher und machte eine Kopfbewegung zu dem rundlichen Kommissar, der sich im Schatten des Vordaches an den alten Mercedes der Maiwalds lehnte und dringend eine Pfeife stopfen musste.
    »Wieso, hat’s etwa nicht gestimmt? Die wollen doch nur Sensationen, reine Effekthascherei, Hauptsache, die Auflage stimmt.«
    »Hast du eine Ahnung, wie mühselig es ist, die Kontakte zu dieser Horde von Schreiberlingen zu pflegen? Meine tägliche Arbeit! Dieses Pflänzchen will dauerhaft gegossen und gehätschelt werden.«
    Conradi gab ihm recht: »Nichts wäre schlimmer, als die Medien gegen uns zu haben. Polizeischelte, damit sind die Herrschaften gleich bei der Hand.«
    »Immer kleine Häppchen füttern, das ist meine Devise«, sagte der Leiter der Pressestelle. »Auch, wenn die jetzt nicht zufrieden sind, war unser Auftritt ein Erfolg, denn wir haben sie neugierig gemacht. Wir wissen mehr als sie und das reizt die Meute.«
    »Kleine Häppchen«, grinste Ludwig Willms. »Wenn die erst wüssten, was wir in den Tüten haben.« Er schaute in die Runde. »Na, wer will einen Blick auf die leckeren Leichenteile werfen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er voraus zum Transporter der KTU.
    »Los, los, die Herren, nur nicht so zimperlich. Wer möchte als Erster dem Tod ins Auge blicken? Na, schon mal so was gesehen?« Willms holte einen der blauen Säcke aus der Box und stellte ihn auf den Boden. Mit flinken Fingern knüpfte er die Schnur auf und schlug den Rand zurück. »Bitte näher treten! Was steckt hier drin? Faulendes Fleisch? Millionen weißer Maden? Gestankwolken wie in der Kanalisation?«
    Zögernd kamen die anderen heran. Conradi hielt bereits ein Papiertaschentuch in der Hand, um es sich bei Bedarf schnell vors Gesicht pressen zu können.
    »Oh!«, kam es von Kommissar, Pressesprecher und Staatsanwalt wie aus einem Munde.
    »Beziehungen sind alles, kann ich euch sagen.« Willms zog seine Mundwinkel wieder in die Breite. »Frisch aus dem Schlachthof, heute Morgen abgeholt, eine Ladung Kalbsknochen, jetzt fein verteilt auf 14 blaue Müllsäcke.«
    Ein klickendes Geräusch vom Tor her ließ die vier zusammenfahren. Instinktiv fasste Willms die blaue Tüte am Rand und drückte sie zusammen. Gerade noch rechtzeitig, denn ein besonders vorwitziger Pressefotograf mit Kamera vor dem Gesicht kam eilig auf sie zu.
    »Ein Blick da rein? Bitte«, bettelte er. »Das Bild des Jahres.«
    Schnell schüttelte Conradi den Kopf. »Keinesfalls, tut mir leid. Was da drin ist, sieht so abstoßend aus …«, er machte eine theatralische Pause und drückte das Taschentuch auf seinen Mund, »das dürfte keinesfalls veröffentlicht werden – viel zu ekelerregend. Ihr Chefredakteur würde es ohnehin canceln.«
    Mürrisch zog der Fotograf wieder ab.
    »Das hätte ins Auge gehen können«, meinte Conradi.
    »Glück gehabt, der hat nichts von meinen Kalbsknochen gesehen.«
    »Machst du Brühe

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