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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Besteck aus dem Schrank. Er aß am Küchentisch. Mit gesenktem Kopf schob er sich mechanisch eine Gabel nach der anderen in den Mund.
    Carla wartete vor dem Fernseher.
    Nach dem Essen setzte er sich zu ihr und legte stöhnend die Beine hoch. »Erst Kopfschuss, dann weggeschleppt, hinter einen Wurzelstock geworfen und mit Laub zugedeckt.«
»Hat das was mit dem anderen Fall zu tun?«
    »Schon möglich. Zumindest sind auch hier Zigaretten im Spiel. Paul hat ein Erdversteck entdeckt. Vier Stangen waren drin.«
    Carla fixierte die Mattscheibe. »Hört sich mal wieder nach viel Arbeit an. Dann frag ich halt eine Kollegin, ob sie mit mir ins Kino geht. Oder den gepflegten Rechtsanwalt Bock aus der Kanzlei nebenan.«
    Oskar schwieg. Für derartige Spitzfindigkeiten hatte er jetzt absolut keinen Nerv. Was hätte er auch sagen sollen? Dass ihm die Oberstaatsanwältin im Nacken saß? Das wusste Carla bereits, aber es schien sie kaum zu berühren. »Wird schon nicht so schlimm werden.«
    Seine Gedanken schweiften ab. Worum es in der Talkshow ging, registrierte er kaum. Mit dem Fernsehprogramm hatte er ohnehin Mühe, vor allem am späten Abend. Er spürte noch, wie seine Augenlider schwer wurden.
    Das geht doch gar nicht. Fassungslos beobachtete er den kleinen Hund. Der Kopf war dreifarbig, schwarz-weiß-rot, so wie beim Beagle seines Nachbarn. In Windeseile buddelte er sich in die Erde. Die Vorderläufe scharrten, der Sandboden flog in wahren Fontänen durch die Gegend. Direkt neben der alten Kiefer grub er. Jetzt schaute nicht einmal mehr der Schwanz aus dem Loch, nur die Erde spritzte noch heraus. Wonach suchte der Hund? Lindt wollte nachsehen, aber er konnte sich nicht bewegen. Die Eiche, an der er lehnte, schien ihn festzuhalten. Wie an einem Magnet haftete er an der rauen Rinde. Er blickte nach oben.
    Die Zweige der Kiefer trugen herbstliches Gelb. Wieso Gelb? Ein leichter Wind kam auf, schüttelte die Krone und wehte sämtliche gelben Nadeln mit sich fort. Hoch in die Luft, eine riesige Wolke. Auf und davon wie ein Schwarm Stare. Seit wann verlieren Kiefern im Herbst die Nadeln?
    Die Erde bewegte sich auf der anderen Seite des Baumes. Ein Hügel türmte sich auf. Wie ein Maulwurf tauchte der Hund aus dem Erdreich auf, schüttelte sich kurz und wühlte sich daneben wieder in die Erde. Immer schneller ging das jetzt. Fassungslos und bewegungsunfähig verfolgte Lindt das seltsame Treiben. Einbuddeln, auftauchen, rein, raus, kreuz und quer unter der Kiefer durch. Was suchte der Spaniel da? Wieso Spaniel, gerade war es doch noch ein Beagle gewesen. Lindt kniff die Augen zusammen. Der kahle Baum zitterte, wackelte, schwankte, neigte sich, direkt in seine Richtung. Nichts wie weg! Es ging nicht.
    Die Kiefer kippte, nur ganz langsam, aber sie fiel und zielte geradewegs auf ihn. Die Eiche hielt ihn fest, sog ihn an, umklammerte ihn, schmerzhaft fühlte er die harte Borke durch das dünne Hemd. Wieso trug er keine Jacke?
    Das kahle Geäst der umstürzenden Kiefer näherte sich ihm immer mehr. Der Fallwind rauschte und pfiff bedrohlich durch die unbenadelten Äste. Der Baum fiel mit rasender Geschwindigkeit und ging trotzdem nur in Zeitlupe zu Boden.
    Er versuchte, seine Beine loszustrampeln, vergeblich. Der Kieferngipfel kam direkt auf ihn zu, die Wolke der gelben Nadeln wie ein wilder Bienenschwarm hinterher, schützend riss er die Arme hoch, ein Schlag auf die Schulter …
    »Oskar!« Erschreckt schlug er die Augen auf. »Geh doch ins Bett, wenn dich das Programm nicht interessiert!«
     
    Um halb neun am Morgen wachte Lindt aus einem narkoleptischen Erschöpfungsschlaf auf. Sein Schädel brummte, doch der Blick auf den Wecker ließ ihn in die Höhe schnellen. Lagebesprechung 9 Uhr! Warum hatte Carla ihn nicht geweckt? Ohne Dusche könnte es noch reichen.
    »Wir warten nicht! Wellmann, fangen Sie an«, bellte Oberstaatsanwältin Lea Frey durch den Saal, als Lindt sich sichtbar zerknittert durch die Tür schob. »Ah, der Herr Hauptkommissar, fast pünktlich! Sturm draußen?«
    Er verzichtete auf eine Erwiderung, fuhr sich mit der Hand über das ungekämmte Haar, setzte sich neben Paul Wellmann und begann: »Also, wer ist der Tote?«
    Jan Sternberg antwortete: »Noch nicht identifiziert, keine Papiere, kein Handy, nichts. Die Gerichtsmedizin schätzt ihn auf Mitte 20, südländischer Typ, Balkan oder Osten. Bild wird gerade angefertigt, geht an die Medien.«
    »Ein Illegaler?«
    »Denkbar, aber irgendjemand wird ihn schon

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