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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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50 Schritte, dann winkte er: »Jetzt ist Schluss.«
    »Vielleicht ist er dort erschossen worden, sucht alles genau ab«, wies Lindt die Techniker an und folgte dann ebenfalls der Spur im Waldboden, bis er bei Paul Wellmann angelangt war.
    »Die Stecknadel im Laubhaufen«, sinnierte der Kommissar, musterte die gleichmäßige Blätterdecke und beobachtete die Kollegen der Spurensicherung, wie sie mit ihrer Arbeit begannen.
    »Wir machen einen Zehnmeterkreis sauber und nehmen auch hier das ganze Laub mit«, entschied Ludwig Willms.
    Schaufel für Schaufel verschwanden die herbstgefärbten Blätter der Roteichen und Rotbuchen, der Stieleichen, Hainbuchen und Traubenkirschen in den voluminösen Müllsäcken, nicht ohne zuvor genauestens durchsucht worden zu sein. Nach und nach entstand in dem lichten Waldbestand ein laubfreier Kreis.
    »Fund!« Ludwig Willms ging auf die Knie und griff nach dem Handfeger. Vorsichtig säuberte er einen runden bräunlichen Gegenstand. »Kommt mal her!«
    »Der Deckel von einem Abwasserrohr«, erkannte Jan Sternberg als Erster. »Kenn ich von meinem Hausbau.«
    »Und was soll die Schnur da dran?«
    »Zieh halt, vielleicht geht dann die Bombe los.«
    Willms drehte und zog vorsichtig, bis sich der PVC -Deckel abnehmen ließ. Die Öffnung eines Rohres aus demselben Kunststoffmaterial, senkrecht im Waldboden eingelassen, lag frei.
    »Aha, da habt ihr euren Erdbunker – auch ohne Tabakhund gefunden.« Der KTU -Chef griff hinein und förderte ein längliches gelbes Paket zutage. Dreimal langte er noch zu, dann lagen insgesamt vier Stangen neben ihm.
»Schon wieder Jin Ling, diesmal nicht in der Matratze, sondern im Rohr.«
    Willms wackelte, klopfte, rüttelte, schob … und zog das Kunststoffteil aus dem Boden. »So sieht also eine vergrabene Tupperschüssel aus. Die vier Stangen passten jedenfalls wunderbar rein.«
»Jetzt Moment mal«, runzelte Lindt die Stirn. »Wie müssen wir uns das alles denn vorstellen?«
    Jan Sternberg war wieder der Schnellste: »Ganz einfach, Chef. Bettenverkäufer Guth wird zum Jin-Ling-Großhändler, aktiviert alte polnische Beziehungen, lässt sich die unversteuerten Zigaretten in den Matratzen liefern, packt sie abends um in Rucksack und Fahrradtaschen und beliefert dann die toten Briefkästen seiner Kleinhändler. Die wiederum bringen diese Fluppen unters Volk – Flohmarkt und so.«
    »Ganz plausibel, deine Theorie. Dann wäre der Tote da drüben hinterm Wurzelstock also ein solcher Kleinhändler.«
»Könnte doch sein.«
    »Jetzt müsst ihr nur noch rausfinden, wer wen wann und warum erschossen hat, dann ist die Frau Oberstaatsanwältin bestimmt wieder lieb zu euch«, flachste KTU -Chef Willms.
    Lindts Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Du hast ja keine Ahnung, Ludwig, nett war die noch nie. Selbst dann nicht, wenn wir ihr einen Schuldigen mit Geständnis und lückenloser Beweiskette präsentiert haben.«
    »Außerdem«, mischte sich Paul Wellmann ein, »haben zwar beide einen Kopfschuss, aber die Waffen waren doch sehr verschieden.«
    »Jäger haben meistens mehrere Gewehre«, kommentierte Jan Sternberg. »Die Schrotflinte fürs Grobe im Nahkampf, die präzise Kleinkaliberwaffe für den exakten Sniper-Schuss aus sicherer Deckung.«
    Wellmann schaute sich stirnrunzelnd um. »Jetzt im November und ohne Laub gibts hier aber nicht viel Deckung.«
    »Ist ja nur eine Theorie, Paul«, verteidigte sich Sternberg.
    Lindt stieß eine mächtige Rauchwolke aus: »Eine, Jan, eine von mehreren möglichen. Am besten, wir warten mal ab, welche Fakten wir noch auf den Tisch bekommen. Gerichtsmedizin, Technik, Hundeführer, und gleich kommt sicher auch die Hundertschaft aus Bruchsal.« Ohne weitere Worte machte sich der Kommissar davon und wirbelte mit seinen Schuhen die bunten Herbstblätter vom Boden auf, so wie er es schon als Kind gerne getan hatte.

9
    Es wurde sehr spät am Abend, bis Oskar Lindt die Wohnungstür in der Waldstadt aufschloss.
    »Fix und fertig«, begrüßte er Carla, kickte die Schuhe in eine Ecke und warf seine Jacke achtlos auf die Flurkommode, anstatt sie über den Bügel zu hängen. »Noch ein Toter, gleich drüben im Hardtwald«, begann er, doch er kam nicht weit.
»Heute hast du nicht angerufen!«
    »Mordsaufgebot am neuen Tatort, aber jetzt hätte ich eigentlich Hunger.«
»Auflauf steht im Backofen, ich halt ihn schon seit vier Stunden warm.«
    Wortlos ging er zum Herd, nahm den ziemlich braunen Nudelauflauf aus dem Rohr, holte Teller, Glas und

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