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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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»Nichts für mich, so ein Bock.«
    »Vielleicht was Nordisches?« Keil zeigte auf einen Saab. »Frühlingsgrün, passt zur Jahreszeit. War das Fluchtfahrzeug bei dem Banküberfall vor zwei Monaten in Pforzheim.«
    »Paul fährt schon einen Volvo. Hast du nichts in der gleichen Art wie mein … Was ist denn da drunter?« Lindt ging auf ein langes Fahrzeug zu, das von einer weichen, grauen Stoffbahn verhüllt wurde.
    »Der ist reserviert!«, rief Franz Keil von hinten.
    »Für wen?« Der Kommissar hatte schon einen Zipfel der Decke in der Hand.
    »Für deinen Chef, Oskar.«
    »Der Kriminaldirektor? Wieso, der nimmt doch immer, was grad so rumsteht.«
    »Zufällig kam er vorbei, als unsere Kollegen von der Droge dieses schöne Wägelchen leergeräumt haben. Hatte wohl was am Funk gehört.«
    »Koks?«
    »Drei Zentner.«
    »Wie viel?«, fragte Lindt ungläubig.
    »Drei volle Zentner, alles in handliche Fünfkilotüten verschweißt. 30 mal 5 macht 150. Oben drauf zwölf Tüten Hundefutter.«
    »Ein Tipp?«
    Keil zuckte die Schultern. »Italienische Nummer, Fahrer aus Bulgarien, mehr weiß ich nicht.«
    Lindt stand nach wie vor am selben Fleck und hielt sich am Zipfel des Baumwollstoffs fest.
    »Willst du nicht drunter schauen?«, fragte Paul Wellmann.
    »Alles will ich sehen!« Mit einem Ruck zog der Kommissar die ganze Stoffbahn von der Karosserie.
    Glänzendes Schwarz schimmerte ihnen entgegen. »So was will unser Chef? Das fahren doch höchstens die Jungs aus dem Milieu. Viel zu unseriös für einen Kriminaldirektor.« Lindt ging nach vorne, streichelte über den verchromten, massigen Kühlergrill und tätschelte den Stern. »Eigentlich wollte ich schon ganz gerne wieder einen Franzosen, aber so eine alte S-Klasse …« Er öffnete die schwere Tür: »Und dann noch mit Leder und Schiebedach, das hat was.«
    »Politisch korrekt ist der Achtzylinder aber nicht gerade«, kam von Paul Wellmann, der die Aufschrift ›420 SE‹ auf dem Kofferraumdeckel gelesen hatte. »Wenn du da Gas gibst, gurgelt der Strudel im Tank. Säuft Sprit ohne Ende.«
    »Da kann ich euch trösten«, sagte Franz Keil. »Ist nur ein 300er drin. Erstzulassung in Düsseldorf. Man weiß ja, wie die Leute im Rheinland so sind. Angabe ist auch eine Gabe. Hauptsache, eine Nummer größer als die Karre vom Nachbarn.«
    »Und wer sich’s nicht leisten kann, montiert wenigstens ein anderes Typenschild«, kommentierte Lindt und dachte an den lahmen 250er Bauerndiesel im alten blauen Benz, der einst seinem Schwiegervater gehört hatte.
    »So einer hier«, klopfte Paul Wellmann mit den Fingerknöcheln auf das solide, dicke Blech der Motorhaube, »so einer fährt entweder mit Chauffeur oder auf dem Kiez.«
    »Oder bei der Mordkommission«, ergänzte Oskar Lindt und grinste aufs Mal richtig frech. »Das mit unserem Chef, das klär ich gleich.« Sprach’s, angelte sein Handy aus der Tasche, jammerte dem Kriminaldirektor etwas von seinem auf grausame Weise zerstörten Citroën vor, überzeugte ihn schließlich, dass er als oberster Chef der Karlsruher Kripo niemals eine derart unmögliche Rotlichtkarre fahren könne – was würde auch die Frau Präsidentin sagen – und reichte das Handy kurz darauf an Franz Keil weiter.
    Der antwortete nur mit »Ja … hmm, hmm … geht klar, ja. Er freut sich.« Daraufhin klappte er das Handy zu und gab es Lindt zurück.
    »Wer freut sich?«, fragte der Kommissar.
    »Du natürlich, aber auch unser Chef, wenn er dir auf deine alten Tage was Gutes tun kann.«
    »Na, ein paar Jährchen haben wir beide schon noch«, antwortete Lindt und legte Paul Wellmann die Hand auf die Schulter. »Und ab jetzt werden wir sie in dieser alten, glänzenden, schwarzen S-Klasse verbringen.«
    »Völlig unauffällig natürlich.« Paul kniff ein Auge zu.
    »Ist doch kein Problem. Zum Observieren nehmen wir dann halt deinen Volvo.«
     
    Lindts Autotick war bei der Karlsruher Polizei bekannt. Seit Jahrzehnten galt er bei der Fahrzeugstelle als Stammgast. Es konnte vorkommen, dass er mehrfach in der Woche vorbeischaute, um zu erfahren, welche Wagen gerade aktuell eingezogen worden waren, weil sie im Zusammenhang mit irgendwelchen Straftaten standen.
    Bevor eine endgültige Verwertung bei der Fahrzeugversteigerung anstand, verordnete Lindt den interessantesten Modellen eine Ehrenrunde bei der Mordkommission. Die meisten Wagen behielt er nur ein paar Monate, der Citroën XM war mit drei Jahren eine echte Ausnahme gewesen. Nun folgte also ein

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